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Geburtstagsfeiern

Geboren am 11. September

von Peter Pan*

11. September Meine Freundin bekam unser Kind an dem Tag, als das WTC in einer einzigen Staubwolke verschwand. Das ist Schicksal sagten die einen. Andere meinten, die Wehen setzten gerade deshalb drei Tage vor dem errechneten Termin ein - als das erste Flugzeug in einen der Zwillingstürme krachte.
Wie uns, so geht es vielen, die an eher denkwürdigen Tagen Geburtstag haben, vor allem diejenigen, die mit schrecklichen Ereignissen zusammenhängen. Oder mit schrecklichen, anderen Geburtstagen, wie der 20. April, an dem ein Bekannter von uns Geburtstag hat, "Hitlers Geburtstag", wie er früher als Jugendlicher zerknirscht hinzufügte. Und daran wird er auch Zeit seines Lebens erinnert werden, denn immer noch marschieren ewig Gestrige zu Ehren des schlimmstens Diktators aller Zeiten auf.

Andere hatten mehr Glück. Am D-Day Geburtstag zu haben, als der Sturm der Allierten begann. Das ist schon eher etwas, auf das man mit weniger Zerknirschtheit hinweisen kann. Trotz der vielen Toten: Der Anfang vom Ende der Nazi-Herrschaft und der Beginn eines neuen demokratischen Europas: Auf jeden Fall ein Grund zum Feiern.

Die Stimmung an manch anderen Tagen dagegen gemischt, wie aktuell der 3. Oktober. Bis vor kurzem ein durchwegs postives Datum - erst in jüngerer Zeit dämmerte den Ostdeutschen, ob es vielleicht doch weniger eine Wiedervereinigung als eine Einverleibung war? Und einige Westdeutsche verbinden mit dem Datum inzwischen eher den Beginn von Billionen Transferleistungen. Längst nicht jedem ist mehr so zum Jubeln zu Mute, wie am Anfang. An einem dritten Oktober Geburtstag feiern, da hat man immerhin den Vorteil eines freien Tags, um seine Gäste zu bewirten. Man findet dann nicht selten Geburtstagsgesellschaften, die wenigstens einmal während der Party dem politischen Geschehen ihre Aufmerksamtkeit schenken.

Das muss auch nicht schlecht sein. Bei den immer magerer werdenden Wahlbeteiligungen, sei es sogar zu begrüßen, wenn die Gesellschaft mehr politisiert werde, so sagte kürzlich Brandenburgs (noch) amtierender Ministerpräsident Platzeck - allerdings in einem anderen Zusammenhang - den Hartz-IV-Demonstrationen.
Ich bin an einem Montag geboren. War mir nicht nach Feiern, fiel mir eher das Lied "Monday, Monday" ein: "Every other day of the week is fine, yeah!" Ob im nächsten Jahr zu meinem Geburtstag auch noch Demonstrationen gegeben werden?

Das erste Jahr danach - war keine einfache Geburtstagsfeier für uns mit unserem September-Kind. Der Schock war noch zu frisch - immer und unmittelbar mit der Geburt verbunden. Die Stimmung konnte man durchaus als nachdenklich. zumindest gedämpft bezeichnen - bei aller sonstigen Freude. 2003 begann der Kindergeburtstag sich mit kleinen Gästen zu füllen und das Grauen rückte wenigstens etwas, allein durch die Aufmerksamkeit, die diese verlangten, in den Hintergrund. Die Zeit heilt alle Wunden? Nein, tut sie nicht. Doch sie lindert sehr viel und allmählich keimt wieder die Hoffnung.

In diesem Jahr, kam das erste Mal so etwas wie eine ausgelassene Stimmung auf. Es waren zu viele Kinder, es gab zuviel Lachen, zu viele Spiele und zu viele Süßigkeiten, als dass der Ernsthaftete in Trauer verharren konnte. Die Beeinflussung fand auf einmal umgekehrt statt. Die Feierfreude überwog die immer noch vorhandene Trauer. Der Schock lässt nach, das Leben geht weiter und das Leben ist schön. Eine neue Generation wächst heran - wer weiß, vielleicht endlich eine, die das Leben - und sogar das der anderen - mehr zu schätzen weiß, als alle vorangegangenen.


2004-09-09 von Peter Pan*
*Name der Redaktion bekannt
Text: ©Peter Pan* und Wirtschaftswetter
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