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Glyx-Diät II

Aus dem Erfahrungsschatz in Theorie und Praxis

von Susanne Hagedorn

Das Erscheinen meines ersten Artikels über die Glyx-Diät hat einigen Wirbel verursacht und ich möchte Ihnen meine gesammelten Erfahrungen zur Glyx-Methode darum nicht vorenthalten. Denjenigen, die enttäuscht über die kritischen Aussagen waren, möchte ich etwas beruhigen. Nach Grillparzer und Hamm (Anm. d. Red.: Marion Grillparzer, Micheal Hamm) ist die Glyx-Diät, die auf der Montignac-Methode beruht aufgepeppt worden. Unter bestimmten Bedingungen kann Sie ein Ansatz zu einer Ernährungsumstellung sein, mit der Betonung auf „kann“.

Viele Ernährungsrichtlinien sind einer größeren Allgemeinheit bekannt, nämlich dass Vollkornprodukte gesünder sind als Weißmehlprodukte. Oder dass der Verzehr von Süßigkeiten nicht das Mittel der Wahl darstellt, wenn man ein paar Kilos verlieren möchte. Das weiß eigentlich jeder, auch, wenn sich nicht jeder danach richtet.

Daraus ergibt sich zwangsläufig, dass es Lebensmittel gibt, die zum Abnehmen besser geeignet sind als andere. Die Glyxdiät teilt in "gute" und "schlechte" Kohlenhydrate ein. Die guten Kohlenhydrate sollen demnach dafür sorgen, dass der Blutzuckerspiegel nicht steil ansteigt und somit das Hungergefühl ebenso wenig schnell wiederkommt.
Die "schlechten" Kohlenhydrate treiben – so sagen die „Glyxianer“ unseren Blutzuckerspiegel in die Höhe, und er fällt dann auch wieder schnell ab. Das Hungergefühl soll nach diesen Kohlenhydraten umso höher ausfallen.

Bei Durchsicht verschiedener Tabellen ist mir oft eine Sache aufgefallen: Äpfel haben einen niedrigen glykämischen Index, treiben also den Blutzucker nicht schnell in die Höhe. Nach meiner Erfahrung und auch nach Erfahrungen vieler anderer ist der Appetit nach dem Verzehr eines Apfels fast doppelt so groß. Sollte doch jeder individuell auf den Verzehr kohlenhydrathaltiger Lebensmittel reagieren? Das Ganze erinnert mich an die Diskussion um Süßstoffe. Laut diverser Studien sind Süßstoffe zum Abnehmen nicht geeignet, weil durch den Süßgeschmack dem Gehirn signalisiert wird:" Süß- Zucker- Insulinausschüttung- Blutzuckeranstieg- Blutzuckerabfall- Hunger". Den Wert der Äpfel konnte ich im Eigenversuch persönlich nicht feststellen. Vielleicht regt dies geeignete Institute einmal zu einer umfangreicheren Studie an.

Den Rezeptteil der Bücher o.g. Autoren finde ich von der Aufmachung ansprechend. Wenn ich mir nun die Liste der Zutaten durchlese, fehlt mir jedoch eins, nämlich die Kartoffel. Kartoffeln haben nämlich laut Glyx-Experten nur als "neue Kartoffeln" einen niedrigen glykämischen Index. Das bedeutet in der Praxis, dass man im Winter auf Kartoffelgerichte verzichten müsste.

Das ist nicht für jeden praktikabel. Wie soll man einer durchschnittlichen Familie begreiflich machen, dass Bulgur, Buchweizengrütze und Kichererbsenmehl wegen gesunder Ernährung im Winter zum täglichen Speiseplan gehörten? Ich fürchte, der ein oder andere Familienkoch, findet seine nächsten Anverwandten in Kürze am nächsten Imbissstand wieder, bei Pommes Frittes.
Wie anfänglich gesagt, können die Ratgeber über die "Glyx-Diät" vielleicht einen Einstieg in eine Ernährungsumstellung sein, doch als dauerhafte Kost halt ich sie persönlich, wie die meisten Diäten, nach wie vor als ungeeignet.

Prof. M. Hamm schreibt denn auch in seinem Buch, man kann einen ungünstigen glykämischen Index durch die Mischung mit einem günstigen Index ausgleichen. Also doch wieder die gute, alte Mischkost?. An der, so scheint es, kommt auch die hippeste Diät nicht vorbei und so kommt sie fast jedes Mal und mindestens einmal in jedem Diät-Buch vor.

Meiner Meinung nach wird der glykämische Index zur Zeit deutlich überbewertet. Und jede vewandte Branche hängt sich diesem Boom an. Heute morgen wurde in unserer Bäckerei ein neues Brot beworben: "Das Glyx- Brot"! Von der Verkäuferin, die mit Auskunftserteilung scheinbar etwas überfordert war, kam lediglich der Hinweis, dass es sich um eines neues Brot handelt, das speziell auch für Diabetiker gut wäre.
Mittlerweile gibt es die Glyx- Diät auch schon in Pulverform. Einfach zum Anrühren. Praktisch nicht?

Im Zeitschriftenhandel schaute ich mir ("Berufskrankheit") die Titelblätter der gängigen Frauen- und Wellness- Magazine an. Massenweise Diätenvergleiche und welche Diäten erscheinen am häufigsten: Glyx- Diät und Atkins-Diät. Die Atkins- Diät boomt zur Zeit in Amerika und den "Glyx- Boom" gibt es bei uns. Es scheint nur noch eine Frage der Zeit, wann der erste "Glyx- Burger“ auf den Markt geworfen wird.

Zum Schluss möchte ich noch anmerken, dass es nicht schlecht ist, mit einer kohlenhydrathaltigen Kost, die viel Obst und Gemüse enthält, Kilos zu reduzieren. Und andererseits sollte sich frau grundsätzlich jedem neuen Trend in Sachen "Abnehmen" mit Bedacht und Überlegung nähern.
Nur weil die Freundin der Freundin mit irgendeiner Methode abgenommen hat, heißt dies noch lange nicht, dass diese Sache auch etwas für Sie ist. Immer mehr geht die Medizin dazu über, dem Körper des Menschen sehr individuelle Reaktionen zuzutrauen. Und die Ernährung hängt mit der Gesundheit bekanntlich sehr eng zusammen. Der Trend geht in die Richtung: die individuelle Diät für jeden einzelnen. Frau ist oft zu schnell dabei, sich Ernährungsratgeber zuzulegen, weil sie etwas Neues versprechen und die vielleicht für die Nachbarin geeignet wären, aber nicht für sie selbst. Dabei müsste es eigentlich allen klar sein, denn auch ohne Diät werden Speisen sehr unterschiedlich vertragen.

Im Zeitalter des Internets können Sie sich vorab, nach Erscheinen dieser Bücher Erfahrungsberichte in "Abnehmforen" und auch bei Fachgesellschaften abrufen. Außerdem sollte frau den Ernährungsverstand einschalten und für sich entscheiden, ob die "Trenddiät", egal wie sie nun heißt, gesund ist und ob sie für Sie persönlich überhaupt etwas bringen kann. Unter Umständen kann das gesparte Geld für so manchen Ratgeber lieber in gesunde Lebensmittel investiert werden und nicht zu vergessen: in Bewegung!
Auch ein Stückchen Schokolade sollte noch drin sein, kein Eimer voll, aber ein Stückchen, denn so ungesund wie allgemein bezeichnet ist Schokolade in kleinen Mengen (!) gar nicht, im Gegenteil. Dazu mehr in einer der nächsten Ausgaben.


2004-08-01 by Susanne Hagedorn, Wirtschaftswetter
Text: ©Susanne Hagedorn
Illustration: ©aph
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