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Die neue deutsche Bösewichtin

Traue - Schaue - Antje

von Angelika Petrich-Hornetz

Deutsche Männer als böse Gegenspieler haben in Hollywood-Filmen Tradition und dabei eine Klasse für sich erreicht. Einen der besten Bösewichte gab Gert Fröbe, der als steinreicher Unternehmer Auric Goldfinger im gleichnamigen Bond-Streifen dem Edelmetall verfallen war. Er war ein grober, rücksichtsloser Schurke, ein Größenwahnsinniger, der die Eitelkeiten des Establishments für eigene Zwecke auszunutzen verstand. Bösewichte wurden immer weniger eindimensional dargestellt, die Bond-Reihe gab solchen Figuren Raum, die damit dieselbe Präsenz entwickeln konnten wie der Held selbst, jedenfalls so lange, bis sich das Drehbuch zu Ungunsten des Gegenspielers wendet. Fröbe/Goldfinger gilt in vielen Hitlisten und Umfragen immer noch als der beste Bond-Bösewicht.

Curd Jürgens als Karl Stromberg in "Der Spion, der mich liebte" hatte eine ähnliche Wirkung, kamer aber nicht ganz so gut bei Publikum und Kritikern an wie Fröbe. Auch hier war es ein kantiger, zunächst weltmännischer Gegenspieler mit sehr eigenen, rabiaten Ideen, ein skrupelloser Einzelgänger.
Es gab an deutschen Gegenspielern auch noch Walter Gotell in gleich mehreren Bond-Filmen und auch Götz Otto als "Stamper" - wobei Gotell aber in der Mehrzahl seiner Auftritte keinen Bösewicht, sondern den sowjetischen "General Anatol" mimte, der von diversen anderen Bösewichten zur Zusammenarbeit mit Bond genötigt wurde. Nicht zu vergessen ist auch der vielseitige Gottfried John in "Golden Eye", der in der Verkörperung des gerissenen, korrumpierten "General Ouroumov", der den Zerfall des Sowjet-Regimes durchblicken ließ und schließlich vergeblich den Ruhm sucht. Sein Vorgänger war der Österreicher Klaus Maria Brandauer als egamanischer "Maximilian Largo", ebenfalls der Großmannsucht verfallen, in "Sag niemals nie", der endlich einen würdigen Gegner fand.

Und nun tritt eine junge deutsche Schauspielerin in die Fußstapfen einer ähnlichen, bislang männlichen Tradition, um eine erfolgreiche Hollywood-Serie als fiese Widersacherin zu entern. Die schönsten Mädchen kommen aus Sachsen, ist eines des bestgehütesten Geheimnisse Deutschlands, mit Antje Traue, die nun die Gegenspielerin des uramerikanischen Superman mimt, dürfte das jetzt keines mehr sein.

Es klingt deshalb etwas seltsam, dass sich Traue ausgerechnet in ihrem Heimatland nie so recht durchsetzen konnte, zumal auch sie Charisma hat und ausdrücklich kein hübsches Allerweltsgesicht besitzt, sondern ein richtig schönes und gleichzeitig eines, das, je nach Frisur und Ausleuchtung, fast schon extrem wandelbar auf der Leinwand erscheint. Allerdings galt der Prophet im eigenen Land schon öfter mal nichts, man denke auch an Regisseur Roland Emmerich, der nicht zuletzt als Master of Desaster international Karriere machte, und dafür ebenfalls Richtung USA auswandern musste.

Fast hätte Antje Traue ihre Schauspielkarriere deshalb wegen Erfolglosigkeit an den Nagel hängen müssen. Zum Glück - ihres eigenen und des Publikums - kam es dann doch nicht dazu, weil sie ihr Video fürs Casting zum neuen Superman "Man in Steel" (Deutschlandstart war am 20. Juni 2013) sandte, womit sie Regisseur Zack Snyder überzeugte und damit zur richtigen Zeit am richtigen Ort war.

Sie gibt die Ul-Faora, die rechte Hand des Hauptschurken General Zod und damit eine waschechte Bösewichtin. Internationale Aufmerksamkeit verdiente sich Traue zuvor schon u.a. im Science-Fiction "Pandorum". Der brachte allerdings noch nicht den großen Durchbruch. Der jetzige Sprung über den Atlantik hat Traue jedenfalls gut getan und ihr Rollen-Glück eingebracht.

In ihrer Rolle schleppt sie durchaus eine gewisse Schwermut mit sich herum, die den Zuschauer über das Dasein dieser Figuren auf der bösen Seite der Geschichte zunächst etwas milde stimmt, bis sich die Schwermut immer mehr in Humorlosigkeit verkehrt und die gefühllose Killer(in), wahrnehmungsgestört, problembeladen und eiskalt, herausschält, wobei auch das verständisvollste Publikum am Ende regelmäßig froh ist, die Bösewichte allesamt wieder loszuwerden. Nur, so schön wie Traue war bisher keine(r).

Es sieht zumindest so aus, dass es den bisherigen deutschen Bösewichten amerikanischer Produktionen offenbar keinen allzu großen Spaß macht, böse zu sein. So guckt auch Traue in "Man of Steel" weitestgehend so grimmig drein wie zuvor schon Fröbe und Jürgens.
Weibliche Bösartigkeit im Film scheint inzwischen vielseitiger zu werden, so wie im richtigen Leben, was natürlich seltsam anmutet, schließlich handelt es sich hier um reine Fiction-Film-Kost. Mit Traue wird damit ein Bogen gespannt, der darauf hoffen lässt, dass künftig noch komplexere Frauenrollen in Action-Filmen zu sehen sein werden. Wenn die Vielschichtigkeit weiblicher Gegenwart in alte Geschichten eingepflanzt würde, hätte das sogar einen besonderen Reiz. Traue entschlüpft dabei keineswegs nur wegen ihrer kurzen Filmrollen-Haare allen Vamp-Klischees.

Demnächst ist sie im Fantasy--Streifen "The Seventh Son" zu sehen und wird wohl in "Hercules" sowie in der Neuverfilmung von "Susperia" mitspielen. Hollywood neigt dazu, seine Darsteller auf einen bestimmten Typus festzulegen. Hoffentlich lässt Traue genau das nicht mit sich machen. Was ihr und uns jetzt noch fehlt, dürfte damit klar sein: die Rolle der Haupt-Bösewichtin in einem abendfüllenden Bond, nicht nur für Drehbuchautoren sicher eine herausfordende Aufgabe, aber: Traue - schaue - Antje.


2013-07-01, Angelika Petrich-Hornetz, Wirtschaftswetter
Text: ©Angelika Petrich-Hornetz
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