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Wirtschaftswetter-Tipps - Sommer 2019

Liebe Wirtschaftswetter-Leserinnen und -Leser,

willkommen im Sommer 2019 und in den IN und Outs + unsere Lese-, Hör- und Seh - Empfehlungen zum verlängerten Schwerpunkt "Et in Arcadia ego - im Sommer", und vielen weiteren Themen.

Schauen Sie wieder öfter herein, die Liste wächst munter bis zum 30. September 2019.

IN + OUT

Wirtschaftswetter Ins + Outs

IN : Die Vielfalt der Themen dieses Sommers sind immens. Wir fokussieren uns an dieser Stelle auf den Bericht der ungleichen Lebensverhältnisse, der kürzlich der Bunderregierung übergeben wurde. Die Bundesregierung will nun mit einem 12-Punkte-Plan reagieren. Das Problem daran: die nächsten, entscheidenden Herausforderungen stehen nicht vor, sondern bereits in der Tür. Ein ganz heikles innenpolitisches Unterfangen darunter ist aktuell die Besteuerung von CO2, an der sich laut diversen Empfehlungen alle beteiligen müssen. Mit den bisher vorgestellten Ideen, vor allem Heizen und Mobilität zu ver(s)teuern, könnte das bereits extrem teure Wohnen in vielen Regionen hierzlande jetzt noch teurer werden, obwohl es für viele Menschen keine Luft mehr nach oben gibt. Der Wohnungsmarkt ist bereits von zahlreichen anderen Faktoren bedrängt, wie die Umwandlung von Wohn- in Feriengebiete, die fortschreitende Gentrifizierung, die kommende Grundsteuer.-Reform uvm.. Doch nicht nur das private Zuhause, auch das Gemeinwohl könnte immer teurer werden, u.a. Schulen, Krankenhäuser, Universitäten, Kindertagestätten und Altenfplegeheime müssen mehr heizen als andere - weil sich viele Menschen in ihren Räumlichkeiten aufhalten. Angesichts des sozialen Sprengstoffs einer damit möglicherweise massiven Verteuerung von Wohnraum und Gemeinschaftseinrichtungen, muss die Diskussion darum, wer wie viel Beitrag zur CO2-Reduzierung leisten kann, muss und sollte, unter genauer und sachlicher Folgeabschätzung geführt werden. Und es muss diesmal mehr als je zuvor gewährleistet werden, dass am Ende nicht schon wieder nur eine dünne Schicht von wenigen, wohlhabenden Gewinnern auf Kosten von massenhaft Verlierern produziert werden.


OUT : Siehe oben, zu viel los, das Sommerloch 2019 fällt aus. Wer sich auf lange erholsame Sommer-Wochen gefreut hatte, in denen nichts los ist und vor allem genossen werden kann, wird dieses Jahr enttäuscht sein. In diesen schönsten Wochen des Jahres 2019 noch echte Erholung zu finden, dürfte schwierig werden, unmöglich ist es aber nicht. Starres Beharren auf veralteten, teuren Herkömmlichkeiten steht allerdings nicht auf dem Plan und damit ist wohl ein wochenlanger Sommer-Urlaub bereits längst von gestern. Schon seit einem Jahrzehnt beobachten Touristiker den Trend zur Kurzreisen. Der Tourismus könnte auf diese anhaltende Entwicklung noch mehr reagieren und noch bessere Angebote für immer mehr gestresste Menschen entwickeln, als den herkömmlichen Massentourismus einfach nur ein bisschen abgeändert fortzusetzen. Vielleicht sind weniger Reisetage, die aber qualitätsvoller verbracht werden könnten, ein echtes Angebot, von dem wir bislang nur träumen konnten?

 

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Bücher:

Zur Orientierung. Nächstes Jahr wird dieses "neue" Jahrhundert bereits 20 Jahre alt. Während wir mehr oder weniger alle noch schwer damit beschäftigt sind, die Geschichte der Menschheit spätestens im 22. Jahrhundert kläglich enden zu lassen, gibt es einige wenige engagierte Vertreter unserer Spezies, die sich tatsächlich noch damit befassen, was noch zu retten ist, wenn wir uns endlich Gedanken über die Zukunft machen würden. Einer der herausragenden Historiker auf diesem Gebiet ist Yuval Noah Harari, der bereits zwei fulminante Werke vor seinem neuesten Buch vorgelegt hatte und auch ständig daran gemessen wird. In seinen neuen Thesen beherzigt er die konsequente Richtschnur, einen Ratgeber für den verwirrten, in der Informationsflut versinkenden digital Naiven zu schreiben. Damit wird tatsächlich Orientierung für das 21. Jahrhundert angeboten, nicht mehr und nicht weniger. Das hier - ganz wie beim Wetter - nicht jede Strömung, die einmal zum Orkan werden kann, bereits sichtbar, erkannt geschweige denn ausreichend erörtert werden konnte, liegt auf der Hand der Schnelllebigkeit dieser Zeit, aber es nicht wenig, was dort geboten wird. Teile der größten Generation, die die westlichen Industrienationen hervorgebracht haben, befinden sich - kurz vor ihrem Ruhestand stehtend - immer noch im 20. Jahrhundert, in dem sie aufgewachsen sind. Andere verweigern die Beteiligung an der Debatte um die Zukunft aus anderen Gründen. Die Wichtigkeit dieser Beteiligung eines jeden Einzelnen ist genau das, was Harari umtreibt. Schon Stephane Hensel hatte seinerzeit mit einem etwas anderen Schwerpunkt in "Empört euch!" diesen Ansatz gewählt. Also: Lesen Sie es ganz, teilweise oder gar nicht, aber lassen Sie sich von dern Wichtigkeit überzeugen, dass genau Sie sich jetzt in die Diskussion einschalten dürfen, können und sollten.

Angaben zum Buch
21 Lektionen für das 21. Jahrhundert
von Yuval Noah Harari
Beck, 2018, 459 Seiten
ISBN 978-3-406-7277-88

Musik im Sommer 2019

Spanien pur - zum Mini-Preis. Die Leserinnen und Leser mögen uns verzeihen, falls dieses Album schon einmal im Wirtschaftswetter empfohlen wurde. Aber nach einer erneuten Hörphase im Juni 2019 - die ahnält - und bei der schon wieder Neues zu entdecken war, wie schon bei allen anderen 100 Hör-Sessions zuvor, ist diese kleine Scheibe feinster Flamenco-Gitarre eine echte Alternative zum Urlaub in Spanien für alle freiwillig und unfreiwillig Zuhaus-Gebliebene und für den kleinem Geldbeutel. Ein Leben ohne die Musik des 2014 leider verstorbenen Gitarren-Großmeisters Paco de Lucia ist machbar, aber sinnlos. 30 Grad im Schatten? Fenster oder Balkontür dieses angestellt, das auch leise seine phänomenale Wirkung entfaltet, Achung, hat neben einem immensen Inspirations- auch einen deutlichen Suchtfaktor:
Entre Dos Aguas
von Paco de Lucia
1981 erstmals bei Phillips erschienen

Kino + DVD :

Rebellinnen. In Frankreich scheinen Film-Heldinnen vielfältiger zu sein, oder wann hat man zuletzt in Deutschland eine Fabrik-Arbeiterin in der Hauptrolle eines abendfüllenden Spielfilms gesehen? Auch wenn wir mit angeblich unvermeidbaren Toten als solchen nicht so konform wie Drehbuch und Regie gehen, und im Fiction-Genre gehen Tote in Wahrheit glücklicherweise nur von der Bühne ab, empfehlen wir Ihnen diese etwas derbe Komödie, wenn Sie einmal etwas anderes als die üblichen Superhelden-Verfilmungen sehen wollen. Die drei mit unzählien Problemen beladenen Frauen, aus deren anfänglichen Gezicke, einem aus Versehen begangenen Mord und weiterer unglaublicher Verwicklungen und Widerstandskämpfe am Ende eine echte Freundschaft entsteht, sind das genaue Gegenteil von Superheldinnen. Aber sie feiern in diesem actionreichen, politischen vollkommen unkorrekten Husar*innen-Stuck am Rande des Irrsinns - und auch das zelebrieren französische Filme so gekonnt wie kaum ein anderes Land - die Freundschaft, die analoge übrigens.
Seit 11. Juli in den deutschen Kinos, Original Rebelles: "Rebellinnen - Leg dich nicht mit ihnen an"


Monowi, Nebraska - Einwohnerzahl: 1. Eine filmische Doku von Lilo Mangelsdorff, der vor dem Hintergrund der Verödung ganzer Landstriche so aktuell wie nie ist. In Monowi, mitten in Nebraska, USA lebt die betagte Elsie Eiler, und zwar ganz allein. Sie ist ihre eigene Bürgemeisterin, Steuerzahlerin und Poststation in einer Person - und sie liebt ihre Heimat nach wie vor. Elsie ist zwar viel allein, aber einsam ist sie dennoch nicht. Jeden Tag öffnet sie ihren Pub, in dem sich LkW-Fahrer, Reisende und andere Menschen aus allen Himmelrichtungen und Bundestaaten, sogar von außerhalb der USA einfinden und sich für ein paar Stunden genauso zu Hause in Monowi fühlen, wie Elsie selbst, die keine Veranlassung sieht, ihren Heimatort zu verlassen. Trotz großer Entfernungen: man kümmert sich umeinander, so gut, wie es eben geht. Seit 11. Juli in einigen ausgewählten Kinos: "Monowi Nebraska"


Einsamkeit + Schweiz pur. Und noch einmal das Thema Einsamkeit. Der mehrfach ausgezeichnete Film "Dene wos guet geit" , gleichzeitig Erstlingswerk, des Schweizers Cyril Schäublin zeigt die Geschichte einer Call Center-Mitarbeiterin (Sarah Stauffer) , die täglich Krankenversicherungen und Internat-Abos verkauft. Trainiert durch den Arbeitsalltag, werden ihre Überedungskünste immer feiner und ausgefeilter. So betätigt sie sich nach Feierabend weiter als überzeugende Telefonmarketerin, um ihr Budget aufzubessern und gibt sich gegenüber älteren Damen erfolgreich als vermeintliche Enkelin aus, die in eine Notlage geraten sei. Das ist so überzeugend und präzise in Bildsprache umgesetzt, dass der Film erstaunlich erheiternd wirkt, obwohl es sich um das in der Presse dauerpräsente Negativ-Thema der Enkeltrickbetrüger handelt. Erstaunlich leise, ruhig und höflich geht es hier höchst kriminell zu. Tja, die Schweiz bringt immer wieder ungewöhnlich satirische Filme hervor. Die Zuschauer, die sich angesichts der Nachrichten über Enkeltrickbetrüger bisher noch wunderten, warum diese Leute überhaupt so erfolgreich sind, weiß nach dem Kino-Besuch dann auch warum. Wie öde und gefühlkalt die Gegenwart ausschaut, in der sich alles nur noch ums Geld und Daten dreht, wird fein seziert auch noch mitgeliefert - und zwar gratis, ab 18. Juli in einigen Kinos.


Die totale Vermessung des menschlichen Gesichts. Der Filmemacher Gerd Conradt hat sich des Themas des nächsten Daten-GAUs angenommen, der nach anderen biometrischen Datensammlungen noch zusätzlich demnächst auf die Bürger einer durch-digitalisierten Welt zukommen wird. Das sogenannte "Facial Action Coding System (FACS)" - o.a.: die digitale Gesichtserkennung - verspricht eine komplette Vermessung des menschlichen Gesichts, so dass auch Hüte und Sonnbrillen nichts mehr nützten dürften. Die Doku will erörtern, wem diese Daten gehören, wer davon profitiert und ob wir als Folge zu maskenkenhaften Wesen mutieren, die ihre bisherige Vielfalt der Mimik verlieren. Das Film-Essay ist ab 25. Juli in einigen Kinos zu sehen: " Face_IT! Das Gesicht im Zeitalter des Digitalismus"


14. Juli 2019

------- Wirtschaftswetter-Tipps + Werbung Ende -------

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