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Wirtschaftswetter |
Wirtschaftswetter-Tipps - Herbst, Winter 2006 Liebe Wirtschaftswetter-Leser,
Willkommen im Herbst und Winter 2006. In dieser Ausgabe: Tipps zu unserem Schwerpunkt "Motivation" und vielem anderem Lesens-, Hörens- und Sehenswertem. Schauen Sie öfter hier herein, die Liste wächst bis zum 31. Dezember 2006 - und wird vor Silvester langsam und sicher zur Liste für weihnachtliche Geschenkesucher. Und nun viel Spaß beim Stöbern. |
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IN + OUT
auf Wunsch der Leser wieder eingeführt: die Wirtschaftswetter Ins + Outs
Begründung IN : Die Mode hat sich noch nie darum gekümmert, ob sie politisch gewollt ist. Während sich Orient und Okzident angeblich überall Scharmützel liefern, geben sie sich in der Mode in dieser Saison den lang ersehnten Kuss. Und dies liegt nicht zuletzt daran, dass die Märkte und damit die Schauen in den Regionen der aufgehenden Sonne immer wichtiger werden. Auf denen in Neu Dehli konnte man dieses Jahr die Kombination - die jeweils nur das Beste von beiden Seiten nimmt - ausgiebig bewundern: orientalische Muster in klassischen, westlichen Schnitten: ein Must. Dabei sind die Farben der Hemblusenkleider, mit dezenten indischen Schnörkeln versehen, bestens im Büro zu tragen - sowie ihre entsprechenden Stücke als Bluse, Hose, Shirt und Pulli in gedeckten, warmen Farben gehalten: Erd-, Stein-, und Straßentöne für alles, was im Geschäfts- und Arbeitsleben, auf der Straße und damit draußen getragen sowie gezeigt wird. Es gilt im besonderen Maße für Mäntel, Jacken, Jackets, Out-Door-Westen, Ponchos usw. - im Herbst/Winter 06/07. Bluse, Shirt, Hemd, Westlein für darunter und Kaftan dürfen schon mal ein wenig (bis leuchtend) farbig sein, so wie das Darunter jetzt sowieso wieder interessant wird. Die Lady aus dem Westen entleiht ihren orientalischen Schwestern nicht erst seit Pashmina den kuscheligen oder duftigen - bitte vom Format her nicht geizen - Schal, mit dem man allerlei anstellen kann. Die Lady aus dem Osten leiht sich die praktischen, klassischen Formen sowie die Helfer des Westens, Taschen von feinster Qualität, in die alles hineinpasst und die alles mitmachen, auch stundenlange Flugreisen - und für die neuen Gepäck-Vorschriften, entwickeln Designer längst für alle durchsichtige Accessoires. Das Mozartjahr geht zu Ende, die außen getragenen, großen Rüschen und Volants im großen Brokat verschwinden beziehungsweise verstecken sich. Der große Auftritt wird zurückhaltender. Nicht ganz, denn wenn die Dame im Herbst und Winter 2006 ihren Tweedmantel öffnet, entfaltet sich die ganze Pracht hoffnungsloser Romantik. Dieser Kontrast muss sein. Ihr Publikum, das sie an der Gardrobe beobachtet, der Gentleman, die ihr aus dem Mantel hilft, sollen sie ruhig vor Begeisterung umfallen, wenn ihnen die leuchtende Robe in rosaorangfarbenen Tönen fast den Atem raubt. Auch die glänzende jadefarbene oder azurblaue Seidenbluse, deren Anblick fast eine Sonnenbrille verlangt, ist drin - nämlich drin und nicht draußen. Märchenhafte Farben, zarte Stoffe, die umschmeicheln, dies und das zeigen und alles versprechen. Der Gegensatz zwischen Innen und Außen könnte nicht größer sein. Entpricht dies nicht sogar der politischen Lage? Wenn Sie sich dann wieder in ihren mausgrauen Mantel werfen und unter den Schutz des dazu passenden Hutes begeben, gleichsam als Geleitschutz und Sicherheitspersonal, wird der Prinz der ihren glitzernden Abendschuh mit einer Blüte in Pinkorange in der Hand hält, vielleicht vergeblich nach Ihnen suchen - als Sie um Schlag Zwölf in Ihrem wollenen Kutschrock das Fest eilig verließen. Eine Ausnahme stellen die im Winter nicht unbedingt temperaturkompatiblen Miniröcke dar. Schöne Beine wollen gezeigt werden, in gut gechnittenen Hosen, die weder zu lang noch zu kurz sein sollten, Ausnahme, Dreivierelhose, mit Stiefeln. Wundern Sie sich nicht, wenn Sie einer jungen Frau im Minirock, derben Stiefeln, Tweedjacke und einem Tuch kunstvoll um den Kopf geschlungen begegnen. Ist sie aus dem Osten oder Westen? Das ist nicht mehr festzustellen, die Mode ist launisch und macht, was sie will. Die Mode der Gentlemen übrigens gleichmaßen, das schwarze, zumindest dunkle Hemd ist wieder in, seit Jürgen Klinsmann und Jogi Löw es trugen. Schauen Sie sich einmal um, sogar Politiker - übrigens aus Ost und West und Nord und Süd tragen es jetzt es sehr gern. Die Herrenausstatter halten wunderbare neue Farbkombinationen bereit, in Schwarz, Grau und Steintönen und anderen, dunklen, warmen Farben. Das weiße (rosa, babyblaue) Hemd und der dunkle Anzug machen in dieser Saison nichts mehr her! Der gepflegte Mann ist ein gepflegter Mann und in diesem Winter ein dunkler Ritter, Beschützer und Retter - mit dem man auch Pferde stehlen kann, wenn es die Situation verlangt. Die Mode spielt mit den Geschlechtern und betont die Rollen solange, wie es Ihnen und der Mode gefällt. Wer da allerdings in Grundrechenarten auf die Geistehaltung schließen will, sollte überdenken, dass es sich bei dieser zarten Frau in Orange-Rosa durchaus um eine promovierte Physikerin und hinter jenem Muskelpaket von Mann im ritterlichen Anthrazit möglicherweise um einen Verkäufer für Küchenmöbel handeln kann. Na und? So etwas haben Sie doch gewiss schon einmal gesehen - eine Wissenschaftlerin und einen Küchenverkäufer, oder etwa nicht? Die wissenschafltiche Trennschärfe bekommt wieder Aufwind, sie rüstet mit Argumentation auf. Die inneren Werte werden wichtiger, mit den Äußeren wird trotzdem gespielt. Die Grenzen verwischen nicht, sie werden feiner, konkreter und man muss schon genau hinsehen, um zu erkennen: sie sind messerscharf. Wer dazu neigt, von einem auf das andere zu schließen, ohne nachzudenken, hat schon verloren. Die Mode macht, was sie will und bleibt dennoch authentisch, weil sie die Widersprüche lebt, denen politische Programme und Staatsformen ständig hinterherhinken. Familie ist in, aber Freunde auch, Geborgenheit ist in, aber Freiheit auch. Nichts wird einfacher, doch man erklärt sich wieder mehr: man redet mit- und nicht übereinander. Begründung OUT: In dieser Saison tragen Sie außen Tweed und drunter Tüll - und nicht umgekehrt. Der bis in unsere Tage hineingetragene öffentliche Badeanzug oder das Teil, was so ähnlich aussieht, weil man zu geizig oder zu faul war, sich etwas Tragbares zuzulegen ist die Zumutung 2006/07. Schlimm auch der Body mit Ärmchen, als unsäglicher Shirt-Ersatz unter dem Jacket: Oh, Gott, bloß nicht. Bauchfrei ist out, stand sowieso nur 15-Jährigen - jedenfalls den schlanken Vertreterinnen, wohlgemerkt. Wülste links und rechts, die sich unter dem zu kurzen Top und über die Hüfthose quetschen, bedürfen des kompromisslosen Einschreitens: Die Stoffqualität sollte sich Ihnen anpassen und nicht Sie an die schlechte Qualität Ihrer Bekleidung. Das gleiche gilt natürlich besonders für die Größe, die Ihnen passen sollen und nicht Sie auf Teufel komm raus in irgendeine unmögliche Größe. Auch mit einem glänzenden Blouson und einer Jacke (an einen Mantel ist gar nicht zu denken, ohne Kopfschmerzen zu bekommen) in leuchtenden Farben können Sie in diesem Jahr höchstens noch den Dackel vom Nachbarn jagen, aber keinesfalls irgendwo erscheinen, wo Sie ernst genommen werden wollen. Es sei denn, es handelt sich um Ihr Abend-Outfit als gefühlvolles Statement - vergessen Sie nicht, draußen darüber wieder handlungsfähige Farben zu tragen, außer Dunkelblau: mega-out. Packen Sie sich ein, in die wunderschönen Farben der Natur und der Steine, und wenn Sie sich entblättern, werden sie immer bunter, zarter und gefühlvoller - und nicht umgekehrt! Graue Sport-Unterwäsche? Hilfe! Viel Rosa hingegen und man kann es gar nicht oft genug sagen: Rosa-Orange in allen Kombinationen und Tönen. Dann ein leuchtendes Himmelblau und eines, das an die Buchten der Südsee erinnert. Geprotzt wird damit natürlich nicht. Das verhindert Ihr Tweedmantel. Der Schmuck ist zart, die Ohrringe werden wieder länger, die Colliers wertvoller, Gelbgold fürs Herz, Platin fürs Geschäft. Aber kommen Sie ja nicht auf die Idee, mit dicken Gold-, und Platinklunkern angeben zu wollen. In Pracht protzen ist passé. Mega-Out sind übrigens auch asymmetrische Fransenschnitte. Die Frisur muss sitzen - lang, mittel, kurz, glatt und in Wellen. Das Vogelnest auf dem Kopf in Kreischfarben verabschiedet sich zwar langsam, aber sicher. Wer möchte auch schon herumlaufen wie ein vom Elch abgegraster Weihnachtsbaum? Mischen sie bloß nicht zu viel, Wischiwaschi ist out, dito, wie ein Flohmarktständer herumzurennen. Die Hose in Silvester-Farben, der Kurzmantel wild gemustert, das war einmal. Ton in Ton ist angesagt, was keinesfalls mit Einheitsfarbe verwechselt werden sollte. Der Gegensatz zwischen Innen und Außen, zwischem wärmendem, kräftigen Schutz und zartem Innenleben, zwischen Gefühl und Pragmatismus - in Form und Farben - wird streng auf Kante genäht. Der bunte Hund, der alles mischt ist von gestern. Dennoch blitzt aus der geschützten Außenhülle hier und dort das Versprechen wunderschöner Farben und weicher Abschlüsse (nur nichts Gerades!) hervor. Wer in diesem Herbst/Winter nicht im fliegenden Wechsel hoffnungslos romantisch und (!) pragmatisch sein kann, ist mega-out. |
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Zeitschriften- und Lese-Tipps im Web:
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Lese-Tipps:
Im deutschen Bücherherbst sind die Erinnerungen von Joachim Fest und Günter Grass gleichermaßen zu nennen und wichtig. Daneben empfehlen wir den von den kürzlichen Attacken auf berufstätige Mütter verwirrten Leserinnen und Lesern das muntere Plädoyer für berufstätige Mütter von Birgit Ehrenberg und weitere Autorinnen, die sich mit klugen Mädchen befasssen sowie einige Bücher von Dr. Reinhard Sprenger, der mit dem Mythos der Mitarbeiter-Motivation aufräumt - und viele, viele gute, schöne Bücher mehr. Musikalisch gibt's viel wohlemperiertes Klavier, und mit einem Klavier im Haus oder in der Stereoanlage lässt sich bekanntlich jeder Winter erwärmen. Joachim Fest Journalist, Autor, ehemaliger FAZ-Herausgeber, nicht unumstrittendener Hitler- und Speer-Biograph, dessen Buch die Vorlage für den Film, der Untergang, lieferte, beendete seine Kindheits- und Jugenderinnerungen erst kurz vor seinem Tod und deren Veröffentlichtung er sehr knapp verpasste. Die Erinnerungen an seine persönlichste Geschichte, eine Kindheit in Nazi-Deutschland sind eigentlich Pflichtlektüre, weil Fest als einer der wichtigsten Nachkriegsautoren gilt. Das Leben eines Beobachters, der diesmal sich selbst und seine unmittelbare Umgebung beobachtet.
Und noch ein Erinnerungsbuch. Günter Grass arbeitete seine eigene Vergangenheit in seinem Werk konsequent ab und irritierte die Öffenlichkeit dennoch, als er im Sommer bekannte, in jungen Jahren in der Waffen-SS gewesen zu sein. Einigen meinten, ok, etwas spät, aber wenigstens gesagt, andere griffen ihn scharf an. Wer wissen will, um was es geht kommt an der gehäuteten Zwiebel nicht vorbei und wird wahrscheinlich wie der Autor selbst fesstellen, dass die Zeit reif war für dieses Buch.
Und noch eine Biographie, die wie kaum eine andere, detailreich die Kehrseite eines erfolgreichen Diktators zeigt, nämlich von Mao, der so viele um den Finger wickelte, die allzu bereit Millionen Opfer vergaßen. Dank des vorliegenden Buches wird dies in Zukunft jedoch schwer gelingen:
Nun ein harter Schnitt, von den Erinnerungen und Biographien zur Motivation oder vielmehr dem Mythos, der darum gewoben wurde. Dr. Reinhard K. Sprenger, ebenfalls nicht unumstrittener Managementberater setzte schon immer mehr auf freie Entscheidung und Eigenverantwortung als auf ermüdende Systeme. Wir empfehlen Ihnen drei Bücher, das neueste für Unternehmer und Manager, das zweite für Unternehmer, Manager und Mitarbeiter und ein älteres, das für jeden nützlich ist, der noch einen kleinen Tritt in den Allerwertesten benötigt, um sein eigenes Leben selbst in die Hand zu nehmen. In Mythos Motivation räumt Sprenger mit Prämiensystemen auf, die angeblich die Motivation der Mitarbeiter steigerten. Vielmehr steigerten dieses eine schlechte Arbeitsatmosphäre, so der Autor, die Kreativen geben auf, die Leistung lässt nach, der Schein wird indes gewürdigt und die Belegschaft arbeitet gegen- statt miteinander. Wenn Sie den Eindruck haben, genau das findet gerade in Ihrem Unternehmen statt -
Für Manager und Mitarbeiter gleichmaßen geeignet bringt Sprenger die eigene Motivation in Das Prinzip der Selbstverantwortung auf den Punkt, das inzwischen als Manifest für die eigene Verantwortung gilt. In seinem direkt erichteten Trainer-Stil provoziert er den Leser und bringt ihn dazu über seine Bequemlichkeitsgrenzen zu gehen. Führungskräfte indes müssen lernen, Verantwortung abzugeben, was mindestens genauso unbequem sein kann, wie diese zu übernehmen - ein Buch wider der organisierten und geplanten Unverantwortlichkeit, die in vielen Unternehmen und Organisationen nur zu gern gepflegt wird.
Und nun für alle: Nicht auschließlich der Staat, die Wirtschaft, die Eltern, die Clique, die Tante, der Onkel, der Arbeitgeber, die Konkurrenz, der Kollege oder die Nachbarin entscheiden, was in und mit Ihrem Leben geschieht, sondern zu größten Teil entscheiden tatsächlich Sie selbst. Wer den Weg von der passiven in die aktive Rolle seines Lebens noch sucht, sollte vor allem anderen, diesen Sprenger-Klassiker lesen, der seinen Autor einst berühmt machte.
Birgit Ehrenberg plante eigentlich keine Kinder, jetzt hat sie zwei Exemplare und ist begeistert, allerdings nur, weil sie eben auch einen Job hat. Von einer angeblich von der Natur vorgeschriebenen Rollenverteilung à la Herman hält sie nichts. In ihrem Buch Die Mami-Falle rät sie zum Abschied von Klischees und romantischer Verbrämung der Mutterrolle - die, so ist sie sicher - nur dann glücklich ausgefüllt werden kann, wenn Kinder und Arbeit möglichst ebenso glücklich kombiniert werden können. Kindern die alleinige Hauptrolle einzuräumen hält Ehrenberg für falsch. Sie sollten möglichst natürlich in das Leben integriert werden und wie selbstverständlich dazugehörend aufwachsen. Dass die Eltern arbeiten, schade ihnen nicht, im Gegenteil, ein Beruf wird für so aufgezogene Kinder eine Selbstverständlichkeit wie das gemeinsame Abendessen und der Wochenendausflug - das motiviert doch ungemein zum Kinderkriegen.
Passend zum neuen Selbstverständnis berufstätiger Mütter zelebriert die preisgekrönte Krimi-Autorin, Philosphin und SWR-Moderatorin von Literatur im Foyer die neue Frau. Thea Dorn holt sich dabei prominente Unterstützung bei denkenden Frauen, mit und ohne Kindern, um festzustellen, dass Emanzipation mit einer Mehrheit von Niedrigverdienerinnen schon rein von diesen Zahlen her noch gar nicht erreicht worden sein kann. Die am besten ausgebildetste Frauengeneration meldet sich mit ihrer Wahrnehmung der Gegenwart und ihrer Vorstellung von der Zukunft zu Wort.
Versöhnlichere und deutlich mehr an komplizierten Sachverhalten interessierte Töne stimmt aus New York und mit offensichtlich erweiterten Blickwinkel Barbara Bierach in ihrem neuen Buch, Oben Ohne an. Es könnte ihr bislang bestes zum Thema sein, eine Bestandsaufnahme und feine Analyse, und gleich um Meilen weniger polemisch und plakativ als Das dämliche Geschlecht. Zusammen mit dem Personalberater Heiner Thorborg stellt sie nun detaillierter fest, dass die Deutschen in ihrer Mütter-Kultur befangen sind, und wagt den Blick über die Grenze. Top-Managerinnen aus der ganzen Welt berichten in gut gefragten Interviews über ihren Weg, von Erfolg und Work-Life-Balance jenseits von Haus- und Rabenmutter-Grenze.
Und nun das Schönste, ein Album, Text- und Bilderbuch über den Werdegang der Weiblichkeit, die mühsame Karriere der Mädchenköpfe - herausgeben von Antonia Meiners - sozusagen wie wir die Mädchen wurden, die wir heute sind: vorwiegend selbstbestimmt und klug. Eine Reise durch 100 Jahre Frauengeschichte angefangen in der Zeit, als Mädchen noch heiraten mussten und Schule als verschwendete Zeit galt, mit Berichten von vielen Autorinnen, Zeitzeugen, Geschichten, Berichten, Fotos und vielem mehr. Das bewegende Vorwort schrieb Senta Berger.
Ein ganz anderes Thema, aber ähnlich von den Vertretern einer neuen Rückschrittlichkeit beackert wie die Emanzipation, ist die Evolutionsbiologie. In seinem umfassenden, in neuer Auflage aktualisiertem, Werk liefert Ulrich Kutschera dem Wissenschafts-Newbie und dem Nicht-Wissenschaftler aber Interessierten eine Einführung in die Materie - dem wohl spannensten Teilgebiet der Biologie. Wer mitreden will und wer sich den Angriffen der Kreatonisten ausgesetzt sieht, findet hier sowohl das notwendige Wissen als auch Argumentationshilfe.
600 Seiten Marketing von Dr. Helene Karmasin (Leiterin der Karmasin Motivforschung) in der xten Auflage, warum jetzt? Ganz einfach, spätestens zu Weihnachten kann man den Wälzer endlich einmal verschenken - oder selbst lesen, und das Fest der Liebe ist bekanntlich nicht mehr weit und dieses Buch dürfte für Marketing-Frauen und -Männer eine motivierende Lektüre und anregendes Werkzeug sein.
Wenn wir schon beim Schenken sind: Für Einsteiger und fortgeschrittene Textberufe als Präsent geeignet, die nicht selten dazu neigen, die wirtschaftliche Seite ihres Schaffens ein wenig zu vernachlässigen. Wer wissen will, wie man sich auf dem hart umkämpften Markt etabliert und dort besteht, wie man mit Kunden sowie mit der Buchführung umgeht und Rechnungen bezahlt werden, für den haben die Autorinnen des Netzwerkes Texttreff notwendiges Wissen zusammengestellt.
Jetzt etwas Kuscheliges, bei Droemer-Knaur frisch im Oktober erschienen, der heitere Roman von Nele Böhm - oder erraten Sie, welche Wirtschaftswetter-Autorin sich dahinter verbirgt? Jedenfalls handelt es vom Mittvierziger Nick, ein Kuschelbär, beliebt bei den Damen - außer bei seiner eigenen Gattin, die gerade ihren Seelpartner kennenlernte. Ohne die Hilfe seiner Kinder wäre Nick wohl aufgeschmissen ...
Jetzt kommen die Preisträger, allen voran der Literaturpreisträger 2006, Orhan Pamuk. Von dem großen Romancier empfehlen wir Essays, nämlich seine Betrachtungen, Der Blick aus meinem Fenster, die im März erschienen. Im Mittelpunkt steht Istanbul, die Stadt am Bosporus, die Stadt von Pamuk:
Vom diesjährigen Wirtschaftsnobelpreisträger Edmund S. Phelps empfehlen wir zwei Bücher, die Einführung in sein Standardwerk und als Erfinder des Kombilohns sein Buch über ebendiesen:
Den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels wurde Wolf Lepenies verliehen, der eine Reihe interessanter Bücher geschrieben hat. Eines davon fragt nach den Denkfehlern nach 1989, das zweite handelt vom Melancholie-Verbot in Utopia, das dritte sollte Pflichtlektüre an allgemeinbildenden Schulen werden.
Bei uns zu Gast im Sehr-Kurz-Interview ist Dr. Sabine Mannitz. Sie beschrieb in einer Langzeitstudie die Dynamiken der Indentifikation und Abgrenzung von Heranwachsenden aus anderen Kulturen in Deutschland und stellt fest, dass es einen unsichtbaren Integrationsprozess gibt, der mehr mit Individualisierung als mit den öffentlich geführten Diskussionen gemein hat, und dass es durchaus an Offerten der deutschen Einwanderungsgesellschaft und ihrer Institutionen mangelt.
Nach der schweren Kost brauchen wir etwas Erheiterndes und zum Wohlfühlen. Ebenfalls bei uns im Kurzinterview zu Gast ist Ina Müller, die für manche schon zum Fernsehliebling erkoren wurde. Nicht unschuldig daran der NDR, der sie mit Inas Norden über Deiche, auf Kutter und in Häfen ent-sendet. Die Komponistin, Sängerin, Autorin und Botschafterin der plattdeutschen Sprache hat natürlich etwas auf Platt verfasst. Wir empfehlen eines davon zum Lesen, dasselbe zum Hören und natürlich ihre neue Platte:
Ende Oktober und damit sehr rechtzeitig zum Fest wird's für die Schröder-Fans noch einmal richtig spannend. Dann erscheint endlich das lange angekündigte Buch vom Bundeskanzler a.D. Gerhard Schröder, und zwar nicht zu knappe 500 Seiten lang, mit dem Schwerpunkt der Regierungsjahre.
Deutschland im Herbst diskutiert die Unterschicht und immer mehr Bücher, Studien und Umfragen tauchen dazu auf. Weit besser als vieles, was derzeit kursiert, ist das Buch von Nadja Klinger und Jens König, das im September erschien und in einer scharfen Analyse sowie in vielen Portraits ein differenziertes Bild von Armut in Deutschland zeigt. Wo woanders Klischees, Zahlen und Schubladen bedient werden, zeigt dieses Buch die Realität.
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Musik-Tipps:
Dass sich Bob Dylan als Barde des Jahrhunderts bezeichnen darf weil er nicht nur von Fans und Ex-Hippies sondern von allen möglichen und unmöglichen Menschen aller Herren Länder gehört wird, ist längst kein Geheimnis mehr. Auch andere Musiker wissen den Künstler zu schätzen, und eine der schönsten Versionen von One more cup of coffee bot bislang die türkische Sängerin Sertab Erener. Ihre Stimme ist die absolute Traumbesetztung für Dylan-Songs, die wirklich keinerlei Wünsche mehr offen lässt, außer diesem, nämlich dass sie endlich auf die Idee kommt, ein ganzes Album mit Dylan-Songs einzuspielen. Ich ging davon aus, nach ihrem Eurovisions-Erfolg kommt das sicher. Jetzt sind Jahre vergangen und ich sehe mich gezwungen öffentlich zu jammern. : ( Wer einmal wieder etwas Klassik hören möchte und sich mit purem Jazz nicht anfreunden kann, für den ist der 1997 verstorbene Ausnahmepianist Eugen Cicero der Richtige für einen gelungenen, kombinierten Ohrenschmaus mit Swinging The Classics. Ansonsten lohnt sich das Stöbern in seinem Werk, das 1965 erschienene Rokoko-Jazz ist nicht umsonst legendär.
Für die Freunde deutschen Schlagers muss der kürzlich verkündete Bühnenabschied von Wolfgang Petry schmerzlich sein. Doch gönnen's wir ihm, und zum Glück gibt es ja Dosenmusik, zum Beispiel die neue mit dem herrlichen Fetzer Ruhrgebiet und vielen weiteren großen Petry-Erfolgen.
Sie sollte in diesem Herbst und Winter auf keinen Fall fehlen, wenn Sie nocht nichts von ihr im Haus haben: Das einzige Studioalbum der 1996 viel zu früh verstorbenen wunderbaren Sängeren Eva Cassidy. Warum? Hören Sie am besten selbst, solche Stimmen lassen sich besser selbst erfahren als bechreiben, bei Amazon gibt's Kostproben für die Ohren.
Rockig, eingängig und stellenweise regelrecht romantisch stellte die einst die Revolution der Liebe ausrufende und in Deutschland immer noch viel zu unbekannte mexikanische Band Mana Ende August 2006 ihr neues Album, Amar Es Combatir, vor. Wenn Ihnen jetzt noch nicht warm ums Herz ist, hören Sie unbedingt rein - die sind großartig, weltweit 16 Millionen verkaufte Albem und 4 Grammys dürften ihren Grund haben. Nehmen Sie ernst zu was Man rät und das ist gleichzeitig unser Anspieltipp: Relax!
Eines der wichtigsten Kapitel dieses Jahres. Ende 2005 veröffentlichte Xavier Naidoo sein Album Telegramm für X mit dem ausgekoppelten Hit Dieser Weg, der im darauffolgenden Sommer in die Fußballgeschichte eingehen sollte, als die Mannschaft von Jürgen Klinsmann und Jogi Löw sich damit immer wieder Mut anhörte und zum Dank Naidoo mit auf ihre Feierbühne in Berlin holte. Wer sich an diesen Sommer erinnern will (wer will das nicht?), kommt an diesem Album nicht vorbei.
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Jazz
Im Jazz-Herbst 2006 begeistert uns wieder auf Neue die sich langsam zur einigartigen Diva werdende Madeleine Peyroux mit ihrem im September erschienenen Album Half The Perfect World, das wieder einmal in Perfektion von Larry Klein produziert wurde.
Unter den sehr empfehlenswerten Jazz-Ladys dieses Jahres muss natürlich auf jeden Fall die blonde Pianistin (Stellen Sie sich vor, Thelonius wäre blond und langbeinig) Anke Helfrich fehlen, die mit ihrem Trio und ihrem perfekten Anschlag auf ihrem 2006 veröffentlichten, groovigem und bislang zweiten Album ihr Publikum wieder einmal zu Begeisterungsstürmen hinreißen wird.
Hörenswert ist zudem immer noch Verde der brasilianischen Musikerin Badi Assad, die dem Grün des brasilianischen Regenwaldes huldigt, und wie, das müssen Sie sich anhören.
Klaus Doldinger bereiste Marokko und hat uns etwas mitgebracht, nämlich sein neues Album, das musikalisch wärmt. Wenn Ihnen Kälte, Regen und Schnee zusetzen, denken Sie doch einfach an Marokko und hören Sie Passport to Marocco, des sympathischen Saxophonisten, der im Mai dieses Jahres seinen 70. Geburtstag feierte und zur Zeit auf Geburtstagstournee befindet.
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Ja, er ist es, der Sohn vom Eugen, den wir oben empfehlen, und trotzdem hinkt jeder Vergleich, weil Roger sich einen eigenen Namen und eigenen Stil ganz selbst erarbeitet hat. Nur eines haben sie gemeinsam, die Klasse - die hört man sofort, und zwar jeder. Das sind diese Leute, tauchen sie plötzlich im Radio auf, bei denen auch fast ausnahmslos jeder innehält und zuhört, und hierin muss sich der Sohn nun einmal sagen lassen, ob es ihm passt oder nicht, das war schon einmal so, beim Herrn Papa. Und auch diese neue Scheibe brachte uns das Jahr 2006 in die heimischen Wohnzimmer. Wirklich kaum einer swingt so schön in deutschen Texten wie Roger Cicero. Die Texte, ja von sehr, sehr gut bis - hmm, sehen wir über einige Spitzen großzügig hinweg, denn Jazz-Freunde sind immer toleranter als andere. Und das kommt eben davon, nach einem Jahr Fernsehshow-Berieselung, die uns aufklärte, warum Männer und Frauen angeblich mehr Unterschiede besitzen, als die paar, angenehmen, sichbaren, die so anziehend sind - denn der Sound und diese Stimme passen fantastisch gut zusammen.
Noch einmal Non-Jazz oder bisschen Und jetzt noch etwas historisch Durchgeknalltes. Falls Sie unter 30 sind dann halten Sie Eltern ruhig einmal vor, was diese damals gehört haben. Französiche Popmusik ist wieder in und war's schon mal in den 60er und 70er Jahren. Das dokumentiert die Reihe French Cuts, von denen wir das dritte empfehlen, die ersten beiden taten in den Ohren weh und wenn Sie dann immer noch nicht genug haben, dann hören Sie doch alle. Und Achtung: Man gewöhnt sich dran ; )
Für diejenigen, die nun ganz der Retro-Romantik verfallen sind, gibt es eigentlich nur eine wahre Sängerin, nach deren Tod leider ziemlich grausige Remixes auftauchten. Auf dieser Box indes nur Originale von einer echten Diva: Dalida
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Filmtipps
Nach langem Suchen, unser Filmtipp für diesen Winter, damit Ihnen auch im November und Dezember warm ums Herz wird: Ein gutes Jahr, über ein Weingut, bzw. den Finanzhai, der dieses eigentlich nur noch verhökern will, und dann klappt nichts so wie es sollte, aber dafür wird's lustig - und romantisch, mit dem Erfolgsduo Regie Ridley Scott und Hauptdarsteller Russel Crow, die schon Gladiator zusammen drehten. - Ein gutes Jahr Der erste Filmtipp dieser Ausgabe ist einfach abzugeben, und soll ein Paradefilm für das Thema Motivation sein. Wer das große Pech hatte, im Juni und Juli nicht hier gewesen zu sein, der kann sich dank Regisseur Sönke Wortmann dem Fußball im Fußballsommer 2006 noch einmal im Kino richtig hingeben. Wortmann setzte damit einer fantastischen Mannschaft, einem grandiosen Trainerpaar und einer unübertroffen guten Stimmung sicher ein Denkmal - aber was für eines? Nach der ersten Begeisterung melden sich die ersten Kritiker aus den Previews mit ernüchternden Kommentaren und es ist wie immer, die einen finden den Film toll und die anderen haben das Buch selbst gelesen. Deshalb: Bilden Sie sich eine eigene Meinung oder bleiben Sie ruhig ihrem persönlichen Erleben des Fußballsommers 2006 treu. Denn Sie haben sich zum Public Viewing getroffen, wildfremde Leute umarmt, mit den Nachbarn gegrillt, mit Freunden und Fremden in Freundesland Tore gefeiert. Das fehlt natürlich in der Kabinenbetrachtung von Wortmanns Dokumentation, die dieses Feeling nicht immer einzufangen vermag. Und wie heißt es so schön: Liebe geht durch den Magen. Das passende Barbecue zum Fußballspiel war eben 2006 mindestens genauso wichtig, wie das Spiel selbst - und das Wetter (die Gäste, das fantastische Publikum aus aller Herren Länder) nicht und nie zu vergessen.
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