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Wirtschaftswetter-Tipps im Frühling 2013

Liebe Wirtschaftswetter-Leser,
Hier finden Sie unsere IN und Outs, und viele Tipps zum Lesen, Hören, Schmecken, Reisen, Anziehen je nach Jahreszeit und Schwerpunktthema. Bestückt wird dieses Seite von Wirtschaftswetter-Autoren und Lesern. Für Anbieter haben wir schöne Werbeplätze, Anfragen für Anzeigen bitte per E-Mail an werbung@wirtschaftswetter.de

Frühling/Frühommer 2013. In dieser Ausgabe: In + Out plus Tipps zum Lesen, Hören und Sehen zu unserem Schwerpunkt: Ins Blaue. Schauen Sie wieder öfter hier herein, die Liste wächst munter bis zum 30. Juni 2013.

IN + OUT

Wirtschaftswetter Ins + Outs
IN : Gar nicht so einfach, dieses Mal, weil es so viele widersprüchliche Bestrebungen gibt, die gleichzeitig ihre Wirkungen zeigen, z.B. einerseits ist Inklusion ein großes Thema in der Bildungs- und Berufswelt - andererseits wird so viel ausgegrenzt wie noch nie, natürlich nicht offen, sondern ganz versteckt. Dementsprechend findet Transparenz genauso (öffentlich) statt, wie sich die Leichen im Keller (nicht-öffentlich) stapeln. Damit korrespondiert, dass alles öffentlich zwar davon redet, Gewalt zu ächten, aber in aller Heimlichkeit der ein oder andere zerfressen von Missgunst denkt: Der hat's doch verdient!. Auch Lobbyismus und Vitamin B ist aktuell - in solch unsicheren Zeiten überaus trendy, andererseits haben die Leute das Geklüngel von Wer-Kennt-Wen auch langsam richtig satt - und gehen dagegen auf die Straße. Einerseits ruft jede Partei nach mehr Frauenerwerbstätigkeit, andererseits ist man notorisch nicht in der Lage Frauen (insbesondere in Führungsetagen) gleich zu bezahlen. Liegt diese Diskrepanz u.a. darin begründet, dass immer mehr Menschen in den alternden Industrienationen ihr Image und ihr authentisches Leben nicht mehr zusammenbekommen - ein Auseinanderdriften wie z.B. bei der Einkommensschere? Man macht sich selbst und anderen etwas vor: Das zeugt von einer gewissen Schizophrenie des Alltags. Wir müssen deshalb zusammenfassen, dass sich eine eindeutige Entwicklung in diese oder jene Richtung derzeit nicht abzeichnet, eine Zeit auf der Kippe, es geht nur langsam voran bei der Ermittlung welche Werte sich durchsetzen werden, manchmal auch gar nicht, sondern zwei Schritte vor und zwei zurück. Wenigstens etwas Positives: Deutlich besser kommen wieder die Künstler mit den Widersprüchlichkeiten zurecht, die Mode ist gleichzeitig einfarbig und gemustert und bunt und schwarz-weiß - in allen Tönen

OUT : Siehe oben, einfacher kann es mit den Outs also nicht werden. Wer-Kennt-Wen ist deshalb out, weil, wenn die Leichen im Keller dann doch mal entdeckt werden, will den niemand mehr kennen. Das haben in der jüngsten Vergangenheit auch die Mächtigen der Welt - Banker, Staatsoberhäupter u.a. - erfahren müssen, was ist herkömmliche Macht also noch wert? Aber auch die Schwarmintelligenz zeigte in den letzten Monaten in Shit-Storms ihre hässliche Schwesternseite. Wenn die Uneindeutigkeit das Herausragende ist, dürfte die Eindeutigkeit derzeit auf verlorenem Posten stehen, in unsicherern Zeiten fehlt es damit einhergehend an Orientierung, besonders schlimm mal wieder für die Jugend, die sich deshalb auch im Bundetagswahljahr von der Politik nicht besondes gut vertreten sieht. Trotzdem sich die Widersprüche momentan die Waage halten, kann von Ausgeglichenheit der verschiedenen Interessen nicht die Rede sein, der Graben ist zu breit und zu tief geraten. Der Kalte Krieg des 20. Jahrhunderts ist zwar Geschichte, im 21. Jahrhundert hat sich allerdings ein neuer kalter Krieg in den Köpfen festgesetzt, ohne klare Fronten - der Mangel an Beweglichkeit auf allen Seiten ist immerhin etwas, das vor diesem Hintergrund nur allzu deutlich sichtbar ist. Wie wärs, wenn man endlich damit anfinge, wieder ehrlich Klartext miteinander zu reden?

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Bücher und Hörbücher:

Das richtige Buch zur richtigen Zeit. Wir sind gegen alles versichert, sichern Grenzen, Haustüren und sichern uns schließlich vor uns selbst und allen anderen und damit vor dem Leben ab: Eine Gesellschaft in Angst. Im Namen des Götzen Sicherheit werden dabei Misstrauen, Diskriminierung, Manipulation geschürt und dem Einstampfen der Freiheit Tür und Tor geöffnet. Autor Johano Strasser plädiert damit hochaktuell und zu Recht dafür, sich wieder öfter des eigenen Verstandes zu bedienen:

Gesellschaft in Angst: Zwischen Sicherheitswahn und Freiheit

Misstrauen angebracht. Dass aber Misstrauen bisweilen auch angebracht ist, Verstandesleistung spricht auch kaum dagegen, macht sich das folgende Buch zum Thema und es stehen einem die Haare zu Berge, wie weit es der Lobbyismus in Deutschland bereits gebracht hat und wie perfide die kriminelle Ernergie zu Werke geht. Es gibt zahlreiche Vorgängerbücher, die vor der korrupten Gesellschaft warnten, dieses hier ist brandaktuell und bringt auf den Stand der Dinge:

Der korrupte Mensch: Ein psychologisch-kriminalistischer Blick in menschliche Abgründe

Was die Stasi alles tat und was nicht. Der Historiker Dr. Ilko-Sascha Kowalczuk verortet die Stasi als Teil des Systems SED-Staat und nicht als Staat im Staate. Das hilft zu unterscheiden, was die Stasi innerhalb der SED-Dikatur tat und was eher dem Mythos anheim fiel. Daher äußerst lesenwert, die Geschichte der Stasi so detail- wie aufschlussreich:
Stasi konkret: Überwachung und Repression in der DDR

Glücklicherweise sind wir im zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts angekommen, und so langsam werden diese unerträglichen Glückstyrannen, die im vergangenen Jahrhundert auftauchten und ungeniert jahrzehntelang ihr Unwesen treiben konnten ihres Publikums verlustigt. Eine jener neuen Autorinnen für das moderne Publikum der gepflegten, weil gemäßigten Glückseeligkeit ist Sonia Lazlo, die schon in zweiter Generation dem Thema verhaftet ist:
Fuck Happiness: Von der Tyrannei des Glücks

Berlin ist die beste Medizin . Wenn Eltern und Schule von Kindern mindestens das Abitur erwarten, aber das Kind "versagt", kann dieser Erwartungsdruck eine Kindheit und Jugend zerstören - und Geld spielt nicht immer eine Rolle. Selten hat wohl jemand so schonungslos offen das Scheitern an Elternwünschen und Schulqualen so eindringlich und ehrlich beschrieben. Louise Jacobs, aus bestem Hause, ging an diesem Erwartungsdruck fast zu Grunde, aber sie rappelte sich wieder auf - und fand ihren eigenen Weg. Das Buch wird vielen Mut machen, die Ähnliches erlebt haben.
Zitat: "Als ich acht war, begann man, mich zu untersuchen. Und das Faszinierende war: Je genauer man mich untersuchte, desto weniger an mir stimmte. Ich wurde immer falscher."
Buchtitel: Fräulein Jacobs funktioniert nicht: Als ich aufhörte, gut zu sein

Eines der mutigsten und wichtigsten Bücher dieses Jahres dürfte aber das der Tochter von Enver Simsek sein, des ersten NSU-Mordopfer (ermordet am 9. September 2000): Semiya Simsek dokumentiert sachlich und unaufgeregt die erstaunlichen Vorgänge und damit auch das große Kopfschütteln darüber (das bei den meisten viel zu spät einsetzte), dass ausgerechnet ihr Vater und ihre Familie elf lange Jahre wie Verdächtige behandelt wurden. Sie setzt damit ihrem Vater auch nicht zuletzt das Denkmal, das er verdient hat und macht damit zusätzlich gut, was fast ein dutzend Jahre lang versäumt wurde, nämlich ein Opfer würdevoll wieder in die Gemeinschaft aufzunehmen, aus der es von hinterhältigen Tätern zuvor mit brutaler Gewalt gestoßen worden war: Schmerzliche Heimat: Deutschland und der Mord an meinem Vater

Für Kinder und Jugendliche

Die Stasi für Kinder. Der Soziologie, Historiker, Korrespondent und Autor Hermann Vinke hat bereits in vielen seiner prämierten Büchern Kindern und Jugendlichen die Geschichte nahegebracht. In diesem Buch für Leser ab 13 Jahre geht es um die ehemalige DDR. Vinke lässt Zeitzeugen zu Wort kommen, die ihre Erfahrungen mitteilen. So wird auch einem jüngeren Publikum deutlich, wie weit die persönliche Freiheit im SED-Staat eingeschränkt war, der Widerstand mit Bepitzelung, Verfolgung, Verschleppung und Haft bekämpfte:
Gegen den Strom der Unfreiheit: Zeitzeugen der DDR erinnern sich

Musik

Das 13. Album. Die einzigen düsteren Töne, die wir in unserer neuen Wirtschaftswetter-Ausgabe noch zulassen, sind natürlich die von Depeche Mode, die ihr 13. Studioalbum veröffentlichten. Während einige Kritiker über Wiederholungen meckern, sind die Fans begeistert, und mit diesem 'magischen' Album könnten sogar noch einige Musikliebhaber mehr überzeugt werden, geht runter wie Öl:
Delta Machine (Deluxe Edition)

Ladys Chorus. Was für ein glockenheller Klang - und dann die Texte. Sie sind frech, sie sind gut und darum ist es ein Ohrenschmaus, ihrem urbanen, minimalistischen, eingängigen Sound ihres Debutalbums zuzuhören. Sie haben das gewisse Mehrstimmen-Etwas, das u.a. auch die Jungs von den Beach Boys einst schon mal erreichten. Wer weiß, vielleicht singen uns die die Ladys von Laing eines Tages ihre eigene Version von "The Warmth of the Sun"? Nicht nur Brian Wilson würde begeistert sein:
Paradies Naiv

Der Mann für 2013. Und noch ein Debutalbum, das es in sich hat, vielseitig, verschiedene Musikrichtungen, dennoch aussagekräftig - und deshalb perfekt für jede Lebenslage. US-Präsident Obama soll gesagt haben, Gary Clark Jr. sei die Zukunft. Auf unsere Ohren klingt er ziemlich nach Gegenwart. Zusammen mit unseren beiden anderen Tipps ist die samtige Reibeisenstimme des Bluesgitarristen der Sound des Frühsommers 2013 (selbst, wenn draußen noch Schnee liegt):
Blak and Blu

Kino + DVD:

DVD. Ohne Bienen keine Rendite. Wie wichtig die Biene für die Wirtschaft ist, wird spätestens durch diese Doku des leidenschaftlichen Bienen-Filmers, Regisseurs und Hobby-Imkers Markus Imhoof aus der Schweiz nur allzu deutlich, der fünf Jahre lang für seine Dokumentation drehte - und die ist daher auch alles andere als trocken ausgefallen. Im vergangenen Herbst in den Kinos, jetzt auf DVD, gehört in jede gut sortierte Filmothek:
More Than Honey

Hollywood I - DVD, und jetzt noch die Preisgekrönten, das von Ben Affleck auf Tatsachen beruhende Husarenstück, wie sechs Amerikaner heil aus Teheran herauskamen, zu Recht mit drei Oscars prämiert,:
Argo

Hollywood II - Blue-ray. Bitte nicht über die wechselnden Formate wundern, aber es gibt mehrere käuflich zu erwerben, hier wird immer nur eines angeführt. Genauso gut und ebenfalls prämiert wie "Argo", - aber natürlich ist Affleck Affleck und Spielberg Spielberg - gelang das Portrait über Abraham Lincoln bzw. die vier letzten Monate seines Lebens - ein Meisterwerk. Der Film fängt die Person und die Geschehnisse auf eine Weise ein, die den Zuschauer gekonnt in den Bann zieht, gehört wie die o.g. in jede Filmothek, kommt allerdings erst im Mai 2013 heraus:
Lincoln


1. April 2013

------- Wirtschaftswetter-Tipps + Werbung Ende -------

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