Wirtschaftswetter-Tipps - im Sommer 2013 Liebe Wirtschaftswetter-Leser,
Sommer 2013. In dieser Ausgabe: In + Out plus Tipps zum Lesen, Hören und Sehen zu unserem Schwerpunkt: Sonnenseite. |
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IN + OUT
Wirtschaftswetter Ins + Outs
OUT : Setzen wir das fort: Von Freiheit sind wir so weit entfernt, wie schon lange nicht mehr. Während sich Europa unverändert in Bürokratie und demografischer Blindheit selbst erstickt, schießt links und rechts davon der tollste Geheimaktionismus mit quantitativen Riesen-Datensammlungs-Blüten nur so um sich. Die Meinungsfreiheit ist damit derzeit überall auf der Welt in höchster Gefahr, wegen der möglichen Wirtschaftsspionage auch die Wirtschaft und die Vertragsfreiheit. Friedliche, pluralistische Gesellschaften, die Systeme loben, die in jede Ecke der Geschäfts- und Privatssphäre dringen, dürften sich eines Tages wundern, wenn diese einseitigen "Freiheiten" einmal in die falschen Hände geraten sollten, denn die erste IT-Regel lautet: Was man codieren kann, kann man auch decodieren. Und wenn die technische Intelligenzia allein fürs gegenseitige Bekriegen verheizt wird, wer kümmert sich dann noch um die wichtigen Dinge menschlichen (Über-)Lebens? Mangels Personals, das mit gegenseitigem Ausspähen, Ausgrenzen, Abschlachten oder Wegsperren derart vollbeschäftigt ist, muss sich dann auch niemand mehr darüber aufregen, wenn wir eines Tages einen schlichten Stein auf den Kopf bekommen, wie einst die Dinosaurierer, die hatten schließlich auch nichts Besseres zu tun. Abrüstungsverhandlungen sollten als Kulturtechnik des 21. Jahrhunderts überall eingeführt werden, nicht nur, was Atomsprengköpfe betrifft. |
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------- Wirtschaftswetter-Tipps: Achtung Werbung -----
Bücher und Hörbücher: Kritik eines Insiders. Dieses Fallbeispiel ging durch die Presse: Das Trauerjahr wurde in dem gerade neu herausgegebenen Psychatriediagnosekatalog DSM5 zur krankhafen Depression. Nach Katalog ist der Mensch, der länger als ein paar Wochen um einen lieben Angehörigen trauert, damit also behandlungsbedürftig geistig krank - und nicht in Trauer. Ein Insider, der renommierte Psychiater und emirierte Professor Allen Frances, der als Co-Autor noch am DSM3 und DSM4 beteiligt war, warnt gerade zur rechten Zeit mit weiteren, nicht weniger drastischen Beispielen vor einer Inflation psychatrischer Diagnosen und meint, dass diese Pathologisierung ganz normaler Sorgen und Seelzustände inklusive deren Medikalisierung der Branche lukrativere Einnahmen bescherte, weil ihr damit massenhaft, einträgliche Patienten zugeführt würden - für die ernsthaft Erkrankten indes bliebe dann zu wenig übrig, da man mit ihnen, mangels Quantität auch kein Geld verdienen kann.
Vor 200 Jahren: junge Frau beim Militär. Pünktlich zur Frage, welche Lektüre für den Sommerurlaub in Frage kommt, erscheint im Juli der erste Roman der Bremer Autorin Birgid Hanke, die sich mit Reisebüchern und historischen Biographien einen Namen gemacht hat. Das Buch dreht sich um das dramatische Leben der Eleonora Prohaska, die, in Potsdam geboren, im Jahr 1813 als Mann verkleidet, unter dem Namen August Renz mit dem preußischen Herr gegen Napoleon in die Schlacht ziht. In der Schlacht an der Göhrde wurde sie dann schwer verletzt, woran sie ein paar Wochen später starb. Birgid Hanke zeichnet ihr Leben nach, die Zeit der Befreiungskriege und das Leben Eleonoras werden wieder lebendig, spannend beschrieben, bis zum letzten Punkt. Bei Droemer Knaur erschienen. Gentrifizierung. Und am Ende des Sommers, im September erscheint auch das neue Buch von Juliane Beer, die bereits mit ihren Vorgängern, u.a. "Arbeit kann zu einem langsamen und schmerzhaften Tod führen" für Furore sorgte. Wo die Gentrifizierung der Stadt noch enden wird, weiß niemand, die Autorin zeichnet die Entwicklung und das Dasein von und in Berlin wie Pinselstriche von Menschen, Orten und Geschichten bis zu dieser Gegenwart nach.
Der Mann der zu viel wusste. So lautet der Untertitel des Buches der beiden Journalisten Olaf Przybilla und Uwe Ritzer von der Süddeutschen Zeitung über Gustl Mollath, der seit sieben Jahren in der Psychatrie sitzt. Wer das liest, dem gruselt's nur noch, was in diesem Land möglich ist. Hochaktuell, das letzte Wort in diesem Fall ist noch nicht gesprochen.
Abenteurer, Erfinder, Visionnäre. Vielleicht blieben nicht alle der Beschriebenen "unerkannt" oder wurden zu Unrecht als Spinner abgetan, in dieser Sammlung, aber die Zusammenstellung von Armin Strohmeyr ist schon deshalb gelungen, weil der Leser diese Menschen auf jeden Fall allesamt kennen oder kennelernen sollte, die Frauen und Männer, deren Idee den technischen Fortschritt ausmachen. Ohne solche Bücher, würden so viele Erfinder wohl tatsächlich in Vergessenheit geraten und manche Lebens- und Erfinder-Geschichte liest sich wie ein Krimi, portraitiert werden 22 Visionäre:
Frauen, die die Welt erkunden. Und weil's so schön ist, empfehlen wir auch gleich das Buch vom selben Autor über die abenteuerlichen Reisen von Frauen, die vor nicht allzu langer Zeit mit ihren Reiseplänen gegen alle Konventionenen verstießen - 15 Portraits reiselustiger Damen:
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Für Kinder und Jugendliche (+ ein paar Eltern)
Peanuts-Musik. Wenn die Peanuts hier alle so treffend musikalisch portraitiert werden, bringt das natürlich auf die Idee, ob man nicht selbst einmal den ein oder anderen Spiel- und Schulfreund vertonen könnte, oder? Ansonsten - einfach genießen, die gute Laune aus den Zeiten der Peanuts ist so oder so ansteckend.
Lui - das Linienmännchen. Und noch einmal Kindheitserinnerungen für Erwachsene und was ganz Neues für Kinder, weil's ja schon ein paar Jahrzehnte alt ist, aber immer noch zeitlos lustig sowie inspirierend für große und kleine Zeichner, die Ein-Strich-Figur von Osvaldo Cavandoli, der quasi dem neuzeitlichen Beschwerdechor mit einem Beschwerde-Solo zuvorkam.
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Musik
Jazz + Funk + Blues = Hot Summer Night. In einem heißen Sommer kommt man an dieser Gitarisstin einfach nicht vorbei, die richtig aufgelegt eine Party-Garantie und -Granate an ihren beiden Instrumenten, Gitarre und Stimme, ist. Die geborene Belgraderin legt zudem eine Entwicklung hin, die darauf gespannt sein lässt, was aus der Vollblut-Blues-Musikerin eines Tages noch werden wird. Bei Amazon kaufen:
Südstaatenblues. Für noch eine Portion erdiges, äußerst edel gemachtes, Südstaatenfeeling sorgt die, aus New Jersey stammende, Rock- and Blues-Frau CC Coletti, deren warme Stimme das ganz gewisse Etwas hat, das andere nicht haben, und die sich u.a. auch im Background bei Meat Loaf verewigt hat. Diese Stimme darf in keiner Plattensammlung, sowie bei BBQ und Lagerfeuer am Strand auf gar keinen Fall fehlen, auch wenn das Ufer, an dem man gerade sitzt, nicht der Mississippi sein sollte. Der Bezug zu Led Zeppelin ist durch alle Stücke zu hören, nicht nur durch deren eigene:
Summertime. Wer Miles Davis vermisst, hat natürlich vollkommen recht und niemand wird ihn je ersetzen. Jeder Trompeter hat eine eigene Stimme, aber Chris Bottis ist wirklich eine ganz besondere, die es zur Meisterschaft gebracht hat und sich gekonnt vor Davis verneigt. Auch so eines der Alben, das man ganz hören und auch ganz haben muss, weil man es sonst zu häufig vermissen müsste:
Knisternder Samba und Bossa Nova. Kein Sommer ohne Bossa Nova. Nicola Conte hat hier alte, verloren geglaubte Bossa-Nova- und Jazz-Samba-Nummern der 1960er Jahre ausgegraben und auf Arno, der auch als belgischer Tom Waits bekannt geworden ist, aber seine ganz eigene Sprache hat. Das neue Album ist gelungen, das 2012 herauskam, aber da der Sänger hier noch wenig bekannt ist, graben wir an dieser Stelle sein 2011 erschienenes Album heraus, das nicht nur in Belgien zum Straßenfeger wurde. Arno ist ein Profi, da sitzt alles, passt in diesen rauen, schönen Sommer 2013:
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Kino + DVD:
Wow, ein neuer Supermann. Zumindest im Kino wird es dieses Jahr wohl nichts mit sonnigen Sommerferien, Gegenteil. Mit Man of Steel ist dem Regisseur Zack Snyder ein ordenliches Rama Dama auf der Kinoleinwand gelungen, das für deutsche Zuschauer u.a. wegen Antje Traue schon äußerst sehenswert ist, die in der Rolle der Bösewichtin glänzt, seit dem 20. Juni hierzulande in den Kinos Man of Steel Pandemie mit Zombie-Virus. Ähnlich bombastisch und laut geht es in dem Zombiekrieg mit Brad Pitt zu, der das zweifelhafte Vergnügen der Heldenrolle in einem Action-Drama hat, in dem die Menschheit durch Ansteckung rasant auf ihr unvermeidliches Ende zurast. Die Idee als solche ist gar nicht so unrealistisch, aber wird im Film gekonnt auf die Spitze schlimmster Gruselfantasien getrieben, in dem es immerhin einen Trost gibt: Die berühmte Suche nach dem Gegenmittel. Seit 27. Juni in den deutschen Kinos: World War Z Sci-Fi: Soziales Endzeit-Drama. Einen anderen Master-of-Desaster-Weg wählt Regisseur Neil Blomkamp, der quasi die Geschichte weiterspinnt, was passiert, wenn es mit der Inklusion nicht klappt. Wie schon in "1984" ist die Welt (hier: 2154) längst zweigeteilt: in die schicke Raumstation "Elysium" für Reiche und eine überbevölkerte, dahinvegitierende Erde. Doch der auch in diesem Film verzweifelte Held, Matt Damon gibt nicht so schnell auf und macht sich auf den Weg zur Raumstation - und damit zu Gegenspielerin, Ministerin Delacourt Jodie Foster. Auf den Filmstart müssen deutsche Kinobesucher noch etwas warten, ab 15. August: Elysium Fracking im Kino. Die Fachkritiker waren offenbar nicht ganz überzeugt von der Mischung aus Spielfilm und Dokudrama, doch allein schon um des aktuellen Themas willens, sollte man sich ansehen, wie sich eine Dorfgemeinschaft gegen eine Methode wehrt, die im "echten Leben" weltweit, auf der einen Seite für Furore sowie auf der anderen für dunkelste Warnungen vor dem Ausverkauf des ganzen Planeten sorgt. Seit dem 20. Juni in den deutschen Kinos: Promised Land DVD-Sommerkomödien. Der Film wurder kürzlich in deutscher Übersetzung ("Brasilien") im TV gezeigt, als DVD ist das Original Copacabana mit deutschen Unteriteln versehen. Die Protagonistin Boubou (Isabelle Huppert) träumt vom Samba und Brasilien und ist etwas chaotisch. Ihre Tochter lädt sie deshalb von ihrer Hochzeit aus. Boubou will beweisen, dass sie Geld verdienen kann und landet im belgischen Ostende. Manchmal ernst, immer schwungvoll, liebenswert und mit versöhnlichem Ende:
DVD-Sommerkomödien. Wie die ältere Generation durch die jünger bevormundet wird, lernt der Zuschauer in dieser Schweizer Komödie kennen, aber die zuerst vier und dann durch einen tragischen Todesfall nur noch drei älteren Damen lassen sich das nicht gefallen und nehmen im hohen Alter die Gestaltung ihres Leben höchstselbst in die Hand. Das ist so lustig und liebevoll gemacht, dass dieser Film inzwischen zum Dauerbrenner geworden ist, zeitlos witzig und schön:
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