Wirtschaftswetter-Tipps im Herbst und Winter 2014 Liebe Wirtschaftswetter-Leser,
Herbst + Winter 2014. In dieser Ausgabe: In + Out plus Tipps zum Lesen, Hören und Sehen zu unserem Schwerpunkt: Was Ihr wollt, außerdem Geschenketipps für's Fest. |
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IN + OUT
IN : Dass weltweit Kriege + Katastrophen zunehmen, müssen wir Ihnen an dieser Stelle nicht noch einmal extra vor Augen führen, aber die Strukturen, die Ausbeutung fördern, verschlimmern das Elend und fördern auch bestimmte Einstellungen, wie jeder gegen jeden und jeder für sich, die sich in einer globalen Welt weltweit übertragen. Dennoch, auf der anderen Seite wächst auch die Hilfsbereitschaft, die auch bitter nötig ist.
OUT : Angesichts der vielen Krisen wird die Aufrechterhaltung von Privilegien aber immer schwieriger. Zu den wenigen Privilegien von Kindern gehört zum Beispiel, nicht arbeiten zu müssen, zur Schule gehen zu dürfen, beitragsfrei krankenversichert zu sein, nur die Hälfte des Eintritts bezahlen zu müssen - alles für sich schon keine Selbstverständlichkeiten mehr - und in einigen Ländern sogar der reinste Luxus. So sind auch die hart erkämpften paar Rechte von Kindern momentan ständig und überall in Gefahr, deren Abschaffung allerdings für alle kontraproduktiv wäre. Aber in weiten Teilen der Welt gelten immer noch keine Menschenrechte für Kinder oder sie werden nicht durchgesetzt, - für diese Kleinsten und Schwächsten der Gesellschaft wird es in Zeiten der Dauer-Krisen und Katastrophen noch schwerer als für alle anderen. Andere Privilegien von überversorgten Erwachsenen und Alten gehörten längst abgeschafft, aber statt auf intelligente Lösungen zu setzen, setzten sich im reichen Europa bis auf Weiteres starke Lobbyisten ungerührt durch. In Deutschland und Europa gibt es zahlreiche Gesetze, Vorschriften und Regelungen, die Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit von Gesetzesvorhaben gewährleisten sollen, aber werden sie auch konsequent angewandt? Das wäre dringend notwendig, denn die arbeitslose Jugend Europas wird zum Zünglein an der Waage für die Zukunft alternder EU-Industriestaaten, die sich bislang eher mit Lippenbekenntnissen hervortaten. Der Klügere, der nachgibt, ist damit 2014 endgültig zum Auslaufmodell geworden: mega-out - den können wir uns beim besten Willen einfach nicht mehr leisten. |
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------- Wirtschaftswetter-Tipps: Achtung Werbung -----
Bücher und Hörbücher: 10 Jahre Hartz IV. vor zehn Jahren am 1. Januar 2005 trat Hartz IV, das vierte Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt in Kraft, Anlass für den Politikwissenschaftler Prof. Dr. Christoph Butterwegge das bis heute umstrittene Werk in seinem neuen Buch einer genauen Analyse zu unterziehen, ein überfälliges Buch und eine fundierte, detailgenaue Kritik und Nachzeichnung der Historie, inklusive Gustav Hartz (!) und seiner Idee einer "produktiven Erwerblosenfürsorge" (!) in der Weimarer Republik. Wir hatten das Glück, Professor Butterwegge ein paar Fragen stellen zu können: Interview Christoph Butterwegge
Marcel Reich-Ranicki. Schon vor der kommenden Buchmesse in Frankfurt gibt es noch viele gute Bücher zu lesen. Thomas Anz hat eine umfasssende Sammlung Essays (576 Seiten) des vor einem Jahr verstorbenen großen Literaturkritikers Marcel Reich-Ranicki veröffentlicht, die eigentlich in keinem Haushalt fehlen sollte, und sich die Leser Reich-Ranickis auch sicher nicht entgehen lassen werden.
Wenn Dummheit nicht nur unterträglich ist, sondern langsam für alle gefährlich wird, ist es falsch, wenn sich die Klugen angewidert abwenden, und gemäß dem allzu gut bekannten Spruch Der Klügere gibt nach ihren Mund halten. Brigitte Witzer schildert sowohl ihre persönliche Sicht der Dinge als auch in einer Analyse der Gegewart, warum der inzwischen auch in die Medien geschwappte Eindruck, die ganze Gesellschaft würde langsam, aber sicher komplett verblöden leider ein richtiger ist und welche (Änderung der) Einstellung es bedarf, um sich exakt dagegen zu Wehr zu setzen, siehe auch unsere Buchbesprechung - Die Diktatur der Dummen Krisenkapitalismus. Autor Wolfgang Streeck geht zurück zu den Wurzeln der heutigen Spannung zwischen Demokratie und Kapitalismus und verortet diese in der neoliberalen Umwandlung des Nachkriegskapitalismus, inbesondere ab den 1970er-Jahren. Diese Entwicklung nachzulesen, besonders für Jüngere, die sie nicht kennen können, ist berunruhigend und wichtig zugleich. Der Autor widmet sich auch den Mögilchkeiten einer Wiederherstellung sozialer und wirtschaftlicher Stabilität. Die Kritik an der Vernachlässigung der Ausgabenseite des Staates dürfte allerdings nicht ganz unangebracht sein und auch diesbezüglich noch eine weitere Analyse der Zeitspanne der vergangenen vierzig Jahre aufschlussreich sein.
Piketty auf Deutsch. Anfang Oktober erscheint nun auch "Das Kapital im 21. Jahrhundert" von Thomas Piketty auf Deutsch, so dass nach den bereits erfolgten Diskussionen um das ambitionierte Werk, mit weiteren zu rechnen ist. Man würde es dem Buch jedenfalls gönnen, eine breite, öffentliche Diskussion in Deutschland anzufachen. vorhandenen Schriften, die sich bereits mit der extrem wachsenden Ungleichheit von Einkommen und Wohlstand seit den 1980er-Jahren auseinandersetzten, fügt Piketty u.a. viele Daten aus drei Jahrhunderten hinzu und versucht, die Muster zu erkennen sowie zu analysieren, was Schlüsse auf die zukünftige Entwicklung ermöglicht und bestens zum Polarisieren geeignet ist. Immerhin, der Nobelpreisträger der Wirtschaftswissenschaften von 2008, Paul Krugmann hält viel von Pikettys Werk. Zumindest dürfte es eines der wichtigsten zur Volkswirtschaft der Gegenwart sein.
Medien und Ukraine: Wer sind jetzt eigentlich die Guten?. Man muss nicht alle Standpunkte der Autoren Mathias Broeckers und Paul Schreyer teilen, um zu bemerken, dass es sich um ein Buch handelt, das zu Recht in erster Linie die Medien kritisiert (wie auch einige der o.g. Bücher), die auf jede Sau springen, die durchs Dorf getrieben wird. Eine deshalb angebrachte und fundierte Medienkritik - der Gegensatz der veröffentlichten und der öffentlichen Meinung ist auch mit diesem Buch endlich publik geworden.
Die Wende in den Köpfen. In seinem Werk schildert Roland Jahn, der Bundesbeauftragte der Stasi-Unterlagenbehörde, eindrücklich und persönlich, warum die Diktatur der DDR so lange funktionieren konnte. Es sind stets die Angepassten, die, als Rädchen im System, das große Rad am Laufen hielten und halten. Als Kinder bereits auf den Staat als Non-Plus-Ultra eingeschworen, rebelliert Jahn erst als junger Erwachsener - und wird erst inhaftiert und anschließend hinausgeworfen. Mit seinem Buch stellt er sich seiner Verantwortung und fragt nach der aller, lesenwert und aktuell zum 25. Jubiliäum der Wiedervereinigung.
Transhumanisten. Sie wissen nicht was das ist? Vielleicht kennen Sie vielmehr die Begriffe Enhancement und Selbstoptimierung. Der Bielefelder Forscher Sascha Dickel veröffentlichte 2011 eine der besten soziologischen Analysen über die Visionen der biotechnischen Selbstoptimierung, die auch in Deutschland immer mehr Anhänger findet. Ob die Verlängerung des Lebens, das Abschaffen des Alterns, die Anpassung des Erbguts, den Optimierern geht es um die Transformation des Selbst. Dickel untersucht die in dieser Bewegung kursierenden Enhancement-Utopien von den eugenischen Fantasien bis zu den aktuellen Vorstellungen des Transhumanismus, ein unverzichtbares Werk zum Thema.
Lost in "German Angst". In Europa geht die Angst um. Vor allem die Mittelschicht ringt mit der Angst vor dem Abstieg und sieht ihren sozialen Status akut bedroht. Der lange vorhandene Optimismus dieser Schicht wurde inzwischen von dem Gefühl einer verstörenden Ungewissheit in so gut wie allen Lebensbereichen verdrängt, begleitet von Verbitterung und unterdrückter Wut. Der Soziologe Heinz Bude, auch Autor des Buches "Bildungspanik. Was unsere Gesellschaft spaltet", untersucht das Phänomen und deren Symptome, u.a. die daraus folgende Tyrannei der Mehrheit, und fordert konsequent das Eintreten der Politik aber auch jedes Einzelnen für eine angstfreie Gesellschaft.
Erholung. Nach dieser eher schweren Lektüre bedarf es unbedingt eine erholsame Pause. Nicht immer, wenn es soweit ist, hat man die Möglichkeit, in den Urlaub zu gehen, aber wie wäre es mit einem Kurzurlaub zu Hause? Work-Life-Balance will gelernt sein, das Buch von der Wirtschaftswetter-Autorin und Lektorin Ellen Heidböhmer bringt Ihnen Entspannung mit Steigerungsfaktor bei, so dass Sie gestärkt in den anstrengenden Alltag zurückkehren können. Wir empfehlen Ihnen gerade im Herbst und Winter einen solchen herrlichen Bademanteltag mit allem Drum und Dran, da kann es draußen noch so schütten und stürmen: Es wird Ihnen guttun. Einen Textausschnitt aus dem Buch finden Sie hier: |
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Musik
Musik + DVD für die ältere Generation X. Wenn die Generation Y nicht weiß, was sie ihrer Generation-X-Elternschaft zu Weihnachten schenken soll, aber deren Vorliebe für 80er-Jahre-Musik nur zu gut kennt, ist das das passende Geschenk (nicht vergessen, auch einen Kopfhörer dabei zu legen!) - vergangenes Jahr zum 30-jährigen Jubliäum erschienen. So Beschenkte sind erst einmal stundenlang beschäftigt:
Neue deutsche Musik für Generation Y. Das Schöne an deutschen Musikern ist: Sie wachsen nach. Überall klagen die Unternehmen, sie fänden zu wenig Nachwuchs fürs Fachpersonal. Das Fachpersonal Musik dagegen ist stets gut bestückt, u.a. aktuell von Clueso alias Thomas Hübner, der nach seinen ersten Erfolgen erst einmal eine kreative Pause einlegte. Dass diese sich für ihn - und vor allem für seine Zuhörer - ordentlich gelohnt hat, hört man in "Stadtrandlichter" sehr deutlich, toppt die Vorgänger um Weiten.
Deutsche Musik für alle. Wer hätte das gedacht, dass sich aus dem einst liebvoll Herbie Genannten eines Tages so ein Unversal-Musiker wie Herbert Grönemeyer entwickeln wird? Den Spaß hat er über all die Jahre, bzw. Jahrzehnte, auch trotz allem, nie vergessen. Das neue Album, auf dass wir leider noch etwas (bis tief in den November) warten müssen, sei darum hier blindlings empfohlen, es kann ja wieder nur sehr gelungen + hörenswert sein.
Robert Plant. Das neue Album von Robert Plant hat natürlich wie auch alle Vorgänger rein gar nichts mehr mit LZ zu tun, die hat er schon lange hinter sich gelassen, aber die Stimme des Leadsängers ist immer noch phänomenal und das Album von Anfang bis Ende sehr gelungen, und zwar eindeutig nicht nur für die Generation W ;-).
Newcommer Jazz. Dafür sollten sie einen Preis erhalten, dass sie sich anhören wie ein eingespieltes Trio, denn so lange sind sie noch gar nicht zusammen. Das lässt Raum für Improvisation und die fällt so gekonnt aus, dass den Zuhörern die Ohren abfallen. Jazz-Liebhaber werden beim Julia Kadel Trio voll auf ihre Kosten kommen, und allen anderen vielleicht endlich klar, dass Jazz etwas ganz, ganz anderes ist, als "Fahrstuhlmusik", nämlich eine Leidenschaft, die nie Leiden, sondern Wunder schafft. Unbedingt sofort zu einem Konzert einladen, in Ihre Stadt, das Julia Kadel Trio:
Mit Miles Davis durch die Nacht. Für die Ewigkeit. Das folgende Album ist u.a. etwas für ganz eiskalte November- und Dezembertage, die Filmmusik zu "Fahrstuhl zum Schafott" (Ascenseur pour l'echafaud). Die Aufnahme ist legendär, in einer einzigen Nacht, der des 4. Dezembers 1957 entstanden. Haben Sie keine Angst, nichts Geringeres als die Trompete von Miles Davis wird Sie begleiten, und das bedeutet sehr viel.
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Kino + DVD:
Fasziniert von Augen. Die Story könnte man auch als verquirlten Mystic-SciFi-Unsinn bezeichnen, dessen Leitthema ein bisschen sehr viel zitiert wird, aber die Umsetzung von Regisseur Mike Cahill, der sich bereits mit "Another Earth" einen guten Namen gemacht hat, kann sich im wahrsten Sinne des Wortes sehen lassen, was auch eine Verdienst der Kamera ist. Seit dem 25. September in den deutschen Kinos: I Origins Das Doppelleben. In den 1980ern war der Schriftsteller Sascha Anderson der Star der DDR-Indie-Szene. 1991 wird er als Stasizuträger enttarnt. Regisseurin Annekathrin Hendel dokumentiert das Doppeleben Andersons zwischen Widerstand und Verrat. Auch in 25 Jahren ist lange noch kein Gras darüber gewachsen. Ab 2. Oktober in den Kinos: Anderson Dracula. Ein Herbst ohne Bildschirm-Vampire wäre wohl keiner. Der kommende Dracula-Streifen zeigt ein Stück Enstehungsgeschichte der Vampire - wie sich der Fürst Vlad Tepes aus Transsylvanien vom vorrückten Sultan dermaßen bedroht sieht, dass er sich zum Preis seiner Seele zum ersten Untoten umfunktionieren lässt. Damit ist sein Volk zunächst gerettet, das sich allerdings irgendwann vor seinem Retter fürchtet. Ab 2. Oktober in den Kinos: Dracula Untold Messerscharfe Moral. Ein argloser, gutmütiger Priester wird während einer Beichte eröffnet, er habe noch eine Woche Zeit, seine Dinge zu ordnen, um dann stellvertretend für einen anderen, bösen Priester, umgebracht zu werden. Daraus strickt Regisseur John Michael McDonagh ("The Guard") ein zuerst urkomisches und dann immer düster werdendes Ringen um Schuld und Sühne, Sinn und Wahrheit. Ab 23. Oktober in den Kinos: Am Sonntag bist du tot Mariachis. Die Doku von Doris Dörrie portraitiert die Sängerinnen Mexikos, die sich in ihrer patriachalen Musik-Szene und im brutalen Alltag ihres Umfelds zu behaupten wissen. Eine filmische Ode an die Mariachis, ihren Mut und ihre Musik. Ab 23. Oktober in den Kinos: Dieses schöne Scheißleben Komik abgetrotzt. Mit Pride ist es Matthew Warchus gelungen, die 80er Jahre, inbesondere den Sommer 1984 ausgerechnet als Komödie wiederaufleben zu lassen, als die "eiserne Lady" Margaret Thatcher ihren harten Kampf gegen die britischen Gewerkschaften führte. Die Minenarbeiter hatten dabei zunächst gar kein Interesse daran, sich ausgerechnet von schwulen und lesbischen Aktivisten unterstützen zu lassen. Was daraus wurde, wissen zumindest noch einige ältere Cineasten, aber diesen Ausschnitt sollte man sich, ob alt oder jung, auf gar keinen Fall entgehenlassen, weil es schon ein Kunststück ist, einer vom Frust geprägten Zeit so viel Komik abzugewinnen. Ab 30. Oktober in den Kinos: Pride Bleiernes Vergessen. Wirtschaftswunder in Deutschland. Kaum zwanzig Jahre sind die Greuel des zweiten Weltkriegs und der Naziherrschaft vorbei, versucht das Deutschland der fünfziger Jahre möglichst alles zu vergessen. Doch dann wird ein ehemaliger Auschwitz-Wärter erkannt, der unbehelligt als Lehrer arbeitet. Generalstaatsanwalt Fritz Bauer ernennt den jungen Staatsanwalt Johann Radmann zum Chefermittler und der steht in den Wirtschaftswunderjahren vor allem vor einer Mauer des Schweigens. Unbedingt sehenswert, ab 6. November in den Kinos: Im Labyrinth des Schweigens Der Mann, der den NSA-Skandal aufdeckte. Die Publizistin Laura Poitras, der sich der Whistleblower und frühere NSA-Mitarbeiter Edward Snowden zuerst offenbarte, gelang mit dieser Dokumentation ein packender Thriller, der den genauso nachdenklichen wie mutigen jungen Mann porträtiert, der die Welt über das exorbitante Ausmaß der NSA-Überwachung aufgeklärt hat. Ab 6. November auch in einigen deutschen Kinos zu sehen: Citizenfour
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