IN + OUT
Wirtschaftswetter Ins + Outs
IN + Out : Fangen wir mit IN an: Gar nicht so einfach. Aber war es das "vorher" etwa? Wohl kaum. Einerseits ist jetzt, spätestens seit Putins Krieg (es gibt noch weiter Einmarschierer) gegen die Ukraine der Zusammenhalt und die Solidarität hierzulande, in und außerhalb von Europa gefragt, andererseits ist man allerorten dermaßen erschöpft von zweieinhalb Jahren nicht enden wollender Pandemie plus Dauerkriegen obendrauf, dass die meisten von uns liebend gern, irgendetwas abgeben würden, zumindest alles, was mit zusätzlichen Belastungen und noch mehr Kosten oder Zeitverlust zu tun hat oder auch nur haben könnte.
Die Tage sind seit Anfang 2019 schließlich randvoll mit bezahlter und noch mehr mit unbezahlter Arbeit sowie häufig auch die Freizeit mit Ödnisfaktor immer noch gut gefüllt. Und spätestens nach dem Sommer soll es dann etwa noch schlimmer werden?
Aber halt, das 9-Euro-Ticket macht in diesem Sommer in Deutschland richtig gute Laune, wenn auch nicht auf jedem überfüllten Bahntsteig. Aber es entlastet wirklich, darunter viele Familien die gezwungenermaßen Ausgabensstarken im Dienst der Gesellschaft an der nächsten Generation, die sich für ihre Mobilität ansonsten wortwörtlich doof und dämlich bezahlen. Für dieses Ticket, das sogar im erstaunten Ausland in allen Medien war, sollte ruhigen Gewissens ab Herbst der Mobilitäts-Soli umgesetzt werden. Das käme sogar Autofahrern entgegen, die schließlich auch fahren müssen, obwohl sie noch ein weiteres Jahr auf ihren vor einem Jahr bestellten Neuwagen warten müssen.
Das Gute-Laune-Ticket hält nur leider nicht lange vor, weil parallel dazu weiterhin die "Chance" noch nie so groß wie heute war, dass nicht nur ein Despot, sondern die immer vernetzere internationale Gewaltherrschaft, allesamt besetzt mit Vertretern mit einem Selbstverständnis im Sinne eines Gottkönigs, das zweifelhafte Potential haben, diesen Planeten in kürzester Zeit in Schutt und Asche zu legen werden. Wenn sie nicht so egoistisch wären, würden sie sich um die Nachfolge kümmern für die Zeit nach ihnen, aber dazu kleben sie zu sehr an ihren gut gepolsterten Sesseln der Macht.
OUT. Neuwagen-Käufer warten konkreter gesagt auf Chips und Teile für ihre Prachtfahrzeuge, die sporadisch, vereinzelt oder gar nicht (soviel zur Verlässlichkeit im digitalen Zeitalter) eintreffen und hoffen dabei, dass sie diese nicht noch selbst in der häuslichen Garage zusammenbauen müssen, wobei das Potential der Modulbauweise längst noch nicht ausgeschöpft erscheint. Deutsche Autobauer setzen nach wie vor auf die Premiumklasse, wobei die ja noch mehr Teile benötigen ... Dabei nervt in der Stadt aktuell nichts mehr als parkplatzintensive Großraum-Benziner und Diesel-SUVs in auch noch vorwiegend Grau-, Braun-, Dunkblau- und Schwarztönen.
Moderner kommen dagegen farbenfrohe, elektrisch betriebene Knutschkugeln gewisser Autohersteller in 2- bis 4-Sitzer-Ausführung daher, die sich überhaupt noch (zu)trauen Mini- bis Kleinwagen zu bauen - und deren Wagen dann bequem in jede Lücke passen: Tiny-Fahren wäre zumindest in der Stadt vernünftig. Schließlich sind in Städten nicht nur hierzulande immer weniger Kinder vorhanden, die außerdem womöglich bald alle zwischen Schule und Ausbildung/Studium zusätzlich ein soziales Jahr leisten müssen, sollten solchen Pläne umgesetzt werden, und daher von der Kita bis zum 25. Geburstag eh keinen Urlaub mehr haben werden. Macht nichts, denn das Gepäck reist aktuell - auch ohne seinen Besitzer - von überfüllten Flughäfen in dessen Urlaub ab.
Apropos Besitz, der weltweite Trend, den weiblichen Körper wieder komplett männlicher Kontrolle zu unterwerfen, bzw. das hörte ja nie ganz auf, wird immer offensichtlicher. Wer Mädchen so behandelt, will sie nicht zur Schule schicken, damit sie dort lernen, über sich selbst zu bestimmen oder gar Informationen darüber zu erhalten, welche Rechte sie haben. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, wie gut dieses Verbrechen an jungen Mädchen und Frauen nun wieder vielerorts, auch im Westen, juristisch wasserdicht begründet und damit gerichtsfest durchgeboxt werden kann, mit allen daraus resultierenden, generationsübergreifend negativen Folgen.
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Bücher:
Helena Rubinstein Nur wenige Frauen schaffen es troz aller Widerstände ganz nach oben. Unter Ihnen die Selfmade-Millionärin Helena Rubinstein, die das gleichnamige Kosmetikimperium aufbaute, und zwar unter äußerst schwierigen, geradezu abenteuerlichen Umständen. Zunächst floh sie aus ihrer Heimat Krakau vor einer arrangierten Ehe nach Australien, ohne einen Penny in der Tasche. Allerdings befand sich darin ein Dutzend Tiegel Gesichtscreme mit Lanolin, die sie verkaufen konnte. In Heimarbeit begann sie mit der Produktion, und verkaufte erst auf dem Markt und dann in ihrem ersten Geschäft, in Melbourne. Es folgten Sydney und dann - ohne Bankkredit, den Frauen 1908 nicht bekamen (das kommt nicht wenigen Gründerinnen peinlicherweise auch heute noch ganz bekannt vor) - investierte sie in ihren ersten Salon in London. Danach in Paris und dann ging Helena, wie sie von allen genannt wurde, mit ihrem inzwischen Angeheirateten bei Ausbruch des 1. Weltkriegs nach New York. Sie eroberte die USA, bis zum Lebensende verbunden mit ihrer Dauerkonkurrentin Elisabeth Arden. Rubinsteins einstiges Minigeschäft wuchs mit einst selbstgemachter Gesichtspflege über die Jahre zu einem der ersten internationalen Kosmetik-Konzerne heran. Es ist aber keine reine Erfolggeschichte, sondern es gab Ein- und Umbrüche, auch existenzbedrohende Tiefschläge, die sie allerdings geschickt umschiffte, u.a. nach dem Börsencrash (Rubinstein kaufte ihr zuvor an die Lehmann Brothers verkauftes US-Geschäft zurück, ein Vorlesungsthema in Harvard). Die Bremer Autorin, die auch den Wirtschaftswetter-Leserinnen und -Lesern bekannt ist, Birgid Hanke machte aus diesem großen und lebenlänglichen Abenteuer (Helane Rubinstein wurde 94 Jahre alt, sie starb am 1. April 1965 in NYC) einen wunderbaren Roman, der detailliert das Leben der großen Dame, die unnachahmlich Hemdärmeligkeit mit Eleganz verband, wieder lebendig werden lässt und damit wesentlich mehr ist als der deutlich zu austauschbare Untertitel.
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Helena Rubinstein
und das Geheimnis der Schönheit
von Birgid Hanke
640 Seiten
ISBN: 978-3-442-49104-9
Erschienen im März 2022 bei Goldmann
Queerfeministischen Bewegung Die Queer-Theorie entwickelte sich in den 1990er Jahren in den USA, sie analyisiert grob gesagt die Zusammenhänge und Unterschiede zwischen biologischem und sozialem Geschlecht, kein neues Thema, das schließlich bereits seit über 100 Jahren durchgehend und weltweit Welt diskutiert wird. Neu ist die zunehmende Polarisierung innerhalb der Bewegung, in der unterschiedliche Definitionen von verschiedenen Gruppen entstanden sind. Nicht nur Außenstehende verhederen sich inwzischen in den immer mehr werdenden unterschiedlichen Konzepten, die ab- und ausgrenzend wirken können und als Folge, alle möglichen bislang Beteiligten inzwischen mehr gegeneinander aufbringen, als zum Ausstausch unterschiedlicher Ansichten einzuladen - und der Ton wird immer schriller. Dabei hatte sich die Bewegung einst die Inklusion von allem bisher Außenstehendem verschrieben. In ihrem neuen Buch setzt sich die Autorin Juliane Beer damit auseinander und stellt u.a. einen indentitätspolitischen Wettbewerb fest, u.a. darüber, wer das fremd-definierte Opfer mit den meisten Diskrimnierungen sei. Weitere Themen: Die Bewegungen in Westeuropa und in Deutschland - Das Demobündnis #unteilbar und seine fragwürdigen Partnerschaften - Muslimische Frauenrechtlerinenn und ihr Verzweifeln am westlichen Feminismus - Die Rolle der Linken - Transsexualität/Transmisogynie - Prostitution als angebliche Arbeit wie jede andere -.
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Que(e)rverbindungen
Die neue Sehnsucht nach Gefügigkeit
von Juliane Beer
248 Seiten
ISBN: 978-3-7543-2380-3
Erschienen im August 2021 bei Books on Demand
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Musik für den Sommer 2022
"Toast" auf Neil Young Wem die derzeitige Weltlage noch nicht anstrengend genug war, sondern gegenwärtig zusätzlich auch noch eine private Trennung zu bewältigen hat, der weiß, was Verzweiflung ist, aber findet womöglich in dem Werk des alten Haudegen Neil Young etwas Trost, das dem kanadischen Barden vor 20 Jahren so traurig vorkam, dass er es damals nicht veröffentlichen konnte und wollte. Das wurde anlässlich der späten Veröffentlichung in 2020 von "Homegrown" zwar schon einmal erzählt, aber sei es drum: Nun ist es soweit und das mit seiner Band "Crazy Horse" in den Toast Studios eingespielte, gleichnamige, persönliche Album, mit rockingen Stücken, etwas düster, aber mit Wumms, erschien jüngst im Juli 2022 und lässt sich hören: Animal Collective
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Filme - Kino + Konserve:
Die Neuerfindung von "Sisi". Regisseurin Marie Kreutzer drehte anknüpfend an das gut dokumentierte Leben einen neuen Film über die Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn, genannt "Sisi", abseits von allem Kitsch. Der Film beginnt mit ihrem 40. Geburtstag und liefert ein psychologisches Portrait einer sich mehr und mehr dem Druck der Konventionen entziehenden Frau "in Führungsposition", eine Rolle, die sich in den historisch bedrückend misogynen Zeiten, darin erschöpfte, möglichst gut auszusehen, nicht zu denken, vor allem nichts weltbewegendes zu sagen. Wie sich "Sisi", bestens besetzt mit Vicky Krieps in der Hauptrolle von der Öffentlichkeit und in ihrer eigenen Familie zurechtgestutzt, das tägliche "Korsett" zu Repräsentationszwecken immer fester schnüren lässt und es gleichzeitig innerlich abwirft, ist bedrückend zu sehen, feinfühlig wie bildstark umgesetzt - und wirkt fast schon wie eine Warnung vor der Rückkehr in solche Zeiten:
Seit 7. Juli 2022 in deutschen Kinos, weitere Infos, Link, extern, filmportal.de: Corsage
10. Juli 2022 - to be continued
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