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Editorial Herbst und Winter 2022


Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser,

so, da sind wir wieder, im Hier und Jetzt, nach acht Monaten russischem Angriffskrieg auf die Urkraine, nach über zwei Jahren Corona-Pandemie, nach unzähligen Terroranschlägen, Kriegen und anderen Demonstrationen von Gewaltherrschaftsveranstaltungen verrückter Typen, die uns und allen friedliebenden Menschen und dem Leben ebensolches zur Hölle machen möchten.

Das klingt martialisch und ist es auch. Die aktuellen Autokraten der Welt wollen schließlich nichts weniger, als die Welt einer "neuen Weltordnung" unterwerfen, wie jüngst Russland und China vereinbarten, beides Staaten, in denen keine Meinungsfreiheit existiert. Es handelt sich um eine "Idee", die auch einigen ähnlich tickenden Staatsführern äußerst attraktiv erscheint. Gegen dieses veralteten Wunschvorstellungen älterer Herren, in der blinder Gehorsam, Obrigkeitsdenken und in deren Gremien, sofern noch vorhanden, sich nicht selten keine einzige Frau und kein einziger Mensch unter 30 befinden, steht die Demokratie als solche entgegen, die exakt aus der schlechten Erfahrung mit maskulinistischen Unrechtsstaaten geschaffen wurde, insbesondere aus denen des Unrechtstaates der deutschen Nazis.

Das, die Demokratie, ist also nicht zu verhandeln. Aber was sollen wir tun, um das alles bewältigen, verarbeiten und - am besten ganz persönlich - vergessen zu können? Wir haben auch kein Patentrezept für solche extremen Ereignisse wie dem aktuellen Ausmaß an Gewalt, aber besinnen uns auf die Werte, die es lohnt, gegen jeden alten Wein in neuen Schläuchen verteidigt und weitergetragen zu werden und das ist in erster Linie: die Freiheit.

Die Freiheit des und der Einzelnen ist eindeutig nicht in jedem Staat gegeben und darüberhinaus auch in jedem Staat, auch in den demokratischen, jederzeit verbesserbar, was in gut funktionierenden demokratischen Strukturen eine fortgesetzte Entwicklung mit sich bringt. Im Gegensatz dazu steht das Modell des Obrigkeitsstaates, in dem keine Beteiligung von Bürgern als Ideengeber gewünscht ist, sondern das Machtgefüge auf einen Stichtag eingefroren wird, dessen Strukturen lediglich als solches technisch immer weiter entwickelt und festgezurrt werden, so dass am Ende Stillstand herrscht. Dieser soll Sicherheit vermitteln, und das ist der eigentliche Fehler, weil nichts so bleibt, wie es war, sondern Sicherheit aus der ständigen Anpassung an die sich dauernd verändernden Umwelt und aus der Teilhabe vieler Menschen an solchen Prozessen entsteht .

Die Leute fragen sich oft, warum so viele Menschen nach Europa fliehen. Es ist die Freiheit, es sind die Entwicklungsmöglichkeiten, es ist nicht selten die schlichte Teilnahme am Leben, damit nicht zwangsläufig sterben müsssen. Es ist die Sehnsucht, wie ein Mensch behandelt zu werden und hier ein Leben zu führen, dass man, zumindest noch in großen Teilen, selbstbestimmt gestalten kann. Und mit einigen Einschränkungen ist dieses Ziel hier tatsächlich auch noch erreichbar, auch wenn u.a. das Tempo der Klimaveränderung angezogen hat und seine Schatten auf verringerte Handlungsmöglichkeiten der Menschheit längst vorausgeworfen hat. Darüber hinaus lebt Europa vom ständigen Austausch unterschiedlicher Meinungen, die in allen aktuell vorhandenen Autokratien brutal zum Schweigen gebracht werden. Das ist der Unterschied.

Wohin würde man auch schon noch hingehen können, wenn man von der eigenen Regierung massiv bedroht wird und kleine Kinder hat, die eine Zukunft verdienen - aber die in ihrem Heimatland nicht einmal mehr den Hauch einer Chance haben, überhaupt ihr fünftes Lebensjahr zu erreichen?

So ist Europa, das selbst einst brutal die halbe Welt unterjochte, im 21. Jahrhundert zu einem Sehnsuchtsort geworden, in dem die nächste Generation regelmäßig noch die Chance erhält, eine brutale Vergangenheit oder Gegenwart zu überstehen - somit zumindest auch die Möglichkeit, die eigene Zukunft und die der eigenen Familie eines Tags nach eigenem Gusto zu gestalten.

Geben wir der Jugend eine Chance. Lassen wir die nächste Generation hier aufwachsen, sind wir der Kindergarten der internationalen Gemeinschaft, die von den brutalen Autokraten der ganzen Welt unterdrückt und ausgelacht wird. Halten wir das stoisch aus. Warten wir ab und sorgen dafür, bis aus allen diesen kleinen Jungen und Mädchen eines nicht zu fernen Tages selbstbewusste Staatsbürgrinnen und Staatsbürger und erwachsene, stolze Menschen geworden sind, die wissen, was Menschenrechte bedeuten und diese deshalb aus guten Gründen nie wieder hergeben.

Überleben wir das. Übernehmen wir Verantwortung wenn alle längst hingeschmissen haben und sich ausschließlich um die Sicherung ihrer eigenen Egoismen und Pfründe scheren. Seien wir das Mutterland und das Vaterland von ihnen, kümmern wir uns um die Jugend, wenn sich niemand sonst um sie und ihre Wünsche und Belange mehr kümmert. Sorgen wir für sie und damit für diejenigen, die unsere Zukunft sind. Die Gestaltung der Zukunft liegt in ihnen und in ihrem Ringen um die Wahrheit. Ihre Entwicklung innerhalb eines demokratischen Rechtsstaats ist ihre und unser Chance, dass die Menschheit und deren Zuhause, dieser Planet, noch eine Zukunft hat.

In diesem Sinne halten wir durch, und zwar überlegt und in einem Schritt nach dem anderen, zuerst durch den kommenden Herbst und Winter 2022/23. Die Begrüßung des Frühlings 2023 wird voraussichtlich ein erster Etappensieg sein- und damit ein absolut verdientes Fest.

Vergessen Sie aber nicht, sich selbst bis dahin wenigstens ab und zu etwas aufzuheitern und z.B. so inbrünstig zu feiern, wie in dem legendären Auftritt von CHIC und Nile Rodgers der singende Drummer Ralph Rolle, externe Seite, youtube.com: "Let's Dance"

Bis dahin bleiben Sie uns gewogen, wir begleiten Sie durchgehend durch diesen herben Herbst und Winter und veröffentlichen laufend in dieser Ausgabe bis zum 31. Dezember 2022.

Mit herzlichen Grüßen, Ihnen und uns allen viel Glück und Zuversicht auf diesem steinigen Weg
Angelika Petrich-Hornetz

Lübeck, im Oktober 2022

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