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Editorial im Sommer 2023


Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser,

ein sinnloser Krieg, alte Krisen und und neue Probleme. Von dringend notwendiger Entspannung nach anstrengenden drei Jahren Pandemie kann auch in diesem Sommer wohl kaum die Rede sein, sofern nicht ein Wunder geschieht. Zumindest das ist nach Halbzeitstand 2023 bereits absehbar.

Echte Lösungen, wenn es denn solche geben sollte, lassen auf sich warten und sind aus unserer Sicht auch eindeutig einem systemrelevantem Problem, nämlich dem wachsenden Frauenmangel auf allen Ebenen anzulasten. Frauenmangel? Ja, Sie haben richtig gelesen. Überall fehlen plötzlich wieder Frauen und ihre Ideen, ihr Input, ihr Beitrag und ihre Stimme. Gerade der Westen wurde nicht zuletzt durch gute Ideen von Frauen geprägt, mit Betonung auf "wurde", denn die Präsenz von Frauen nimmt nicht nur im Internet neuerdings wieder stetig ab, eine gefährliche Entwicklung.

Es gibt glücklicherweise hier und dort laufend Anstrengungen und gute Ansätze, die auch durchaus Ergebnisse bringen. Oftmals enden viele engagierte Vorhaben jedoch in Oberflächlichkeiten, weil die wichtigsten Inhalte ignoriert, kleingeredet und nicht durchgesetzt werden. Es existieren inzwischen wieder ganze geschlechterausgrenzende Territorien, Branchen, Regionen und andere Bereiche, in denen Frauen absolut nichts mehr zu melden zu haben. Anstelle ihrer aktiven Beteiligung an wichtigen Entscheidungen werden auch im Westen Frauen wieder zunehmend kontrolliert, manipuliert, ausgebeutet und ausgegrenzt, weltweit. Darauf hat zuletzt auch die Bewegung "Frauen.Leben.Freiheit" im Iran sehr nachdrücklich hingewiesen. Darum wird das Thema "west" fortgesetzt. Und um eines vorwegzunehmen:

Die große, wenn nicht gar die einzige, Chance des Westens liegt exakt darin, Frauen endlich als gleichwertige Menschen anzuerkennen, zu respektieren und zu unterstützen, und damit auch deren eigene, selbstbestimmte Vorstellungen, weil genau diese zur Verteidigung der Demokratie unverzichtbar sind. Darauf wird es innen wie außen hinauslaufen, denn die Alternative dazu nennt sich: männlich-dominante Autokratie, eine Form der Organisation, die sich bereits im 20. Jahrhundert als eindeutig nicht zukunftsfähig bewiesen hat.

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, wie es wohl angehen mag, dass (unter solchen Konstrukten) derzeit die Gewalt gegen Frauen aktuell so stark ansteigt, wie ihre erfolgreiche Ausgrenzung aus dem öffentlichen Raum - und am Ende gar nichts mehr funktioniert? Kritiker von Frauenrechten als solchen mögen schlicht damit beginnen, sich einmal selbst zu fragen, ob sie allen Ernstes wünschen, dass ihre Schwestern, Töchter und Mütter so dermaßen schlecht behandelt werden, wie es gegenwärtig wieder erstaunlich üblich gegenüber einer Mehrheit von Frauen geworden ist.

Die dringende Aufgabe des 21. Jahrhunderts lautet: zeitnah eine kritische Masse an Diversität zu erreichen, die an allen Geschicken der menschlichen Gesellschaft aktiv beteiligt wird. Das hätte u.a. auch den vorteilhaften "Nebeneffekt", sämtliche Kinder besser als herkömmlich schützen zu können, auch vor Klimakrisen, Kriegen und Krisen, wie sie Autokratien am laufenden Band produzieren.

Wie defizitär die Lage - auch in Europa - momentan ist, dazu muss man Ihnen sicher nichts erklären, es sei denn sie lebten hinter dem Mond. In dem Fall wäre es schön, wenn Sie einmal da herauskommen - und uns bis zum 30. September begleiten; wer weiß, was und wen wir dabei noch alles entdecken werden.

Ihnen, trotz aller komplexen Lagen, einen wunderschönen Sommer.

Ihre
Angelika Petrich-Hornetz

Lübeck, im Juli 2023

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