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Editorial im Frühjahr 2025


Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser,

um es gleich vorwegzunehmen: Wir setzen das Schwerpunktthema "Strukturen" fort, weil es aus Zeitmangel in 2024 nicht hinreichend erörtert werden konnte und natürlich auch aus aktuellem Anlass: Die Folgen der Strukturen, die uns allen pünktich ab 2025 ungefragt serviert werden (sollen), haben es nämlich in sich, aufgrund stringenter Fortsetzung einer immer extremer werdenden Mannosphäre, die u.a. seit dem Verbot der Schulbildung für Mädchen in Afghanistan (2021), seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine (2022), seit dem Überfall der Hamas auf Israel (2023), seit dem seit Jahren anhaltendem Machtgeklirr Chinas, seit dem dito steigendem Zuspruch zu rechtsextremen Parteien und nicht zuletzt dem Kniefall der Social-Media-Oligarchen vor der zweiten Trump-Administration (2025) immer wahnsinnigere Formen annimmt.

Die langfristigen Konsequenzen werden erheblich sein, sich u.a. in einem, neben bereits o. G., lebensgefährdenden, verstärkten Herausdrängen von Frauen und Kindern aus dem analogen und digitalen, öffentlichen Raum in großem Stil manifestieren - und uns diesbezüglich sämtliche Versäumnisse der Vergangenheit ab jetzt um die Ohren fliegen.

Was gegenwärtig als Schutz vor Angriffen in Einzelmaßnahmen umgesetzt wird, ist dabei vollkommen nachvollziehbar, z.B. dem Beschluss der Regierung Australiens, Minderjährige bis 16 Jahren besser vor den Gefahren radikaler Propaganda in unsozialen Medien bewahren zu wollen, wird im Ergebnis darauf hinauslaufen, dass die weibliche und jugendliche Sicht der Welt noch effektiver ausgegrenzt wird, als bereits geschehen, und zwar zugunsten einer einseiten Sicht weniger, männlicher Potentaten, die ungeniert das Dschungelgesetz, das Recht des Stärkeren für sich in Anspruch nehmen, was nicht zuletzt auch daran liegt, das neben anderen Regierungsformen, selbst die Demokratie weder die Jugend noch die Weiblichkeit entsprechend ihrer Anzahl jemals ädequat beteiligte.

Bisher kam man damit noch durch oder besser gesagt: wurschtelte sich trotz weltweit latenter Frauen- und Jugendfeindlichkeit immer noch irgendwie durch, mit hier ein bisschen, punktueller Frauenförderung, dort ein paar diversen Programmen und politischen Forderungen nach mehr demokraticher Beteiligung und besserer Bildung und/oder sozialer Absicherung von u.a. Frauen mit Kindern, während die allein auf toxische Männlichkeit setztenden Autokratien Männer und Frauen längst wieder in Menschen erster und zweiter Klasse eingeteilt haben.

Am unteren Ende dieser, für die Mehrheit aller Menschen giftigen, Hackordnung sieht man die Kehrseite solch einer inkonsequenten Politik: Die rohe Gewalt gegen Frauen und Kinder legt weltweit ungerührt zu, trotz sämtlicher Gegenmaßnahmen. Durch die Krisen und Kriege der jüngeren Vergangenheit und der Gegenwart wird allen Ernstes wieder Gewalt als probates Mittel gepredigt - womit allein in Deutschland inzwischen jeden Tag ein Frau ermordet wird, und zwar derart, dass diese Morde inzwischen als Morde aufgrund von Frauenhass, Femizid genannt, identifizierbar sind.

Die angeblich heile Welt des solcherart von unterschiedlichen Kreisen favorisierten, patriachalen Familien- und Wirtschaftsmodells, das u.a. hierzulande die AfD aggressiv vorantreibt, und damit erstaunliche Erfolge feiert, bestehend aus dominantem Mann mit allein von ihm lebenslänglich abhängiger, devoter Gattin, nebst möglichst mehreren Kindern, die Letztere gefälligst frei Haus zu liefern hätte, und das damit systemimanent dafür sorgt, dass Frauen und Kinder - entsprechend solchen wirtschaftlichen Abhängigkeiten und Machtverhältnissen - fortan absolut nichts mehr zu sagen haben werden, hält den Notwendigkeiten der Realtität nicht stand.

Genauso realitätsfern ist die ebenfalls immer aggressiver werdende Leugnung des Klimwandels, einem gestrigen Denkmodell, in dem bereits ohne Klimawandel vorhandener extremer Reichtum Einzelner auf Kosten der Armut vieler noch weiter auf die Spitze getrieben wird und aufgrund dessen schon gegenwärtig immer mehr Menschen, und damit Männer genauso wie Frauen, in die Verelendung getrieben werden. Wer wird es sich in Zukunft überhaupt noch leisten können, in einer vom Klimawandel weitestgehend verschonten Region zu leben? Sollte man die arme Bevölkerung nicht von vorneherein daran hindern, diese überhaupt zu erreichen oder sie in die Wüste remigrieren?

Solche Modelle und dementsprechende Propaganda haben der weltweiten Jugend nichts als überholte, einseitige Machtstrukturen anzubieten, der allein sie angeblich verpflichtet und somit bis in alle Ewigkeit untertänigst dienlich zu sein hätten. Als ebensowenig zukunftsfähig gilt der Überwachungsstaat längst als entlarvt, der jegliche individuelle Entwicklung und Entscheidungsfähigkeit sämtlicher Erwachsener von morgen von vorneherein ausschließt sowie jeder Eigenständigkeit und damit einerhergehend auch jeder Zukunftsfähigkeit buchstäblich beraubt.

Wer seinen Kindern und den Nachkommen als solchen noch ernsthaft irgendetwas anderes als vorprogrammiertes Elend inklusive fremdbestimmter Leibeigenschaft zu Gunsten weniger, älterer Feudalherren anstrebt, wer eine florierende Wirtschaft und ein Leben will, in dem die Leute jetzt und in Zukunft noch dazu in der Lage sein werden, auf vielfältige Art und Weise gut für sich selbst und andere zu sorgen, muss sich gegenwärtig entscheiden, nicht nur zu reden, sondern dementsprechend auch zu handeln.

Diese Verantwortung haben bereits viele übernommen, im Kleinen wie Großen, und glücklicherweise entstehen überall auf der Welt Gegenmodelle zur medial gepuschten Mannosphäre-Einseitigkeit, die lediglich einen Rückschritt in eine angeblich goldene Vergangenheit anstrebt, die alles mögliche, aber noch nie golden war. Und wer wirklich immer noch keine Antwort auf den Untergang des Römischen Reichs gefunden haben will: Schon einmal daran gedacht, dass jede Gesellschaft der Geschichte, die auf konsequente Ausbeutung, Sklavenarbeit und Herrschsucht basierte, sich genauso konsequent aus der Menscheitsgeschichte verabschieden musste? Das dürfte trotz temporärer Erfolge langfristig auch in Zukunft so bleiben, so viel sich diejenigen, die den Ist-Zustand der Einseitigkeit für alle Ewigkeit einfrieren wollen, auch noch so sehr bemühen mögen. Und bis die wieder zur Vernunft kommen, stimmen die Frauen weltweit mit den Füßen ab.

Ihnen wünschen wir ein gutes neues Jahr, glückliche Entscheidungen, etwas Zeit zum Nachdenken und stets so viel Grips wie nötig und so wenige Scherereien wie möglich.

Ihre
Angelika Petrich-Hornetz

Lübeck, am 14. Januar 2025

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