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Notizen aus den USA

21. Folge

Im Überfluss

von Ines Kistenbruegger

Winter in Michigan Michigan im März. Es ist kalt und immer noch liegen zwanzig Zentimeter Schnee. Allerdings hat der Wetterbericht versprochen, dass es in den nächsten Tage wärmer wird. Ich hoffe doch, denn ich bin die Kälte langsam leid. Und so schön Schnee auch sein mag, ich sehne mich wieder nach dem Frühling und freue mich auf die ersten Krokusse im Garten. Ich sehne mich auch nach langen Spaziergängen mit meiner Tochter und auf die ersten warmen Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht.

Die Tage werden ganz langsam länger. Das merke ich deutlich, wenn ich abends das Licht erst um 17:30 anschalten muss und nicht bereits am frühen Nachmittag. Heute habe ich es auch endlich einmal wieder geschafft in meine Email-Box zu schauen. Unser Baby hatte sich nämlich ausnahmsweise entschieden zu schlafen. 75 neue Nachrichten. Zehn davon interessieren mich wirklich: die Nachrichten von heute, eine Versandbestätigung von Amazon, Post von meinen Freunden und meiner Familie. Der Rest ist Spam.

Nichts ist furchtbarer, als ein Haufen Werbung per E-Mail. Dabei achte ich eigentlich immer und ganz genau darauf, dass ich NICHT irgendein Häkchen oder Kreuzchen in dem Feld „Newsletter abonnieren“ oder, „Ja, ich will tolle Angebote zugeschickt bekommen“, zurücklasse, wenn ich mich auf neuen Webseiten umschaue oder gar eine Bestellung abschicke. So manchmal rutscht mir allerdings das eine oder andere Häkchen durch. Und somit verbrachte ich die ersten paar Minuten an meinem Rechner damit, alle unerwünschten E-Mails zu löschen.

Sixt schickte mir wieder ein tolles Angebot für einen Mietwagen in Deutschland (wie sinnvoll - ich lebe in den USA), dabei hatte ich den Newsletter bereits vor einem Monat abbestellt („Die Löschung ihrer Daten mag allerdings drei Monate in Anspruch nehmen“). I-Tunes fragte mal wieder nach, ob ich wirklich sicher sei, keine E-Mail-Angebote mehr bekommen zu wollen (auch hier hatte ich es mit dem Befehl „unsubscribe“ vergeblich versucht). Self Magazine schickte mir eine Mahnung, dass jetzt die richtige Zeit sei, mit dem Sommer-Fitness-Programm zu starten. Irgend jemand meldete zum xten Mal, ich sei ein Gewinner bei einer Lotterie und könnte 10 Millionen Euro bekommen, wenn ich meine persönlichen Daten telefonisch an eine Addresse in den Niederlanden durchgäbe (Ach nee!). Eine andere E-Mail warnte mich, dass meine Paypal-Account Informationen nicht mehr aktuell seien und ich doch dringend folgende Daten bestätigen müsste, damit das Konto nicht gesperrt wird, und zwar meine Kontonummer, Bankleitzahl, Kreditkartennummer und VISA Check Card (amerikanische Version eines Girokontos) einschließlich PIN, den Mädchennamen meiner Mutter, meine Social Security Nummer, mein Geburtsdatum, etc.). Diese E-Mail führte dann auch gleich ein Virus mit sich. Zum Glück funktionierte mein Virenprogramm noch hervorragend.

Doch auch mein Antivirenprogrammprovider ärgerte mich: „Wir haben festgestellt, dass die Abonnierung ihres Anti-Virenprogramm, ihrer Firewall, und Privacy-Services nächsten Monat abläuft. Wir haben uns herausgenommen, dieses Abonnement zu verlängern und die Kosten von 100 Dollar auf ihre Kreditkarte gebucht. Sollten sie damit nicht einverstanden sein, so rufen sie bitte folgende Nummer an (Nummer folgte).“
Natürlich bin ich nicht damit einverstanden, dass so einfach über mein Geld verfügt wird! Grrr. Und wieder war eine halbe Stunde meiner kostbaren Zeit weg, denn bei der Anwahl der Nummer bin ich in eine zwanzigminütige Warteschleife geraten. Es scheinen viele Personen diese Nummer heute morgen gewählt zu haben. Warum wohl?

Dann schrieb die Campus-Polizei meiner Universität, dass im Januar keine Autos auf dem Universitätsgelände geklaut und auch nur kleinere andere Diebstähle verübt worden seien. Wollte ich das wirklich wissen?

Als ich dann endlich dazu kam, meine eigentlichen E-Mails zu lesen, nämlich die von meinen Freunden und meiner Familie, fing das Baby an zu schreien und ich musste mich um es kümmern. Naja, ich werde morgen noch einmal versuchen, meinen persönlichen Kontakt mit der Außenwelt aufrecht zu erhalten.

Detroit, 2005-03-07 © by Ines Kistenbrügger, Wirtschaftswetter
Text + Foto: ©Ines Kistenbrügger
Banner Fotos: ©Cornelia Schaible, aph
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