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Projektoren der Zukunft

DMD-Chips und Dreifach-LCDs fürs Kino aus dem Handy

von Annegret Handel-Kempf

Illu LED - Light Emitting Diodes Mini-LED-Projektoren sparen Leuchtmittel und Energie – Entwicklungs-Wettstreit der Hersteller und Chip-Varianten – Schwächen der Einführungsmodelle

Der Reisende sitzt im Wartebereich des Flughafens, vor sich eine weiße Wand. Er nimmt sein Handy, holt augenscheinlich eine Zigarettenschachtel aus der Brusttasche. Doch halt, nein, es handelt sich um einen kaum umfangreicheren, digitalen Mini-Projektor, der erstaunlicherweise keine Lampe hat. Der Fluggast schaltet das Gerät ein und genießt mit anderen Passagieren ein Fußball-Spiel, das er auf seinem Mobiltelefon aufgezeichnet hat. Der Ton muss nicht laut gestellt werden, denn der Beamer läuft ganz ruhig.

Dieses Szenario könnte mit neuartigen Light-Emitting-Diodes (LED)-Westentaschen-Projektoren Realität werden. Die Einführungsmodelle und Prototypen kämpfen allerdings noch mit Helligkeitsproblemen, angesichts ihrer Leuchtkraft von 20 bis 25 ANSI-Lumen, bei Kontrast-Varianten von 1000:1 bis zu 1500:1 und Auflösungen von 800 mal 600 Bildpunkten. Immer winzigere Mikrodisplay-Panels und die Integration der optischen Funktion in die LEDs sollen die Pocket-Beamer dem Willen der Hersteller zufolge dennoch zu Projektoren der Zukunft werden lassen.

Abbildung ohne Abwärme

Wegen ihrer Ausstattung mit Hochdrucklampen, deren weißes Licht über Farbräder in Farbanteile aufgespalten wird, sind die kleinsten herkömmlichen Beamer mindestens doppelt so groß und schwer wie die kompakten LED-Minis: Die Kühlung fällt ins Gewicht. Anders die Situation bei den etwa ein Pfund wiegenden Neulingen: Licht aussendende Dioden in den Grundfarben Rot, Grün und Blau erzeugen in ihrer Kombination alle Farben, aus denen sich das Bild zusammensetzt. Dabei verursachen sie wenig Abwärme. LED-Projektoren, die deshalb ohne Lüfter auskommen, arbeiten so energiesparend, dass sie bis zu zweieinhalb Stunden, durch etwa 250 Gramm schwere Akkus angetrieben, leistungsfähig und dabei leise sind. Sie sind mit tragbaren Datenquellen - DVD-Playern, Film- und Fotokameras, Spielkonsolen, Notebooks, Handys – mobil einsetzbar, um Bilder, Videos und andere digitale Daten zu projizieren.
Bis zu 10.000 Stunden, bei Epson 20.000 Stunden, sollen die Leuchtdioden halten, wobei die Leuchtkraft gegen Ende stark abnehmen dürfte.

Prototyp auch von Epson

LED-Mini-Beamer wurden im September auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin von Epson, Samsung, Mitsubishi und Toshiba teils erstmals präsentiert: Trotz alltagsfremder, totaler Abdunkelung waren aus 1,20 bis 1,50 Metern Abstand nur verschwommene, etwa DIN A3-große Bilder zu sehen.
Erfahrungen aus dem Automobil-Bereich geben Hinweise auf die Endlichkeit des LED-Leistungsvermögens: Zum Riesen-Kino wird es bei den Beamer-Zwergen kaum je reichen.

DLP mit DMD kontra 3LCD

Mitsubishi will seinen PK10 LED Pocket Projektor Anfang 2006 auf den deutschen Markt bringen. Toshiba führte seinen LED-Multimedia-Projektor zum Jahresende 2005 ein. Bereits im November wollte Samsung seinen Leuchtdioden-Beamer in den Geschäften anbieten. Ebenfalls zum Jahresende wollte Zeiss seinen Taschen-Projektor mit Minioptik über einen bislang noch nicht genannten Endgerätehersteller in den Handel bringen. Der mit zehn mal sieben mal vier Zentimetern kleinste der derzeit bekannten Projektoren soll farbige Bilder und Videos mit einer möglichen Vergrößerung von 40 mal 60 Zentimetern abbilden. Seine LED-basierte, kompakte Beleuchtungseinheit mit mikrostrukturierten optischen Elementen sorgt für intensiveres Licht als die seiner Vorgänger.

Möglich wird die Miniaturisierung in der einen Variante auch durch den Einsatz der Digital Light Processing (DLP)-Technologie, auf die sich die gerade genannten Hersteller stützen. Bei diesem Vorgang wird das Licht einer Projektionslampe – im vorliegenden Fall LED - auf einen Digital Micromirror Devices (DMD)-Chip, der über 500.000 Mikrospiegel enthält, geworfen und von dort auf eine Leinwand reflektiert. Jeder Mikrospiegel stellt einen Bildpunkt dar. DLP bewirkt ein hohes Kontrastverhältnis zugunsten der Bildschärfe.

Mehr Helligkeit in Sicht

Illu LED-Mini-Beamer Anders als die Konkurrenten arbeitet Epson mit der 3LCD-Technologie: Dabei filtert jeweils ein Polysilizium-Flüssigkristall-Panel für jede der Grundfarben das einfallende Licht im Projektor. Das aus drei einfarbigen Abbildern bestehende Bild wird mit Hilfe eines Prismas schon dort und nicht erst auf der Projektionsfläche zusammengesetzt, Flackern dadurch vermieden. Die Lichtquelle ist mit LEDs eine für Epson in der Projektion neuartige. Um für Anwendungen im wirklichen Leben geeignet zu sein, müsse die gegenwärtige Helligkeit von etwa 20 Lumen auf mindestens 80 bis 100 Lumen Nutzlichtstrom verbessert werden, betont der Drei-Schichten-Chiphersteller 3LCD. Anfang Oktober gab Epson in Hongkong bekannt, Ende 2006 das erste Serienprodukt vertreiben zu wollen. Satoshi Inoue von Epson kündigte an, die Helligkeit für das Endprodukt auf 100 Lumen zu erhöhen.


2006-01-01 by Annegret Handel-Kempf, Wirtschaftswetter
Text: © Annegret Handel-Kempf
Illustrationen: © Angelika Petrich-Hornetz
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