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Interview mit Heide Simonis

E-Interview mit Heide Simonis, Vorsitzende des deutschen Komitees des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen, UNICEF
Die Fragen stellte Angelika Petrich-Hornetz

Wirtschaftswetter: Frau Simonis, nach Ihrer politischen Karriere, Sie halten immer noch den Titel der bisher einzigen weiblichen Ministerpräsidentin der Bundesrepublik Deutschland, engagieren Sie sich nun als Vorsitzende von UNICEF Deutschland. Welches Motiv war für Sie persönlich entscheidend für genau dieses und nicht für ein anderes Engagement?

Heide Simonis: In den 60er Jahren habe ich eine Zeitlang in Sambia gelebt und das Leben in einem sehr armen Land kennen gelernt. Die Kinder und Frauen haben mich sofort fasziniert. In meiner Zeit als Ministerpräsidentin habe ich dann Aktionen für die Kinder in Bosnien und in Afghanistan mit UNICEF unterstützt. Ich habe immer gesagt, dass ich nach Ende meiner politischen Karriere in der Entwicklungshilfe arbeiten möchte. Mich hat immer überzeugt, dass UNICEF für alle Kinder da ist, egal auf welcher Seite eines Konflikts sie leben. Die Kombination aus praktischer Hilfe und langfristiger Entwicklungsarbeit ist einmalig.

Wirtschaftswetter: Als Vorsitzende von UNICEF Deutschland interessiert Sie die Situation von Kindern weltweit. Wie demotivierend sind die Momente, wenn Sie erfahren, dass es auch in Deutschland Kinder gibt, die an Hunger und Gewalt sterben, als würden diese mitten in einem Bürgerkrieg aufwachsen?

Heide Simonis: Die Situation in Deutschland unterscheidet sich völlig von einem Bürgerkriegsland. Aber auch im reichen Deutschland gibt es Probleme und es muss mehr für Kinder getan werden. Kinderschutz und Kinderrechte haben in Deutschland nicht den Platz, der ihnen gebührt. Um Kinderrechte in Deutschland nachhaltig zu stärken, setzt sich UNICEF dafür ein, dass Kinderrechte in die deutsche Verfassung aufgenommen werden. Und wir brauchen eine bessere Infrastruktur für Kinder, zum Beispiel Kindergartenplätze für alle und Angebote zur Ganztagsbetreuung. Kinder aus sozial schwachen Familien müssen frühzeitig gezielt gefördert werden. Nur so kann ein Auseinanderdriften der Gesellschaft verhindert werden.

2006-10-26 by Angelika Petrich-Hornetz, Wirtschaftswetter
Text: ©Angelika Petrich-Hornetz

und Gesprächspartnerin Heide Simonis
Foto, Motivationsbanner © Ines Kistenbrügger
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