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Wissen, was drin ist II

Fruktose - Fructose

von Emily*

Gestern hatten wir Sport. Das war sehr anstrengend, weil wir die ganze Zeit rennen mussten. Danach hatte ich Durst, im Kühlschrank stand so ein Iso-Zeugs von meiner Mutter. Sie trinkt es manchmal, wenn sie Joggen war. Es soll dem Körper das zurückgeben, was er durch die Anstrengung verloren hat, zum Beispiel Magnesium, Folsäure, Vitamin C und E und B-Vitamine - sagt sie. Aber nach den Erfahrungen mit der Zitronenbrause bin ich sowas von misstrauisch geworden. Ich hab dann doch lieber nur ein großes Glas Wasser getrunken. Danach suchte ich mir unsere Lupe, um zu gucken, was denn diesmal drin ist. Es fing also "gut" an, denn ohne Lupe war die Schrift viel zu klein.

Was steht drauf?

Sehr viel steht da, die ganze Flasche ist bedruckt. Ganz vorne steht der Name (in ganz großen Buchstaben) drauf und "light" und die Geschmacksrichtung Grapefruit-Zitrone, außerdem "ohne Konservierungsstoffe". Im Internet finde ich die Information, dass Zutatenlisten die Sachen, die am meisten enthalten sind, zuerst nennen müssen. Bei dem Getränk sind das: 1. Wasser und 2. Fruktosesirup. Dann folgen noch viele Zutaten, über die alle ich wohl ein dickes Buch schreiben müsste. Also nehmen wir erst einmal das: Was ist Fruktosesirup? Und was ist Fruktose?

Fruktose

Oder meistens auch Fructose geschrieben, heißt: Fruchtzucker. In der Natur ist er in Früchten enthalten. Es ist ein Kohlehydrat und ein so genannter Einfachzucker (Monosaccharid). Viel Fructose haben z.B. Trauben, Äpfel und Birnen. Viel weniger davon ist in Pfirsichen und Aprikosen drin. Außerdem ist Fructose Bestandteil von Zucker. Zucker, der aus Zuckerrüben und Zuckerrohr gewonnen wird, heißt auch Saccharose - ein Zweifachzucker. Er enthält gerecht (50 Prozent/50 Prozent) aufgeteilt: 1 Molekül Glucose (das ist Traubenzucker) + 1 Molekül Fructose

Fruktosesirup

Im Internet tauchen unter Fruktosesirup ganz viele neue Wörter auf. Auf der Seite eines Zuckerherstellers (nordzucker.de) steht, dass Fruktosesirup eine Lösung aus Fruktose in Wasser ist. Die Trockensubstanz dafür soll 95 Prozent Fruktose (mit bis zu 5 Prozent Glukose) enthalten und "sehr gut löslich" sein. Außerdem hat Fruktosesirup eine stärkere Süßkraft als normaler Zucker (Saccharose). Und da steht, dass er besonders für die "Feuchtestabilisierung in Süß- und Backwaren geeignet" ist.
Es gibt noch andere Sirup-Mischungen, z.B. Glukosesirup (mit bis zu 5 Prozent Fruktose), Glukose-Fruktose-Sirup mit bis zu 49 Prozent Glukose und umgekehrt Fruktose-Glukose-Sirup mit bis zu 49 Prozent Glukose, und der Fruktosesirup, s.o. Außerdem gibt es in Deutschland eine Zucker-Regel, die "Zuckerartenverordnung". Da drin steht: Wenn der Glucosesirup in Lebenmitteln mehr als "5 Porzent Fruktose in Gewicht in der Trockenmasse" hat, muss der auf der Verpackung in der Zutatenliste aufgeschrieben werden, damit die Leute wissen, was sie essen und trinken.

Diese Sirupe werden von der Lebensmittelindustrie zum Süßen benutzt - und weil Fruktose viel süßer als Glukose oder normaler Zucker (je 50 Prozent Glukose und Fruktose) ist, werden die Sirupe mit einem hohem Anteil immer öfter und mehr verwendet. Sie können zum Beispiel hier enthalten sein, in: Fruchtjoghurt, Milchshakes, Soßen, Fertiggerichten, Ketchup, Softdrinks, Limonade, fruchtsafthaltigen Getränken, Eiscreme, Honig aus den USA, Fitness-Getränken, Brot, Kuchen, Keksen (Backteigwaren), Schokolade, Bonbons, Snacks, Konserven und vielem anderen. Sogar Bienen werden mit Glukosesirup gefüttert, der mehr oder weniger Fruktose enthalten kann, siehe oben.

Ich lese weiter: Auf einer Seite steht, dass die Herstellung durch die Aufspaltung von Stärke (Stärke = Vielfachzucker = Polysacharid) mit Hilfe von Enzymen erfolgt, vor allem aus Mais. Der Mais wird in den USA viel angebaut. Außerdem bekommen die Mais-Bauern dort vom Staat Geld für das Anbauen von Mais. Damit wird die Herstellung von Glykose- und Fruktosesirupen besonders billig, sodass sie beim Verkauf mehr verdienen. Dagegen müssen die Händler für Zucker Zölle (Geld) bezahlen, wenn er zwischen mehreren Ländern verkauft wird. Das macht den Zucker gegenüber den Sirupen teuer. Darum haben die Unternehmen, die Zucker für ihre Lebensmittel brauchen, in den USA seit den 1970er Jahren (da wurde erst meine Mutter geboren) den Zucker im Lauf der Zeit immer mehr durch die Sirupe ersetzt, auch weil der ja viel süßer ist, wenn immer mehr Fruktose da drin ist. Außerdem sind die Sirupe klebrig und das hilft z.B. bei der Herstellung von Pralinen, Frühstücksflocken, Bonbons und viel mehr. Weil das Zeug also so praktisch für die Lebensmittelhersteller ist, haben dann auch immer mehr andere Firmen immer mehr von diesen Sirupen hergestellt und an die Lebensmittelhersteller verkauft.
Weil soviel Glykose- und Fruktosesirup aus Mais hergstellt wird, nennt man den auch Maissirup. Andere Namen sind: Isoglukose, Corn Sirup, Stärkesirup oder auf Englisch auch: High Fructose Corn Syrup (HFCS).

Was daran nicht so gut ist

Die Amerikaner sind in den letzten 40 Jahren immer dicker geworden, sagt meine Oma. Sie meint, das liegt daran, dass sie immer so viel Ketchup, Hamburger und Pommes Frites gegessen haben - und viel zu viel trinken. Es gibt da nämlich auch riesige Becher, die aussehen wie Eimer, wenn man etwas zu trinken kauft. Als ich meine Oma fragte, warum die Amerikaner denn mehr essen und trinken, als ihnen guttut, wusste sie aber nicht warum.
Wenn man Kekse oder Bonbons isst, merkt man nicht, ob in denen Fruktose oder normaler Zucker oder andere Zuckerarten (z.B. Glukose - Traubenzucker) sind. Es schmeckt dann einfach süß. Wenn man aber normalen Zucker isst, muss ein Organ (die Bauchspreichdrüse) einen Stoff (Insulin - ein Hormon) ausscheiden, damit der Körper den Zucker, und zwar die Glukose darin, verarbeiten kann. Wenn es sich sei bei der Süße um Fruktose handelt, dann braucht der Körper aber kein Insulin für die Verarbeitung von dem. Und das ist dumm, weil Insulin zusammen mit weiteren Stoffen auch für das Gefühl sorgt, satt zu sein. Bei Fruktose gibt es kein Sättigungsgefühl. Das führt dazu, dass Menschen noch mehr Süßes in sich hineinstopfen. Außerdem fördert Fruktose, auch wenn man nicht mehr davon isst, das Einlagern von Fett aus der Nahrung, auch in der Leber. Dann wird die Leber fett und krank. Wenig Fruktose soll gesund sein, aber zu viel Fruktose bringt den ganzen Stoffwechsel durcheinander, deshalb wird dann auch der ganze Mensch fett und krank. Besonders gefährlich soll das für Menschen sein, die eine Fruktoseintoleranz haben. Die vertragen das Zeug gar nicht. Und es gibt noch mehr Menschen, die das Zeug nur etwas weniger gut vertragen. Aber in rauen Mengen scheint es wohl für alle Menschen nicht gut zu sein.

Die "Fruktose-Entwicklung"

In den USA soll der Konsum von Fruktose in den vergangen 20 Jahren um +1000 Prozent gestiegen sein. Die Forscher sagen , dass der extrem angestiegene Fruktosekonsum inzwischen als eigenständiger Risikofaktor für das so genannte Metabolische Syndrom gilt. Das sind mehrere Störungen, die häufige gemeinsam auftreten und sich gegeinseitig hochpushen: Fettstoffwechselstörungen, Fettleibigkeit, Bluthochdruck, Insulinresistenz, Fettleber, krankhafte Veränderungen des Bindegewebes (Fibrose). Fruktose steht auch im Verdacht an Gicht beteiligt zu sein.
Illustration Limonade, Link zur KinderseiteMein Fazit: Die Amerikaner wurden immer dicker, weil sie von normalem Zucker zu einem extremen Verbrauch von Fruktose überwechselten. Und die Europäer werden jetzt auch immer fetter, weil auch hier mehr Zucker durch Fruktose ersetzt wird und immer mehr Fruktose in sämtliche Lebenmittel gepumpt wird, damit sie süß, feucht und haltbar sind - und die Leute sie kaufen.

Ich habe jetzt genug gelesen, aber nicht alles verstanden. Nächste Woche gucke ich mir an, ob ich in unserer Küche noch mehr Lebensmittel mit diesem Sirup drin finde und melde mich dann wieder. Dieses komische Sportgetränk mag ich sowieso nicht. Nachher frage ich meine Mutter, ob sie weiß, ob ich eine "Fruktoseintoleranz" habe.

... oder den Arzt oder den Apotheker (Anm. d. Red.)


2015-10-01, Emily*, Wirtschaftswetter
*Der Name ist der Redaktion bekannt
Text: ©Kinderredaktion, Kinderseite
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