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Heimlich, still und leise - verfettet die Leber

Wer das unermüdliche Entgiftungs-Organ entlasten will, muss schon selbst aktiv werden

von Angelika Petrich-Hornetz

Durch die alljährliche Völlerei zu Weihnachten bekommt die "stille Nacht" noch eine weitere Bedeutung: Das wirklich Tückische an einer wegen zu vieler Feiertage schwer arbeitenden Leber ist ihre Stummheit, so dass der Besitzer nicht merkt, wie sein wichtigstes Ausscheidungsorgan leidet. Unbemerkt kann sie dann nicht mehr anders, als sich mit der Zeit in eine eine Fettleber zu verwandeln.
Geschätzte 30 bis 40 Prozent der Bevölkerung sollen bereits mit einer vertetteten Leber gesegnet sein, Tendenz steigend und Kinder sind ebenfalls immer häufiger betroffen. Noch mehr Betroffene finden sich unter Übergewichtigen und Diabetikern.
Gefährlich ist die still leidende Leber deshalb, weil sie einfach trotzdem unermüdlich weiterarbeitet und am Ende einer Fettleber-Entwicklung mit dauernden Überstunden die lebensgefährlichen Stadien, nämlich die Leberzirrhose oder Leberkrebs drohen - und auch eintreffen werden, wenn man einfach nichts unternimmt. In vielen Fällen sind solche Entwicklungen wirklich tragisch, weil sie so einfach vermeidbar gewesen wären: Kaum ein Organ ist nämlich dermaßen regenerationsfreudig wie die Leber: Eine Fettleber kann mit solch ganz einfachen Maßnahmen wie etwas mehr Bewegung und einer moderaten Ernährungsumstellung komplett rückgängig gemacht werden.

Schon lange bekannt ist, dass die Leber nicht nur aufgrund eines zu hohen Alkoholkonsums verfettet, sondern vor immer mehr Übergewicht oder anders ausgedrückt, schlicht eine zu hohe Energie/Kalorienzufuhr bei dieser massiven Zufuhr dementsprechend zu wenig Bewegung dazu führen kann. Die Leber baut diese sie flutende überflüssige Energie, u.a. in Form von einfachen Zuckern permanent in Fett um, in jüngster Zeit geriet vor allem Fruktose in den Verdacht, für eine beschleunigte Verfettung der Leber zu sorgen da sie genauso nutzlos wie Alkohol ist und genauso im Alleingang von unserem wichtigsten Entgiftungsorgan entsorgt werden muss.
Diese so genannte nicht-alkoholische Fettleber rückt daher immer mehr in den Fokus der Aufmerksamkeit, zumal inzwischen immer mehr Kinder davon betroffen sind. Zwar wird mit Kampagnen zur Lebergesundheit für sporadische Aufmerksamkeit gesorgt, doch im Vergleich zu anderen Erkrankungen inklusive deren aufwendigen Reihenuntersuchungen wird bei der Fettleber offenbar immer noch gespart: Trotz der bereits hohen und dramatisch weiter steigenden Zahlen von Betroffenen wird noch - gemessen an den Zahlen - noch viel zu selten von einer Volkskrankheit gesprochen. Dabei wäre hier gerade die Früherkennung eine wirklich dankbare Aufgabe auch für Ärzte - und äußerst wichtige, die schwere Folgeerkrankungen vermeiden kann und damit auch der aktuellen Gesundheitspolitik der Prävention voll und ganz entspricht. Aber ohne Untersuchung wird das nichts, denn nicht zuletzt können auch schlanke und sportliche Menschen und Erwachsene bislang unbemerkt, betroffen sein.

Man hat durchaus auch eher den Eindruck das ganze Thema ist vielen immer noch peinlich, sogar den Gesundheitspolitikern selbst. Es gibt keine Politiker und Promis, die wie bei anderen Erkrankungen fröhlich-forsch als Gesundheitstestimonial mit bestem öffentlichkeitswirksamen Beispiel in eine Untersuchung ihrer eigenen Leben voranschreiten würden. Man weiß ja auch nie, was einem (als Politiker) nach dreißig Jahren Schreibtischtätigkeit und Arbeitsessen, Empfängen, Häppchen und Diners bei solch einer Untersuchung für eine Diagnose offenbar werden wird, wenn Bewegung höchstens noch mit der Gang zum Rednerpult oder zum Dienstwagen stattfindet.

Bis auf leichte Oberbauchschmerzen bei einigen Betroffenen, vielleicht auch Erschöpfung und schwitzende Schlaflosigkeit sowie einige weitere, meist ehr diffuse Symptome, die auch ganz andere Ursachen haben könnten, merken die meisten wenig von ihrem immer mehr aufgebauten Leberfett, es sei denn es ist die klassische Version mit dem für die Umwelt gut sichtbaren deutlich vergrößertem Oberbauch. Doch Vorsicht, der hat bisweilen auch ganz andere Gründe, die in jedem Fall einer ärztlichen und damit differenzierten Abklärung bedürfen.
Um den Zustand der eigenen Leber zu erkunden, kommt man um den Arzt sowieso nicht herum, und danach bleibt nur noch eines, nämlich den inneren Schweinehund zu überwinden , sich endlich an den Ernährungsplan machen und sich mehr zu bewegen. Wer noch keine verfettete Leber hat, sondern lediglich ein paar die Weihnachtsleber-Entlastungs-Wochen im neuen Jahr mit leberfreundlicher Ernährung nachsorgend und vorbeugend praktizieren möchte, kann natürlich auch in Eigenregie loslegen, aber sollte vorher den Zustand der Leben durchchecken lassen.

Im Grunde genommen handelt es sich bei der Therapie einer Fettleber um eher schlichte Maßnamen, nämlich um eine Gewichtsreduktion - bereits 5 Prozent weniger Gewicht sollen die Leber messbar entlasten -, dazu Bewegung. Die so großartige "Ernährungsumstellung" ist eigentlich die Wiedereinführung von etwas, das bis vor ein paar Jahren noch von so gut wie allen gegessen wurde: eine gesunde Mischkost. Lediglich ein paar Dinge (*siehe auch unten) davon sollte weglassen oder meiden.
Das heißt aber auch, sofern man ehrlich zu sich selbst ist: Wenn man ein paar Dinge weglässt, die die Leber direkt entlassten, handelt es sich eigentlich um nichts anderes als um das Weglassen von Überflüssigem, also die Ab- oder Rückkehr von einem höchst dekadenten Lebensstil, mit dem man es schlicht übertrieben hat. Streicht man z.B. erst einmal Alkohol und Produkte mit viel Fruktose, Zucker und Weißmehl - dementsprechend auch gezuckerte Snacks, Drinks und klebriges Backwerk - und ersetzt diese durch deutlich mehr Gemüse und Salate über den Tag verteilt, scheint die Ernährung der mediteranen Kost ("Mittelmeerdiät") schon ziemlich ähnlich zu sein.
Viele Ratgeber in Netz und Buchhandel fassen eine leberfreundliche Ernährung als kohlehydradreduziert und eiweißreich zusammen. Ärzte erwidern, entscheidend ist vielmehr die Reduzierung der Kalorien, egal wie das geschieht, ob durch weniger Zucker oder weniger Fett. Ernährungsexerten bevorzugen die individuelle Beratungen und sehen Empfehlungen, die Menschen mit Fettlebern in Bausch und Bogen ernsthaft raten, keine Kartoffeln mehr zu sich zu nehmen, sehr kritisch. Die Frage, welche einzelnen Lebensmittel dieser oder jener Mensch essen sollte oder nicht, die für den anderen gesund sind, ist dann schließlich in der praktischen Therapie doch sehr individuell und damit unterschiedlich.

Weglassen oder zumindest meiden sollte man im "Leberurlaub" lieber Unumstritternes wie Alkohol, sehr süße Getränken, raue Mengen von Fruchtsaft und Kakao oder auch den täglich fetten Pudding, Schmand, Sahne, Creme fraiche, Fruchjoghurt. Außerdem alles, was in Mayonnaise oder Sahne regelrecht schwimmt (Fisch, Salat, Pilze etc.), Schmalz, Palmfett, gesalzenes Knabberzeugs (auch gesalzene Nüsse), Produkte aus Weißmehl wie Weiß- und Toastbrot, Kuchen Kekse, Torten, Reis, Kartoffeln, Pommes, Kartoffelbrei, Bonbons, Schokolade. Empfohlen werden dagegen Gemüse und Salat in so gut wie jeder Form (bis auf Mais u.a.), Mandeln, Nüsse, Olivenöl u.a. hochwertige Öle, auch Butter, mageres Fleisch, fetter Fisch, magere Wurst, in Maßen aber auch fette Wurst und Fleisch, desweiteren Eier und nicht zu fette Milch, Quark und Joghurt (ohne "Frucht"). Sämtliche süße Getränke sollten durch Wasser, Kaffee (wirkt positiv auf die Leber - 2 bis 3 Tassen täglich) und ungezuckerten Tee ersetzt werden. Aber Achtung, die Entwicklung hat die bislang so hochgelobten Tees eingeholt: Vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) existiert eine aktuelle Warnung für Kräutertees, weil dort in jüngster Vergangenheit die Belastung mit Pyrrolizidinalkaloiden gestiegen ist. Man sollte laut BfR deshalb gegenwärtig nicht mehr als zwei Tassen Kräutertee täglich trinken.

Wer bereits eine nachgewiesene Fettleber hat, muss die leberfreundliche Ernährung auch mindestens, je nachdem, was der Arzt sagt, wenn nicht dauerhaft, ein paar Monate lang praktizieren, damit das Organ wirklich regenerieren kann. Schon diese Kontrolle der Werte geht nicht ohne Arzt, für einen persönlich passenden Ernährungsplan braucht es ebenfalls passende Fachmenschen. Aber: Nur nicht abschrecken lassen, schließlich sind die auch zum Beraten da, gerade bei komplizierteren Voraussetzungen. Wer wegen einer weiteren chronischen Erkrankung jetzt meint, nicht alle Anforderungen für eine neue leberfreundliche Lebenweise erfüllen zu können, sei versichert: sie oder er kann meistens genauso wie ndere Menschen auch auf die Regenerationsfähikgiet auch seiner ganz persönlichen Leber setzen, wenn sie nicht schon sehr stark vorgeschädigt ist. In der Regel ist die Entfettung individuell, in allen möglichen Kombinationen möglich, so dass man sich lediglich einen persönlichen Plan erstellen lassen muss.
Die meisten Menschen staunen jedenfalls immer noch, wie einfach es dann mit Gewichtsverlust, Bewegung und Ernährungsumstellung funktoniert, wenn, ja, wenn man erst einmal angefangen hat. Und auch das ist erwiesen, wenn auch der genaue Wirkmechanismus noch unbekannt ist: Kaffeetanten und -onkel sind deutlich im Vorteil, zwei bis drei Tassen Filterkaffee am Tag mag die Leber offenbar einfach gern, als Alternative gilt Tee.

Müssen es unbedingt jeden Abend Kartoffelchips, jeden Tag ein bis zwei Energydrinks oder gleich eine ganze Flasche gezuckerte oder mit Fruktose besonders süße Brause sein? Müssen wirklich jedes Mal zwei Löffel Zucker in die Tasse Kaffee oder Tee hinein? Täglich Pommes oder Hamburger, Kroketten oder Kartoffelbrei? Und danach Bonbons, Lakritz, Gummibärchen und gesalzenes Knabberzeug? Eine nicht-alkoholische Fettleber findet sich deshalb auch immer häufiger in für jedes Knabberzeug und Naschwerk dankbaren Kindern. Sie erhalten genauso wie ihre Erwachsenen zu viele Kalorien für zu wenig Bewegung und mit der aktuell wieder zunehmenden Überzuckerung industriell hergestellter Lebensmittel lediglich noch den Rest für eine erfolgreiche Leberverfettung.

Auch fürs nächste (Weihnachts- oder Silvester-)Buffet könnte man ruhig seine etwas geänderte Lebensweise direkt auf den Tisch stellen, und zwar ohne befürchten zu müssen, dass sämtliche Gäste das Weite suchen. Oder würde man unter Weglassen der üblichen Mega-Kaloriebomben den Lachs und den Steinbutt, die Garnelen, das Rinderfilet, den körnigen Frischkäse, den marinierten Putenbraten, das Vollkornbrot, das Gemüse in allen Farben und Formen, die Pellkartoffeln, die Papaya, die grünen und bunten Salate, Tomaten, rote Beete, Rettich, Spargel, Walnüsse, Macadamia u.a. etwa stehen lassen? Wie lecker! Da läuft einem ja jetzt schon das Wasser im Mund zusammen!


2016-01-01, Angelika Petrich-Hornetz, Wirtschaftswetter
Text: ©Angelika Petrich-Hornetz
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