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Australian All-Stars

Die Künstler des fünften Kontinents nehmen immer mehr Einfluss auf das Australien-Image in der Welt. Der neuen Regierung dürfte die gute Vorarbeit ihrer Stars auch im Inland ganz gelegen kommen

von Angelika Petrich-Hornetz

Australian All-Stars Es ist noch gar nicht so lange her, dass Menschen außerhalb Australiens als einzige der ihnen bekannten VIPs vom fünften Kontinent Paul Hogan, alias Crocodile Dundee, AC/DC und ein paar Sportlernamen nennen konnten. Kein Wunder, lockte der sympathische Haudegen Hogan mit Buschmesser ausgerüstet doch Mitte der achztiger Jahre nicht gerade wenige zahlende Zuschauer in die Kinosessel und ließ diese sich genüsslich, weil mit Sicherheitsabstand, nach dem wahren, ursprünglichen Leben im Outback sehnen. Und nichts gegen AC/DC, um Gottes Willen, doch die Stimmung, die seit ein paar Jahren von der Südhalbkugel herüberweht, hat sich gerade jüngst dennoch deutlich verändert.

Dabei ist diese Entwicklung nicht plötzlich, fand eher still und nicht unbedingt immer vor Ort statt: Immer mehr Australier gehören mittlerweile zur ersten Garde von Hollywood. Die Kunst der australischen Ureinwohner zieht schon lange stetig wachsend die Sammler rund um den Globus an. Der Klang des Didgeridoos verzückt ebenfalls ansteigend Zuhörer und Musiker auf der ganzen Welt. Die schwer nachzuahmende australische Lässigkeit trägt ihr Übriges bei. So lockt eine gegenwärtige, gelunge Mischung aus alten und neuen Einflüssen viele Interessierte an, die neugierig auf die australische Kultur geworden sind.

Dass dieses australische Flair gerade in den letzten paar Jahren besonders stark um die Welt zog, daran sind die australischen Film- und Showstars unmittelbar beteiligt. Der Siegeszug setzte ein, als Kylie Minogue wie ein Feuerwerk ihr Comeback durch die Konzertsäle der Welt fegte und gleichzeitig Nicole Kidman, plötzlich ihres Ehemannes Tom Cruise verlustigt, zum Durchbruch ansetzte. Ein Glück für Cineasten, spielte die 1967 auf Hawaii geborene, 1,80 Meter große Rotblonde seitdem nicht mehr die Rolle der zweiten Geige, sondern stieg endlich zur Film-Diva und Kassenmagnetin auf. Eine Rolle, die ihr bis heute bestens steht: So gut wie sämtliche Preise, auch den Oscar, erhielt sie stets verdient in der Kategorie Hauptdarstellerin. Als ein weiteres schönes, australisches Gesicht mit interessanten schauspielerischen Qualitäten gilt auch ihre beste Freundin Naomi Watts. Wegen Dreharbeiten zu ihrem nächsten Film wird sich Kidman übrigens höchstwahrscheinlich ausgerechnet zum Karneval in Köln aufhalten. Hoffentlich hat man sie informiert.

Ebenfalls Hauptdarstellerin - auf der Konzertbühne - ist die als Kidman rund dreißig Zentimeter kleinere und 1968 in Melbourne geborene Kylie Minogue. Sie wechselte vom Schauspielfach zur Musik. Auch sie legte erst nach mehreren Trennungen von Beziehungen und Plattenfirmen richtig los und entwickelte sich über viele Jahre fortwährend immer weiter. 2002 erhielt sie für das Album Fever den Brit-Award , im Jahr 2004 den Grammy und im Oktober 2007 als bislang einzige Frau den Music Industry Trust Award – ganze zwanzig Jahre nach ihrem ersten Welthit Locomotion. 2005 erkrankte sie an Brustkrebs, doch Minogue nahm den Kampf gegen die Krankheit erfolgreich auf. Die Pop- und Stilikone raubt ihrem Publikum zwar immer den Atem, doch sie bleibt gleichzeitig menschlich. Zu einem gewissen sympathischen Teil ist sie immer noch das nette und bodenständige Mädchen von nebenan, das trotz allem Glamour, genauso wie Kidman, die Wirklichkeit nie aus den Augen verloren hat.

Als drittes, australisches Show-Schwergewicht, das, was den schauspielerischen und den internationalen Erfolg betrifft, den beiden erstgenannten Damen in nichts nachsteht, muss natürlich Russel Crowe genannt werden. Ein ganzer Mann, trotz oder gerade wegen eines Gesichts, das aus botox-fernen Falten sowie ernsten, melancholischen Augen in die Welt schaut, dem man den unverstandenen, heimlichen Helden sofort abkauft. Doch Crowe spielte keineswegs nur sein erdverbundenes, komplexes Ich, oder doch? Das verkannte Genie (Nash), der verkannte Gladiator (Maximus), alles dasselbe?. Und selbst, wenn: Nicht nur für Ridley Scott ist er der Beste. Und schließlich hat auch einem Nicholson der Vorwurf nicht geschadet, immer sich selbst zu spielen. Privat ist es still um den Mann geworden, der 1964 in Wellington, Neuseeland geboren wurde und dessen Familie nach Australien einwanderte, als er vier Jahre alt war. Dafür hat wohl seine Ehe gesorgt. Zwei Söhne hat der Oscar-Preisträger und Farmer inzwischen. Die Zeiten, in denen Hotelangestellte und Filmpartnerinnen als Kolateralschäden fungierten, scheinen bis auf Weiteres vorbei zu sein.

Wie ihre Schauspielerkollegen derzeit ständig mit aktuellen Filmen auf der Kinoleinwand zu sehen, ist auch die schöne Oscar-Preisträgerin Cate Blanchett derzeit dauerpräsent. In die ist das deutsche Publikum sowieso geradezu vernarrt. So schrieb die Welt im Februar 2007 im Eingangstext zu einem Interview mit Blanchett, Zitat: Dieser Frau könnte man auch neunzig Minuten beim Karottenschälen zusehen. Glücklicherweise blieb die so Verehrte noch außerhalb ihrer Küche tätig, und damit dem Theater- und weltweitem Kinopublikum erhalten. So wird die 1969 in Melbourne geborene androgyne Blonde nicht nur in Deutschland angehimmelt, was ohne Zweifel an ihrer Grazie, ihrer Vielseitig- und Wandelbarkeit, und auch an der Wahl ihrer Rollen liegt, die sie stets kongenial ausfüllt. Ihr stets glücklicher Griff in die Drehbücher mit Tiefgang ist der lebende Beweis dafür, wie gut Charakter-Rollen die Kinokassen füllen können. Gerade spielte sie wieder die Titelrolle in der Fortsetzung ihres großen Erfolgs Elisabeth, und schlüpfte außerdem in die Rolle von Bob Dylan, für die sie in Venedig den Copa Volti erhielt. Eine Schauspielerin, die als Vertreterin erwachsener Filmkultur in die Geschichte eingehen wird.

Die große Show auf dem roten Teppich wird nicht nur von Musik - und Filmstars bestritten, in Australien nicht, denn das hat ja noch Elizabeth II als Staatsoberhaupt und auch in Europa nicht, in dem sich noch viele gekrönte Häupter tummeln. So rückte auch die folgende Australierin ihr Land auf die ganz große europäische Showbühne, indem sie einmal um die halbe Welt umzog - nach Dänemark: Kronprinzessin Mary von Dänemark, 1972 in Hobart, Tasmanien geboren, vor ihrer Heirat Mary Donaldson, lernte ihren Prinzen Frederik bei den Olympischen Sommerspielen in Sydney kennen – zur Eröffnungsfeier sang übrigens Kylie Minogue. Seit der Hochzeit 2004 zieht der Mary-Stil nicht nur die Dänen in ihren Bann, und alle hoffen, die schöne Australierin möge ihnen erhalten bleiben.

Zurück zum Schauspiel. Spätens, wer Elisabeth gesehen und Cate Blanchett in der Hauptrolle bewundert hat, wird auch an dem 1951 in Toowoomba, Queensland geborenen Schauspieler Geoffrey Rush nicht vorbeigekommen sein. Er spielt dort die Rolle des loyalen und verschlagenen Geheimdienstchefs, Sir Francis Walsingham, der sämtliche Attentäter seiner Königin rechtzeitig kaltstellt. Bereits für Shine bekam Rush 1997 einen Oscar als bester männlicher Hauptdarsteller. Seine Besetzung als Marquis de Sade - neben Kate Winslet – gilt ebenfalls als glückliche Besetzung. Der gleich mehrfach preisgekrönte Mime hat den Hang zum Charakterfach mit Cate Blanchett gemeinsam. Von diesem großartigen Schauspieler werden wir hoffentlich bald noch mehr in den Kinos sehen.

Ebenfalls einer der ganz großen Welt-Stars aus Australien ist der Schauspieler Hugh Jackman, 1968 in Sydney geboren und dem weltweiten Kinopublikum spätestens seit den X-Men bestens bekannt. Dabei wollte er eigentlich Journalist werden. Allerdings belegte er bereits an der Uni glücklicherweise auch den Schausspielkurs. Der auch als Musical-Star und Entertainer äußerst vielseitige Mime räumte viele Preise ab und wurde mehrfach für den Oscar und Golden Globe nominiert. Und wenn wir uns eine persönliche Meinung erlauben dürfen, als Bond-Darsteller hätten wir ihn auch alles andere als schlecht besetzt gefunden.

Goldsack Während diese und viele weitere Stars längst fürs internationale positive Australien-Kultur-Image sorgten, rumorte es im Inland gleichzeitig gewaltig. Somit rennt der neue Regierungschef Kevin Rudd wohl offene Türen ein, wenn dieser - gleich nach dem Umweltschutz – eine Kehrtwende in der Kulturpolitik einläuten will. Laut dem in Sydney lebenden Journalisten Andreas Stummer, der sich in einem Interview mit dem Deutschland-Radio zur jüngsten Entwicklung äußerte, bestehte dabei der wichtigste Unterschied zwischen dem alten und neuen Regierungschef darin, Zitat: ... ,dass Australien künftig überhaupt eine Kulturpolitik haben wird. Der abgewählte John Howard interessierte sich nämlich nur für Sport, so Stummer weiter, und Kunst sei, wenn überhaupt nur widerwillig gefördert und ansonsten lediglich verwaltet worden.

Bei der guten Vorarbeit der Stars, dürfte ein solcher Kurswechsel nicht allzu schwer fallen, auch wenn die australischen Künstler künftig den Sport-Kollegen nicht mehr drei Viertel des Fördertöpfe überlassen werden wollen. Ein Anfang ist bereits gemacht: Zwei neue, hochdotierte Literaturpreise, Fiktion und Sachbuch, sind Ende letzten Jahres ausgerufen worden. Passend zu den ersten politischen Kurswechseln scheint auch, dass der neue Umweltministergleichzeitig Minister für Kulturerbe und Kunst ist und Peter Garrett heißt. Damit ist der Politiker ebenfalls ein echter Australian All-Star - als Ex-Frontman und -Sänger der Band Midnight Oil.


2008-01-01 Angelika Petrich-Hornetz, Wirtschaftswetter
Text: ©Angelika Petrich-Hornetz
Illustraionen: ©Angelika Petrich-Hornetz
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