Auswandern nach China
von S. Stern
P. und ich haben uns bei der Arbeit kennen gelernt. Es gibt wohl kaum bessere Bedingungen, um sich näher zu kommen. Wir verbrachten täglich viel Zeit miteinander und hatten viel Gelegenheit, uns gerade in schwierigen Situationen eingehend zu beobachten, Verhaltensweisen und Einstellungen des anderen einzuschätzen, für gut zu empfinden und nach und nach Bande zu knüpfen. Ich wusste daher, dass P. beruflich ins Ausland strebte, und ich konnte mich mit der Idee gut anfreunden. Sowohl während meines Schulzeit als auch während des Studiums hatte ich viele Sommer in den USA verbracht und das Thema, in einem anderen Land einmal länger zu leben, hat mir schon immer gefallen. Aus unserer Büroliebe wurde eine Ehe und das Thema Auslandseinsatz blieb aktuell, wenn auch abstrakt.
Es hat mich also nicht wirklich gewundert, als sich mein Mann vor mittlerweile gut 2 Jahren für einen Job in China bewarb. P. war sich der Tragweite seiner Entscheidung stets bewusst, denn der mit einem mehrjährigen Auslandseinsatz für ihn verbundene berufliche Aufstieg, würde für mich zumindest eine Auszeit von meinem Arbeitsplatz in Österreich bedeuten.
Dabei hatte ich hart für meine Karriere gearbeitet und liebte meinen Job als Personalleiterin. Mein Mann wusste, dass es mir nicht leicht fallen würde, meine Karriere an den Nagel zu hängen und gleichzeitig meine wertvolle berufliche und finanzielle Selbständigkeit aufzugeben, um in eine mir bis dahin völlig fremde Kultur zu ziehen. Meine Entscheidung war dennoch vom ersten Tag an völlig klar. Wenn P. den Job tatsächlich bekommen sollte, dann gehen wir gemeinsam nach Shanghai.
Und so kam es schließlich auch. Die Zeit bis zum endgültigen Abschiednehmen war noch lang und ist eigentlich eine eigene Geschichte. Eine Geschichte von Vorfreude, Ängsten und Sorgen, bei der es um weit mehr geht als nur um das Zurücklassen eines Arbeitsplatzes.
P. und ich haben uns so gut es möglich ist auf das Abenteuer China vorbereitet. Es war eine spannende Zeit für mich, denn China war mir bis zu diesem Zeitpunkt völlig fremd gewesen und in meinen abstrakten Vorstellungen vom Auslandseinsatz spukte immer das Bild eines – wenn auch nur scheinbar vertrauten - westlichen Landes in meinem Kopf herum. So tastete ich mich langsam an das was kommen würde heran, las Bücher, begann Chinesisch zu lernen und nahm jeden Tag ein wenig Abschied.
Auf die Weise begann ich mich richtig auf unser neues Leben zu freuen und im September 2002 ging es dann wirklich los - Shanghai!
In den nächsten Folgen berichte ich Ihnen aus dem Leben in Shanghai, dem Alltag, die Besonderheiten, über die Mentalität, die Sprache u. v. m. Ich hoffe, liebe Leser, der Text hat Sie neugierig gemacht, so dass Sie mir in der Januar-Ausgabe von Wirtschaftswetter lesend nach China folgen werden.
2003-11-30 by S. Stern, Wirtschaftswetter
Text + Foto: ©S. Stern
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