Eindrücke einer MBA-Studentin aus Detroit 7.Teil
von Ines Kistenbruegger
2003-12-12, Detroit
Weihnachten naht in großen Schritten. In den Bürofluren werden Tannenbäume aufgebaut. In den Büros selbst ist neben Aktenordnern, Computern und diversen Papierstapeln auch schon die eine oder andere Weihnachtsdekoration zu finden.
Das Geschäft geht auch in der Weihnachtszeit weiter. Der Stressfaktor steigt, da auch hier in den USA Geschenke für die Lieben zu Hause organisiert und gekauft sein wollen. Sicherlich ist es schon schwierig genug für die Familie passende Geschenke zu finden. Es ist aber generell noch schwieriger für seine eschäftskunden eine angemessene Aufmerksamkeit zu finden. Wie schafft es ein guter Kundenbetreuer sich bei seinen Kontaktpersonen in positiver Erinnerung zu bewegen, um bei der nächsten Projektvergabe nicht von vorne herein übergangen zu werden? Was darf geschenkt werden? Wie teuer darf es sein? Oder ist, eine Einladung zum Essen vorzuziehen?
Die Möglichkeit übers Internet Materialien und Dienstleistungen einzukaufen macht es für den heutigen Kundenbetreuer nicht einfach. Menschlicher Kontakt wird nicht selten vernachlässigt, als zeitaufwendig und teuer angesehen und manchmal sogar abgelehnt, weil zu viele persönliche Emotionen eine Rolle spielen. Seit dem e-procurement immer mehr im normalen Business-Alltag in den Vordergrund tritt, wird es immer wichtiger aus jedem noch menschlichen Kontakt das Beste zu machen und sich und/oder die eigene Firma in möglichst positiver Erinnerung zu bewahren. Daher sollten Weihnachtsaufmerksamkeiten weder den Ansprechpartner in Verlegenheiten bringen, noch sich selbst in ein schlechtes Licht rücken
War es noch vor einigen Jahren in den USA möglich, seinem Kunden exklusive und teure Geschenke zu machen,so ist dies in Verruf gekommen. Bribe (Bestechung) ist hier das Stichwort.
Viele Firmen haben mittlerweile eine No-Gift-Policy. Aber selbst wenn eine solche Direktive nicht besteht, sollte die sogenannte 20-Dollar-Regel eingehalten werden. Aufmerksamkeiten sollten weniger als $20 kosten, um seinen Gegenüber nicht in Verlegenheit zu bringen. Die beste Schlussfolgerung ist, von Sachgeschenken abzusehen.
Eine Weihnachtskarte passt dagegen immer. Noch angemessener und immer beliebter ist es für karitative Organisationen im Namen des Ansprechpartners zu spenden. Aber auch hier ist Vorsicht zu bewahren. Sicherlich ist es nicht angebracht, einem christlichen Verein zu spenden, wenn das Gegenüber dem Islam angehört. Gerade mit den stark kontroversen Ansichten in den USA in Bezug Abtreibung und Verhütung, ist es ebenso unangebracht, Hilfsorganisationen zu unterstützen, die öffentlich Beratung in diesen beiden Punkten anbieten. Auch wenn die Hilfsorganisation primär Menschen in der dritten Welt mit ärztlicher Betreuung und schulischer Ausbildung unterstützt. Es ist möglich auf diese Art und Weise, die ethische Moralvorstellung seines Gesprächspartners zu verletzen.
Viele Amerikaner lieben europäische Schokolade. Besonders beliebt sind Sorten wie Godiva, Lindt, Neuhaus, Côte d’Or, Ferrero’s Mon Cherie und Küsschen. Sorten, die es in den USA kaum oder nur sehr teuer zu kaufen gibt. Ist der Geschäftspartner verheiratet oder hat Kinder, ist es immer angebracht für die Familie Schokolade mitzubringen. Überraschungseier sind ein Hit und sicherlich eines der besten Mitbringsel aus Deutschland.
Vorzuziehen ist in den meisten Fällen eine Einladung zum Essen. Allerdings, in der Vorweihnachtszeit, wird es sicherlich schwieriger, einen Termin zum Dinner zu bekommen. Generell scheint es besser zu einer ersten Einladung, Lunch und Breakfast auszuwählen. Der Vorteil von Breakfast und Lunch- Meetings ist, dass es akzeptabel ist, vor oder im Anschluss an das Essen über Geschäfte zu reden. Während das Essen auf dem Tisch steht, sollte eher nicht eine Geschäftsverhandlung aufgenommen werden.
Nicht nur bietet eine Einladung zum Lunch einen neutraleren Boden für Kontakte und Gespräche, auch ist es so möglich, seinen Gesprächspartner auf eine etwas privatere Basis kennenzulernen. Auf diese Weise können weitere Einladungen, zum Beispiel für einen gemeinsamen Nachmittag auf dem Golfplatz oder ein Dinner mit Lebenspartnern folgen zu lassen.
Im Gegensatz zu meinen Erfahrungen in Deutschland, ist es in den USA üblich, den Lebenspartner in Einladungen mit einzubeziehen. Gerade wenn es sich um Geschäftsbeziehungen zwischen Männern und Frauen handelt, kann eine solche Einladung intersexuelle Missverständnisse aus dem Weg räumen.
Somit sind die Möglichkeiten für ein Weihnachtsgeschenk an den Kunden weitgehend abgedeckt. Mit Hinblick auf die ohnehin etwas bewegtere Zeit vor Weihnachten, mag auch die gute alte Karte zu Weihnachten besonders angemessen sein, um seine Aufmerksamkeit zu demonstrieren, später kann dann eine Einladung zum Essen im Januar oder Februar folgen.
2003-12-12 von Ines Kistenbruegger, Wirtschaftswetter
Text + Foto: ©Ines Kistenbruegger
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