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Notizen aus den USA

11.Teil

Wer wird neuer Präsident?

von Ines Kistenbruegger

Im November dürfen die Amerikaner wieder wählen. Hurra. Darauf haben wir alle gewartet.
Die letzten vier Jahre kamen mir doch etwas lang vor. Ein ehemals mittelprächtiger, verwöhnter Student, mit einflussreichen Eltern, der jahrelang seine Zeit damit verbracht hatte, sich selbst zu finden, bis er bemerkte, dass er sich nicht in leeren Weinflaschen wiederfindet, hat versucht die Supermann-Figur neu zu definieren und sich als Weltretter auszugeben. Um das zu erreichen, war er sich nicht zu schade, in den Verdacht zu geraten, Wahlen zu manipulieren und all seine Verwandtschaftseinflüsse spielen zu lassen. Und wie präsent er doch in den letzten Jahren war...
Er war so präsent, dass wir überall auf der Welt seine Anwesenheit zu spüren bekommen haben. Subventionen für Anti-Aids-Kampagnen in Afrika wurden gestrichen, Afghanistan wurde dem Erdboden gleich gemacht, der Irak wurde umgekrempelt, um die vielen die Welt bedrohenden Massenvernichtungswaffen zu suchen, die nicht gefunden wurden und natürlich den Menschenfeind Nr. 2 festzunehmen und für alles verantwortlich zu machen, von dem Menchenfeind Nr. 1 einiges verzapft hatte. Allerdings wurde der noch nicht in Afghanistan gefunden. Zumindest lautet so die offizielle Version. Mittlerweile ortet man ihn in Paktistan, nach eigenen Angaben. Was Bush II u. a. noch erreicht hat: Antiabtreibungsgesetze wurden verschärft, Gesetze gegen Hochzeiten von Schwulen verstärkt, Umweltschutz hat keine Priorität mehr, die Gesundheitsvorsorge für Rentnerinnen wurde erschwert, Diskriminierungen mit Bezug auf Religion und sexueller Orientierung sind u. U. erlaubt,....
Und ich habe wirklich vier Dinge unter Bush gelernt: 1. Abtreibung verursacht Brustkrebs, 2. Der Treibhauseffekt ist ein Mythos. 3. Männer sind klüger als Frauen. 4. Die Erde ist eine Scheibe.

Ja, ich freue mich wirklich auf die neue Wahl. Selbst die letzte Wahl in Deutschland hat mich nicht mehr derart fasziniert.
Wer wird neuer Präsident? Wen gibt es zur Auswahl? Klar, wir haben nun G. W. Bush zum zweiten Mal. Doch es gibt ja auch noch andere. John Kerry, John Edwards, Howard Dean, Wesley Clark dominieren im Moment die amerikanische Presse. Die Demokraten in der Reihe Kerry, Senator von Massachusetts, und Edwards, Senator von North Carolina, schienen sich zunächst gegenseitig auszutricksen. Ihre politischen Ziele sind relativ ähnlich. John Kerry, der Vietnam Veteran und bereits seit 19 Jahren Senator, präsentiert sich sehr liberal, nennt sich the thinking democrat und bezeichnet G.W. Bushs Politik als rücksichtslos. Das gefällt mir. Und er spielt Gitarre. Wenn ihn das nicht schon sympathisch macht?

Ich hoffe doch nur, dass alle Gegenkandidaten sich nicht gegenseitig ausstechen werden und Bush wieder an die Spitze treiben. Der Nachteil ist dann nur, dass wir wahrscheinlich nicht so schnell auf dem Mars landen werden. Das hätte ich doch nun zu gerne erlebt. Habe ich doch schon die erste Mondlandung verpasst. Zum Glück ist verschoben ja nicht aufgehoben.

Leider darf ich nicht wählen. Ich kann nur meine Ohren offen halten und manchmal etwas sagen, wenn ein Gespräch bei den Wahlen landet. Und dann gibt es ja auch noch Michael Moore (Buchempfehlung: „Stupid White Man“), den Zyniker der Nation. Hatte ich schon erwähnt, dass er direkt hier in Michigan wohnt, nur eine Stunde entfernt? Ich sollte ihn einmal besuchen.
Es kann eigentlich nichts mehr schief gehen, bei so vielen kritischen Stimmen. Ich habe Vertrauen in die Amerikaner. Schließlich kann man aus jedem Fehler lernen. Und man begeht den gleichen Fehler nicht zweimal, oder?


2004-02-06 copyright von Ines Kistenbruegger, Wirtschaftswetter
Text: ©Ines Kistenbruegger
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