von Ina Baumbach
Ort: Irgendeine Bankfiliale im Berliner Innenstadbezirk.
35-40 Jahre alt, blond gefärbt, Bauchansatz, der graue Anzug sieht unbequem aus. Frisur: kurz und abstehend, Rod-Steward-Style. Oder Billy Idol? Letzterer. Er ist zuständig für die Geschäftskunden. Tagsüber läuft permanent NTV mit den Börsennachrichten. Sein Daumen hoch oder nach unten entscheidet über das Wohlergehen der lokalen Mittelständler. Hat schon so manche Kollegen durch Kündigung verloren. Seine Filiale muss unbedingt gut dastehen, sonst wird sie geschlossen.
35-40 Jahre alt, halblanges Haar, lächelt freundlich, ist dezent leger gekleidet, schwarze bis graue Jeans, Türkisschmuck, Afrikafaible, alleinerziehende Mutter, raucht zuviel nach Feierabend. Sehr nett. Immer auf dem Sprung.
55-60 Jahre alt, zusammengepresste Lippen, grau-beige Kleidung, kein Schmuck (alternativ: die Goldkette aus dem letzten Türkeiurlaub), grau-blondes Haar, kein Lächeln, immer ein Meckern parat (irgendwas ist immer), zählt sehr schnell Geldscheine und ist problemlos automatenersetzbar (ein Glück). Sie ist unkündbar, weil schon ein Leben lang bei der Firma.
Geld einzahlen, Kontoauszug drucken, Geld abheben, Überweisen.
Zum Erklären der Riesterrente? Das macht schon der Nachbar von der Versicherungs-Drückerkolonne. Zum Überfallen? Das war schon, sogar bewaffnet - danach haben sie die Automaten aufgestellt. Zum Quatschen? Worüber denn? Der Kaffee schmeckt woanders auch besser. Ach ja - zum Sparen!
SO ist die Bank der Gegenwart.
2004-06-04 Ina Baumbach, Wirtschaftswetter
Text ©Ina Baumbach
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