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Arbeit gibt's genug - Ein Jung-Unternehmer packt an

Unternehmensportrait

von Anne Siebertz

Rasenmäher Der Sage nach gibt es in Köln die Heinzelmännchen schon nicht mehr, seit vor gut 200 Jahren des Schneiders Weib Erbsen streute, um eben diesen wohl geschätzten, fleißigen Helfern das Handwerk zu legen. Wie erwartet rutschten sie aus und verhalfen damit dem Gedicht von August Kopisch zu folgender tragischen letzten Strophe:

O weh! nun sind sie alle fort
Und keines ist mehr hier am Ort!
Man kann nicht mehr wie sonsten ruhn,
Man muß nun alles selber tun!
Ein jeder muß fein
Selbst fleißig sein,
Und kratzen und schaben
Und rennen und traben
Und schniegeln
Und biegeln,
Und klopfen und hacken
Und kochen und backen.
Ach, daß es noch wie damals wär!
Doch kommt die schöne Zeit nicht wieder her!

Was im ausklingenden 18. Jahrhundert für viel Wehklagen gesorgt hat, ist für manchen Zeitgenossen im beginnenden 21. Jahrhundert nun wieder ein Stückchen greifbarer geworden. Dann nämlich, wenn er eine bestimmte Kölner Nummer wählt und damit der Lösung eines Großteils der Probleme, den ganz normalen Alltag zu bewältigen, näher kommt. Sei es, dass ein Bild schon lange auf einen wunderschönen Platz an der Wand wartet, die Deckenlampe ihr letztes Lebenszeichen von sich gegeben hat, das Unkraut im Garten zur vorherrschenden Bepflanzung mutiert ist oder das Treppenhaus zum Leidwesen des Mieters auch trotz Abwesenheit wöchentlich geputzt werden muss.

Nun könnte man einen Gärtner bestellen, einen Hausmeister engagieren, eine Reinigungskraft suchen und auf einen handwerklich begabten Nachbarn oder Schwiegersohn hoffen. Wem es allerdings zu stressig ist, das alles bei gleichzeitiger Berufstätigkeit zu organisieren, der kann seit einem Jahr auf die tatkräftige Unterstützung von Daniel Micali zurückgreifen. Der nämlich hat eine Ich-AG gegründet, nennt sich ‚Universalkraft’ und hält, was der Name verspricht.

Nicht meckern, sondern selber machen; nicht perfekt sein, Hauptsache die Dinge werden erledigt“ sind nur zwei der Devisen des lebensfrohen jungen Schweizers, der vor einigen Jahren in Köln (Update: inzwischen Berlin) sein Lebens- und Arbeitsdomizil aufgeschlagen hat. Der gelernte Kaufmann hatte schon früh das Sitzen auf einem Bürostuhl satt und verschaffte sich mit allerlei Nebenjobs auf Baustellen, als Kellner und als Gärtner das nötige Maß an Bewegung bei der Arbeit.

Da man sein Können im Bekanntenkreis schätzte, wurden immer neue kleine Aufträge an ihn herangetragen. Mal war eine Wand zu verputzen, mal ein Umzug vorzubereiten, ein Zimmer zu renovieren, mal waren es aber auch die kleinen lästigen Arbeiten, denen viele Menschen hilflos gegenüberstehen: eine Gardinenstange aufhängen oder die Fenster in schwindelnder Höhe putzen. Allmählich reifte in Daniel Micali der Wunsch, diese Hilfsleistungen hauptberuflich zu verrichten. Und damit eine Marktlücke zu schließen. Gewissermaßen als professioneller Allroundman.

Farbtöpfe Er meldete ein Gewerbe unter dem treffenden Begriff Universalkraft an. Und als solche tingelt er durch die Großstadt Köln (Update: Berlin) von Ort zu Ort. Von 7.00 bis 17.00 h ist er unterwegs, immer mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Das Einzige, was er von seinen Kunden verlangt, ist das richtige Handwerkszeug vor Ort. „Aber das klappt eigentlich immer,“ sagt der Jung-Unternehmer, der frühmorgens Büros reinigt, vormittags Sträucher schneidet, mittags schon mal die Schaufenster eines kleinen Ladens dekoriert und nachmittags hier mal ein Loch in der Badezimmerwand repariert oder auch mal in einem Büro gründlich Ordnung schafft. Und der am nächsten Tag in der 15-Zimmer-Nobel-Villa nach dem Rechten sieht. Alles nach der Devise: ein Mann, ein Stundenlohn, ein Preis. Und um den Verdacht von Schwarzarbeit gar nicht erst aufkommen zu lassen, geht eine ordentliche Rechnung an jeden Kunden.

Da so ein Job als Vertrauenssache oft in Abwesenheit des Auftraggebers erledigt wird – mittlerweile verfügt Micali über rund 30 Schlüssel – hat manch einer tatsächlich beim Heimkommen das Gefühl, die Heinzelmännchen wären wieder da ... . Als Antwort auf Hartz IV strickt Micali nun noch an einem Modell, wie er anderen, ebenso vielseitigen Menschen wieder zu einer sinnvollen Arbeit verhelfen kann, frei nach dem Motto: klotzen statt jammern.


2005-03-26 by Anne Siebertz, Wirtschaftswetter
Text: © Anne Siebertz
Banner: © Angelika Petrich-Hornetz
Fotos: © Cornelia Schaible, Ines Kistenbrügger
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