von Susanne Hagedorn
Genau am dreißigsten (!) Geburtstag meiner Mutter schoss mir ein Gedanke durch den Kopf: “Jetzt ist Mutti alt!“
Aus dieser Kindheitserinnerung heraus blieb eine neugierige Frage: Wie gehen Kinder mit dem Alter bzw. mit alten Menschen um – wer oder was ist in ihren Augen eigentlich „alt“?
An den Antworten auf diese Fragen, die mir 45 Kinder im Alter von 4 ,5 bis 12 Jahren mit dem Einverständnis ihrer Eltern freundlicherweise gaben, kann man - für uns Erwachsene - Erstaunliches erkennen.
Z.B. bei der Frage: „Woran erkennst du, dass ein Mensch alt wird bzw. alt ist?“ - waren sich alle (!) Kinder einig:
„Der Mensch muss Falten und graue Haare haben“. Einige fügten hinzu, dass ältere Menschen „schlechter laufen“ oder auch „schlechter hören“ können.
Die zweite Frage lautete, ab wann jemand alt sei oder wie viele Jahre er dafür (alt) sein müsse. Das wurde sehr unterschiedlich bewertet. Man erkennt schnell, dass die Kinder dies eher subjektiv sehen.
Für ein viereinhalbjähriges Mädchen war zum Beispiel bereits der 10-jährige Bruder "alt". Viele waren der Meinung, Menschen über 18 Jahre seien alt, doch das Gros einigte sich darauf, alt sei man zwischen 50 und 80 Jahren.
Die nächste Frage lautete: „Welcher Mensch, den du aus dem Fernsehen kennst, ist alt?
(Der Fragebogen wurde ausgefüllt, als Papst Johannes Paul II sehr krank war und später starb.)
Der Papst bekam dann auch die meisten Stimmen, was wiederum belegt, dass Kinder die Berichterstattung in den Medien doch sehr verfolgen oder vielleicht auch verfolgen müssen.
Direkt nach dem Papst nannten sie Peter Lustig, was ich persönlich erstaunlich fand, da er auf mich bisher immer einen noch recht jugendlichen Eindruck machte.
Schmunzelnd las ich, dass auch Werbefiguren als „alt“ eingeschätzt werden, was in einem Fall auch stimmte - nämlich bei „Pietro“ aus einer Olivenölwerbung.
Als „alte Figuren" des öffentlichen Lebens und der Medien wurden von den Kindern ferner definiert: Queen Elizabeth, Heino, Inge Meisel, Präsident Bush, Crocodile Dundee, Oma und Opa Biehler aus dem „Forsthaus Falkenau“ und sogar Bundeskanzler Gerhard Schröder (obwohl er doch gar keine grauen Haare hat).
Ein Kind behauptete, sein Mutter sei „alt“, da sie graue Haare habe, doch es war die Ausnahme: Kein anderes bezeichnete auch nur einen Elternteil als alt.
Völlig einig waren sich die Kids hingegen wieder, als es um die Frage ging, wer in der Familie alt sei: Oma und Opa waren die unangefochtenen Spitzenreiter, dicht gefolgt von der Uroma.
Interessant wurde es dann wieder bei der Frage: “Welche Vorteile oder auch Nachteile hat es für dich, wenn du mit älteren Menschen zu tun hast?“
Als einen großen Vorteil sahen die Kinder, dass die älteren Menschen Zeit haben und auch viel wissen. Und gleich mehrmals wurde geschrieben, ältere Menschen seien einfach „nett“. Außerdem scheint die ältere Generation den Kindern deutlich mehr zu erlauben, als die Eltern.
- Ältere Menschen hören schlecht
- Sie fragen zu viel und sind deshalb nervig
- Sie finden es doof, was Kinder und Jugendliche so machen (z.B. in die Disco gehen)
Aber Kinder denken auch darüber nach, dass alte Menschen öfter krank werden oder auch sterben können und bekundeten deutlich ihre Traurigkeit über diese Unausweichlichkeit.
Die letzte Frage: “Möchtest du selbst noch etwas über alte Menschen schreiben?" Hier einige Zitate aus den Anworten der Kinder:
„Wenn die alt sind, und wenn die nicht mehr gut laufen können, dann brauchen die einen Rollstuhl. Wenn die richtig alt sind und eine schlimme Krankheit haben, dann kann es passieren, dass die sterben müssen. Wenn die auch alt sind oder Uropas -dann können die auch ganz alt sein und dann können die auch so sterben.“ Junge, 6 Jahre
„Alte Menschen erkennt man manchmal nicht, weil die manchmal ganz jung aussehen.“ Mädchen, 7 Jahre
„Ich finde alte Menschen nett<, und außerdem macht es Spaß einem alten Menschen zu helfen z.B. beim Wohnung sauber machen. Kurz gesagt im Haushalt helfen. Alte Menschen sind fürsorglich und einfach nur nett.“ Mädchen, 12 Jahre
„Mit den Alten sollte man nicht so laut umgehen und nicht sagen, der soll nicht das und das machen. Einfach leicht umgehen.“ Junge, 10 Jahre
„Alte Leute haben graue Haare und können ihre Zähne aus dem Mund nehmen.“ Junge, 8 Jahre
Da ist etwas dran! ; )
2005-07-01 by Susanne Hagedorn, Wirtschaftswetter
Text: © Susanne Hagedorn
Fotos: ©Sabine Neureiter
Banner: ©Angelika Petrich-Hornetz
Schlussredaktion: Ellen Heidböhmer
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