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Aromen - Düfte zum Wohlfühlen

Interview mit der Aromakologin Gabriela Stark

von Susanne Hagedorn

Foto Sonnenblume Wahrscheinlich haben Sie schon einmal, speziell in der kalten Jahreszeit das eine oder andere Mal eine Duftlampe aufgestellt. In diversen Magazinen sind Aromaöle ein Dauer-Thema. Dort findet man immer wieder Tipps, welche ätherischen Öle zu welchem Zweck eingesetzt werden können oder sollen. Was es mit den Vorteilen und Gefahren von ätherischen Ölen auf sich hat, wie sie funktionieren und wie Aromtherapeuten arbeiten, darüber sprach ich mit der Aromakologin Gabriela Stark.

Wirtschaftswetter: Frau Stark, die Bezeichnung Aromatherapeut oder -therapeutin ist wahrscheinlich vielen geläufig. Worin besteht der Unterschied zu einer Aromakologin?

Gabriela Stark : Ein Aromatherapeut sollte ein Arzt oder Heilpraktiker sein, der nach deutschem Gesetz die Heilkunde ausüben darf. Denn ein Aromatherapeut muss in der Lage sein, eine Diagnose zu erstellen und anschließend die Krankheit, unter anderem auch aromatherapeutisch, zu behandeln. Der Begriff „Aromatherapeut“ ist aber keine geschützte Bezeichnung und so kann sich eigentlich jeder so nennen, aber nicht jeder darf medizinisch therapieren.

Für die vielen Nichtmediziner unter uns, die die Kraft der ätherischen Öle für die Wellness, zum Wohlfühlen, zur Gesunderhaltung und für Wohlfühlmassagen nutzen und die eine Ausbildung über ätherische Öle absolviert haben, gibt es dann die unterschiedlichen Bezeichnungen, wie Aromakologin, Aromaexpertin oder Aromapraktikerin, je nachdem wo man seine Ausbildung absolviert hat. In einer solchen Ausbildung lernt man nicht nur die ätherischen Öle und ihre Anwendungen kennen, sondern man erlernt unter anderem auch die Aromamassage und vor allem den biochemischen Aufbau der ätherischen Öle.

Wirtschaftswetter: Wie sind Sie zu Ihrer Tätigkeit gekommen, wie sieht Ihr Arbeitsumfeld aus, und was fasziniert Sie an diesem Thema?

Gabriela Stark : Zunächst ist da meine Leidenschaft zu den Düften, ihrer Geschichte und Symbolik. Auch die Kräuterheilkunde und die rituellen Gebräuche unserer Vorfahren mit Pflanzen faszinieren mich bis heute.

Familien mit Kindern kennen das ja, die durchgehenden Erkältungsschleifen von September bis April. Denn erst die Durchbrechung unserer ständigen Erkältungen mit ätherischen Ölen als unser erster Sohn den Kindergarten besuchte, war der Auslöser, die Ausbildung zur Aromakologin zu machen und mehr über die ätherischen Öle zu erfahren.
Mit meiner Homepage biete ich eine Vielzahl an Informationen über ätherische Öle und Räucherwerk an, die es über den Shop auch zu erwerben gibt, und dann gibt es noch die Internetberatung über ätherische Öle und Räucherpflanzen über das Internetforum. Da mein zweiter Sohn jetzt drei Jahre alt ist, arbeite ich bislang von zu Hause aus. Und im nächsten Jahr werde ich meine Seminartätigkeit wieder aufnehmen.

Wirtschaftswetter: Ich glaube eine wichtige Frage: Woran erkennt man ein gutes ätherisches Öl und was ist von den Duftmischungen zu halten, die es auch im Supermarkt zu kaufen gibt?

Gabriela Stark :Das ist eine der wichtigsten Fragen überhaupt. Aber nicht jeder Käufer wünscht ein 100-prozentig naturreines, ätherisches Öl, und für viele Verbraucher dürfen Düfte nicht viel Geld kosten, insofern haben die Supermarktöle durchaus ihre Berechtigung. Qualität und vor allem Reinheit eines ätherischen Öles darf man dann aber nicht erwarten.

Wenn der Verbraucher Wert auf ein hochwertiges ätherisches Öl legt, dann sollte er die Deklaration des Etiketts sorgfältig studieren. Denn darauf sollte der deutsche und botanische Name der Pflanze, das Ursprungsland, die Angabe des Pflanzenteils (z.B. Blatt, Rinde, Blüte usw.), die Füllmenge, das Gewinnungsverfahren (z.B. Wasserdampfdestillation), der Anbau der Pflanze (z.B. kbA) und eine Chargennummer stehen. Die Chargennummer ist besonders für Aromatherapeuten wichtig, da hier die aktuellen Inhaltsstoffe des Fläschchens beim Lieferanten abgerufen werden können.

Ein einfacher Tipp: Aromaprofis kaufen ein ätherisches Öl nach dem botanischen Namen. Stimmt der botanische Name bereits nicht mit dem deutschen Name der Pflanze überein, darf man auch keine Qualität erwarten.
Zwei Beispiele dazu:
Melisse (Melissa officinalis) ist ein oft verfälschtes, ätherisches Öl. Sobald der botanische Name hier Cymbopogon winterianus lautet, kauft der Verbraucher ein Citronellaöl.
Bei der Zeder gibt es weltweit nur vier Arten: Atlaszeder (Cedrus atlantica), Himalaya Zeder (Cedrus deodora), Zypernzeder (Cedrus previfolia) und nur noch als geschützter Baumbestand die berühmte Libanonzeder (Cedrus libani). Wird hier was anderes deklariert, dann ist auch eine komplett andere Pflanze im Fläschchen.

Solche Verwechslungen sind insofern problematisch, da eine andere Pflanze auch komplett andere Wirkung auf Körper, Geist und Seele hat, wie der deutsche Name auf dem Etikett verheißt, und was wir über die Wirkung von so einem Öl erwarten. Bei aromamedizinischen Anwendungen kommt es hier häufig zu Nebenwirkungen, weil aufgrund der Pflanzenverwechslung einfach schon falsch behandelt wurde.

Eine Besonderheit stellen die Apothekenöle nach dem deutschen Arzneibuch (DAB) oder andere Pharmakopoen dar. Hier werden die ätherischen Öle standardisiert, d.h. die Inhaltsstoffe werden in einem prozentualen Rahmen festgelegt. Weicht die biochemische Zusammensetzung eines ätherischen Öles davon ab, wird nachgeholfen, indem es industriell bearbeitet wird. So werden einzelne Inhaltsstoffe entfernt (rektifiziert oder deterpeniert), mit anderen ätherischen Ölen vermischt oder synthetische Inhaltsstoffe zugegeben. Bei ganz bestimmten ätherischen Ölen, wie z.B. Eukalyptus oder Minze ist eine solche Bearbeitung sogar Voraussetzung, denn ohne ein solche Veränderung wäre eine nach Arzneibuch geprüfte Qualität überhaupt nicht möglich. Auch darf ein Sternanis (Illicum verumI), das komplett zu einer anderen Pflanzenfamilie gehört als Anis (Pimpinella anisum) deklariert werden. Der Sternanis ist ein Baum, während der Anis ein Kraut ist. Auch ist das medizinische Kampheröl ein rein synthetisches Produkt.

Und dann gibt es noch die übliche Handelsware, wie z.B. der Lavendel Mont Blanc. Der Lavendel Mont Blanc stammt nicht aus dem Mont Blanc-Gebiet in Frankreich, denn dort wird schon lange kein Lavendel mehr angebaut, sondern dahinter verbirgt sich ein standardisierter Estergehalt. Es gibt eine Vielzahl solcher Handelsbezeichnungen, unter denen eine immer gleichbleibende Qualität vertrieben wird. Solche ätherischen Öle sind natürlich sehr preiswert und in der Industrie zur Herstellung von Kosmetik sehr begehrt. Aber eine immer gleichbleibende Qualität bedeutet auch eine industriell bearbeitete Ware, denn ein naturreines ätherisches Öl bildet von Charge zu Charge unterschiedliche Inhaltsstoffe aus, die anschließend auf eine immer gleichbleibende Inhaltsstoffzusammensetzung gebracht werden muss.

Und man sollte wissen, dass eine industriell bearbeitete Ware in der Wirksamkeit stark vermindert ist und dass gerade die synthetischen Zusätze bei einer Anwendung problematisch sind. Denn liegt das pflanzliche Ausgangsmaterial unter den standardisierten Werten wird mit synthetischen Zusatzstoffen die immer gleichbleibende Qualität erreicht, während im umgekehrten Fall Inhaltsstoffe entfernt werden.

Wirtschaftswetter: Literatur zum Thema gibt es reichlich. Auf was müssen Laien achten, wenn sie ätherische Öle bei bestimmten Erkrankungen, seien es psychische oder physische, einsetzen möchten?

Gabriela Stark: Selbstmedikation ist auch bei der Allopathie oder Homöopathie kritisch. Daher gilt: Erkrankungen gehören in die Hand eines kundigen Arztes oder Heilpraktikers. Die „Heimanwendung“ sollte nur dem Wohlfühlen und Gesunderhalten dienen.

Denn gerade die Literatur gibt zwar unglaublich viele Empfehlungen für die unterschiedlichsten Erkrankungen, aber dann kommt das heikle Thema, wie wird das ätherische Öl angewendet, und wie wird es dosiert? Die allermeisten Mischungen in der Literatur sind viel zu hoch dosiert und auch die ätherische Ölauswahl lässt oft zu wünschen übrig. Der zweite Punkt ist dann noch die Qualität des verwendeten ätherischen Öles. Und aus diesem Grund ist auch die Aromatherapie bei vielen Menschen in die Kritik geraten.

Wirtschaftswetter: Kann man ätherische Öle überhaupt bei Säuglingen und Kleinkindern anwenden und wenn ja, worauf ist zu achten? Ich frage deshalb, weil des öfteren vor dem Einsatz gerade in dieser „Altersklasse“ gewarnt wird.

Gabriela Stark: Manche ätherischen Öle sind ganz wunderbare Begleiter durch die Baby- und Kinderzeit. Andere Öle sind für diese Gruppe sehr gefährlich. Eltern, die überhaupt keine Erfahrung mit ätherischen Ölen haben, sollten lieber auf ihren Einsatz verzichten. Gerade mit Babies sollte man keine Experimente machen. In den unterschiedlichsten Internetforen, und auch in der Literatur sind Mischungen zu finden, die völlig unverantwortlich sind.

Auch der wunderbare Satz, den man bei der Dosierungen von ätherischen Ölen findet „für Kindern nimmt man die Hälfte“ ist großer Unsinn. Denn gerade Säuglinge sind keine kleinen Erwachsenen. Der Geruchssinn von Babies gehört zu den ausgeprägtesten Sinneswahrnehmungen, daher werden Düfte von Babies viel intensiver wahrgenommen als von Erwachsenen. Man muss bedenken, dass das Baby seine Mutter und auch die Brust mit der Nase erkennt.

Wer hier einen geeigneten Einstieg sucht, sollte sich an einen Aromakologen, Aromaexperten oder Aromatherapeuten wenden. Ein guter Buchtipp hingen ist: "Große Düfte für kleine Nasen“ von Heidi Velten/Bruno Walter. Denn in diesem Buch sind sehr kompetent die Düfte beschrieben, die für Babies, Kleinkinder und Schulkinder überhaupt in Frage kommen.

Wirtschaftswetter: Was mich sowohl als Journalistin als auch Ernährungsberaterin und wahrscheinlich auch „schokoladensüchtige“ Leser interessiert: Ist es richtig, dass Vanilleöl in der Duftlampe den Heißhunger auf Schokolade reduzieren kann und wenn ja, wie funktioniert es?

Gabriela Stark: Ja, aber nicht nur Vanille. Mein persönlicher Favorit ist der Kakaoextrakt (Theobroma cacao). Er riecht wunderbar nach ganz dunkler Schokolade. Der Mechanismus ist ganz einfach, denn eigentlich riechen wir mehr beim Essen, als dass wir schmecken. Machen Sie einmal einen Selbstversuch und halten sie sich beim Essen die Nase zu. Man kann nur durch den Geschmackssinn eine Zwiebel von einem Stück Schokolade nicht mehr richtig unterscheiden.

Aber auch hier muss die Qualität des ätherischen Öles stimmen, denn ein synthetischer Duft wirkt nicht. Verantwortlich dafür ist unser Riechvorgang. Wenn Sie also eine Duftlampe anmachen, verdampft das ätherische Öl mit dem Wasser und die Duftmoleküle gelangen in unsere Nase. Dort befinden sich Rezeptoren und zwar für jedes Duftmolekül gibt es einen passenden Rezeptor, der aktiviert wird. So besteht beispielsweise das ätherische Rosmarinöl aus 150 einzelnen Duftmolekülen, die in unserer Nase 150 passende Rezeptoren ansteuern. Dafür finden sich in unserer Nase auf einer briefmarkengroßen Fläche ca. 30.000 Riechzellen.

Wenn die Rezeptoren aktiviert sind, gelangt ein elektrischer Impuls direkt in unser Gehirn. Dort wird die Duftinformation entschlüsselt und wir identifizieren den Duft als Rosmarinduft. Vom Riechhirn gelangen die Informationen in den Thalamus, das limbische System und die Hypophyse, die unser gesamtes Hormonsystem reguliert. Was hier an elektrischen Impulsen ankommt, bewirkt eine sofortige Ausschüttung der unterschiedlichsten chemischen Botenstoffe (Neurotransmitter).

Foto Apfel und Blume Verwenden Sie jetzt aber einen synthetischen Duft, werden nur ganz wenige Rezeptoren angesprochen, die eine solche Wirkung nicht mehr leisten können. Denn wie beim Rosmarinöl werden nicht mehr 150 Rezeptoren angesprochen, sondern nur noch 11, weil ein synthetischer Nachbau mit 11 verschiedenen chemischen Substanzen unseren Rosmarinduft ausmachen kann. Unser Riechhirn erkennt trotzdem den Rosmarin, weil er sich die fehlenden Teile, ähnlich eines Kreuzworträtsels, zwar dazudenkt und so den Duft erkennt, aber die fehlenden Teile für die Ausschüttung von entsprechenden Botenstoffen nicht aktivieren kann.

Wirtschaftswetter: Verraten Sie uns zum Abschluss des Interviews eine Duftmischung, die die Lebensgeister nach einem anstrengenden Arbeitstag wieder weckt und die man eventuell auch in der Badewanne oder Dusche genießen kann?

Gabriela Stark: Für die Karibische Nacht brauchen Sie:
2 Tropfen Limette (Citrus medica)
1 Tropfen Ylang Ylang (Cananga odorata)
1 Tropfen Kakaoextrakt (Theobroma cacao)
1 Tropfen Amyris (Amyris balsamifera)

Für ein Bad einfach in einen halben Becher Sahne geben, umrühren und ins Badewasser geben. Die Limette weckt die Lebensgeister und die Lebensfreude, Ylang Ylang stimmt gelassen, sinnlich und gibt die Leichtigkeit des Seins wieder, Kakaoextrakt lässt relaxen und besänftigt gereizte Nerven und Amyris (viele kennen Amyris balsamifera als Sandelholzersatz) bringt uns in die eigene Mitte.


2005-09-24 by Susanne Hagedorn, Wirtschaftswetter
Text: ©Susanne Hagedorn
und Gesprächspartnerin Gabriela Stark
Banner: ©Angelika Petrich-Hornetz
Fotos: ©Sabine Neureiter

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