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Universalschnittstellen

Anpassungsfähige Software macht den Programmierer überflüssig

von Annegret Handel-Kempf

Der Buchhalter, der nie zuvor programmiert hat, richtet eine Schnittstelle ein. Einfach nach dem Prinzip: „Plug and Play“. Er muss nur festlegen, aus welchen Datenbanken das Programm welche Angaben zu einem vorzugebenden Zeitpunkt holen und wo es sie ablegen soll. Mit dem Formeleditor kann er sie konvertieren und Rechenoperationen ausführen.

Auf der Systems 2005, der nach Angaben der Veranstalter führenden Business-to-Business-Messe für Informationstechnologie, Media und Communications, die Ende Oktober in München stattfand, zeigte ein Entwickler aus Germering eine neuartige Universalschnittstellen-Software. Sie soll besonders mittelständischen Unternehmen Zeit und Geld sparen.

Mit „Infeos“ sollen erstmals diejenigen Menschen unaufwändig Schnittstellen zum Datentransfer zwischen Abteilungen konzipieren und verwirklichen, die später damit arbeiten. Gleichzeitig sorgt der vorgegebene Gestaltungsrahmen mit einer intuitiven Benutzerführung und integrierten Dokumentation dafür, dass das Wissen, wie eine Schnittstelle eingerichtet und verwaltet wurde, nicht mit dem Programmierer das Unternehmen verlässt.

1260 Aussteller stellten in der Messe München den rund 60 000 Besuchern ihre Neuheiten vor, unter ihnen die c.i.t.-professionals GmbH aus Germering die hier beschriebene Universalschnittstellen-Software. Eine kurze Einweisung soll durchschnittlich erfahrene PC-Anwender befähigen, mit Hilfe dieses Programms den Datenfluss zwischen mehreren Abteilungen ohne fremde Hilfe zu steuern und zu automatisieren. Ziel ist, den dort arbeitenden Angestellten alle benötigten Daten aktuell und im richtigen Format zur Verfügung zu stellen.

Wesentliche Abläufe und das Konzept der Schnittstelle stehen von vornherein fest. Durch die übrigen Entwicklungsstufen wird der Anwender von der Software navigiert. Plug and Play für Schnittstellen bedeutet dann, dass bei der Ausführung eines Interfaces die Programmstruktur dynamisch angepasst wird, da im Hintergrund der graphischen Benutzeroberfläche die Informationen entsprechend aufbereitet werden. Dem Programm-Entwickler Reinhard Wehner zufolge werden die Kosten der Schnittstellenbetreuung so um 30 Prozent verringert und die Wünsche von Lohnbuchhaltung und anderen Unternehmensbereichen besser erfüllt. „Programmierer und Anwender reden oft aneinander vorbei“, sagt der Wirtschaftsinformatiker, um den Vorteil einer vom Nutzer selbst eingerichteten Universalschnittstelle zu verdeutlichen.

Analoge Universalschnittstelle Johannes Ehrlenspiel vom Fraunhofer-Institut in München zufolge gibt es Ähnliches, womit er insbesondere den im multimedialen Heim einsetzbaren Universalstandard UPnP – Universal Plug and Play - meint. Bereits im vergangenen Jahr war ein UPnP-AV-Stack auf dem Markt, den das Fraunhofer Institut für offene Kommunikationssysteme FOKUS und die Spin-off TwonkyVision GmbH entwickelt hatten. Er sollte durch einen anvisierten Einbau in Geräte der nächsten Generation den Anwender zum „einfach Anschließen und Abspielen“ befähigen. Der Stack verfügte über einen Media-Server, der Musik, Bilder, Videos und Internet-Radio unterstützte. „Mit UPnP hat die Industrie einen Standard geschaffen, um unterschiedliche Geräte von unterschiedlichen Herstellern zu vernetzen“, erklärte Christian Gran von FOKUS in Berlin. Die Intention war, dass Computer, Fernseher, Multimedia- und Haushaltsgeräte sich auch hier ohne aufwändige Konfiguration durch den Nutzer automatisch erkennen, miteinander kommunizieren oder Daten austauschen.

Den Prototyp der Infeos-Software hatte Wehner Ende der 1990er Jahre entwickelt und erste Anwender dafür gefunden. Das Programm wurde seither kontinuierlich zur Universalschnittstelle ausgebaut.


2005-11-13 by Annegret Handel-Kempf, Wirtschaftswetter
Text: ©Annegret Handel-Kempf
Illustrationen: ©aph
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