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Editorial im Frühjahr 2006
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser, herzlich willkommen in der ersten Wirtschaftswetter-Ausgabe im neuen Jahr, mit dem Schwerpunkt die Schweiz. Der Januar lässt seinen Blick schweifen, schaut nach vorn und zurück. 2005 war ein gutes Börsenjahr, leider auch ein schlimmes Katastrophenjahr, aus dem die Menschheit schwer angeschlagen herausging. Gerade erst am zweiten Weihnachtsfeiertag, als die Weltbevölkerung der Opfer des Seebebens und der daraus folgenden Flutwelle in Südostasien gedachte, wurden uns wieder einmal die Endlichkeit des Lebens und die Verletzbarkeit der Menschheit nur zu bewusst. Und es blieb nicht dabei. Das schwere Beben in Kaschmir, die im Golf von Mexiko wütenden Hurrikans mit der Überflutung von New Orleans waren nicht die einzigen verheerenden Ereignisse des vergangenen Jahres. Die scheinbar endlose Reihe von Katastrophen ließ nicht einmal genug Zeit, um wenigstens vorübergehend zu vergessen. Trotz all dem Tod und dem Chaos und den menschlichen Tragödien, die nicht selten erst nach dem eigentlichen Ereignis stattfanden, gab es auch Hoffnung, und Gutes entstand aus den Trümmern des Schreckens. So legten Rebellen und Regierung nach 30 Jahren erbittertem Krieg gemeinsam Blumen und Kränze zu Ehren der Tsunami-Opfer in Indonesien nieder und schlossen Waffenstillstand. Eine ähnliche Annäherung war in Sri Lanka zu beobachten. Auch der Streit zwischen Indien und Pakistan um Kaschmir wurde plötzlich zweitrangig und fand Gnade in der gemeinsamen Sorge um die Opfer beider Nationen nach dem verheerenden Beben. 30 Jahre Krieg. Das ist in Europa ein Begriff. Der 30-jährige Krieg (1618 - 1648) führte der Menschheit die Sinnlosigkeit aller Kriege vor Augen. Dabei war es der Bevölkerung längst egal, welcher Partei die marodierende Soldateska angehörte, die sie bei jedem Durchzug folterte und ausplünderte. In ihrem Gepäck führten die plündernden Züge Seuchen mit, auch die Pest, der schließlich viel mehr Menschen elend zum Opfer fielen als den eigentlichen Kriegshandlungen. Das letzte Jahr rückte diesbezüglich einiges zurecht. Es bedarf gar nicht des gegenseitiges Abschlachtens, das eines Tages höchstens im Big-Bang und der vorzeitigen Auslöschung allen Lebens enden würde - denn damit nimmt die Menschheit ihren eigentlichen Bedrohungen lediglich die Arbeit ab. Das Katastrophenjahr 2005 erinnerte daran, was die Evolution uns längst gelehrt hat, nämlich dass die Menschheit nur durch Zusammenarbeit überleben kann. Sie ist genug Bedrohungen und Angriffen ausgesetzt - in Form von Naturkatastrophen, aggressiven Bakterien und Viren und auch in Form von Geschossen aus dem All, die bisher eher zufällig menschenleere Wüsten trafen. Die WHO warnt unermüdlich vor der Entstehung eines Supervirus, der ähnlich dem Erreger der spanischen Grippe in der Lage sein wird, Millionen wenn nicht sogar Milliarden Menschen umzubringen. Ist das nicht Feind genug, als dass man sich untereinander überhaupt noch Feinde suchen müsste? Die wahren Kriege werden in den Laboren ausgefochten, und das Vernichtungspotenzial der unscheinbaren Feinde wird immer größer. Diese Herausforderungen zu erkennen scheint durchaus noch ein Kunststück. So sehr sind manche Menschen damit beschäftigt andere Menschen umzubringen, dass sie nicht merken, was um sie herum für ernsthafte Bedrohungen vorhanden oder in der Entstehung begriffen sind. Um diese zu meistern, bedarf der Zusammenarbeit und als Voraussetzung dafür der gegenseitigen Toleranz und Achtung. Wenn wir es nicht schaffen, diesen erstrangigen Bedrohungen entgegenzutreten, weil wir damit beschäftigt sind uns gegenseitig zu massakrieren, beschleunigen wir lediglich das Ende unserer eigenen Geschichte. Die Spezies der Dinosaurier lässt grüßen. Sie waren viel größer, spezialisierter, gefräßiger und tödlicher als wir, aber sie waren eben dumm, fraßen und töteten sich munter gegenseitig weiter, obwohl sie sich etwas hätten einfallen lassen müssen gegen die Klimaveränderungen oder wegen der Klimaveränderungen. Und so ähnlich geht es uns jetzt auch. Muss es tatsächlich immer 30 lange Jahre dauern, bis wir begreifen, dass der Krieg keine einzige Seele retten wird? Die meisten Menschen wissen es längst und wünschen sich nichts sehnlicher als Frieden, die Voraussetzung für alles - für alles Leben, alles Handeln, auch alles wirtschaftliche Handeln. Damit ist Frieden die wichtigste Basis für Erfolg. Ganz in diesem Sinne, wünschen wir Ihnen ein friedliches und erfolgreiches Jahr 2006! Angelika Petrich-Hornetz Wirtschaftswetter
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