von Angelika Petrich-Hornetz
Kürzlich, im trauten Kreis unter Frauen, wieder das Thema: Welche Augencreme benutzt du? Es gilt als das erste und auch noch gut sichtbare Zeichen unaufhaltsam einsetzender Alterung - inklusive der Garantie, dass es nur noch weiter bergab gehen kann, wenn die ersten Falten in der zarten Augenhaut Linien zeichnen. Und diese Haut neigt zu allem Übel auch noch dazu, die normale Gesichtscreme einfach nicht akzeptieren zu wollen. Wahlweise tränen – unter anderem durch die unmittelbare Nähe bedingt – auch einfach nur die Augen, wenn das Zeugs, was wir um sie herum pappen, schlicht zu scharf ist. Die andere Hälfte der Runde, die nicht über Krähenfüße klagte, tauschte Rezepte gegen morgendliche oder sich dauerhaft etablierende Tränensäcke aus.
Während die Namen von Produkten, Pharmafirmen, Kosmetik- und Naturkosmetikherstellern die Runde machten, schauten die Augen der Gesprächsteilnehmerinnen erschlafft geradeaus. Die meisten hatten einen langen Arbeitstag mit und ohne Kinder hinter sich - kaum ein Augenpaar darunter, das strahlte.
Wir mögen allabendlich joggen. Wir schleppen uns am einzigen zum Ausschlafen geeigneten Wochenende ins Schwimmbad. Wir lassen redlich den Bus links liegen und gehen zu Fuß. Wir rennen auf ärztlichen Rat täglich die Treppe hinauf. Wir betreiben gezieltes Training, um der Cellulite den Garaus zu machen. Wir sind Mitglied eines Fitness-Studios, eines Kampfsportclubs, Fahrrad- oder Segelvereins. Wir sitzen stundenlang am Rechner, vor dem Bildschirm, im Flugzeug, am Tisch. Wir starren dabei in Unterlagen, Papiere, Zeitungen und Bücher, an Tafeln, auf Anzeigen, Golfbälle, Flipcharts, Displays und in Gesichter. Wir schauen aus dem Fenster, über die Rehling, über die Wolken und vielleicht sogar über den Tellerrand und den Horizont weit hinaus, trotzdem: Wir glotzen ständig geradeaus.
Alle anderen Körperteilen betreffend vertrauen wir selbstverständlich nicht ausschließlich auf Cremes und Lotionen. Wie kommen wir nur auf die Idee, alle anderen Körperteile mit sportlicher Betätigung zu malträtieren - außer unsere Augenpartie?
Nach allen Regeln der Fitness und Schönheit steht überall die Bewegung an erster Stelle. Die Tiegel und Töpfe rangieren danach, eine gesunde Ernährung bleibt die Basis. Diese Ordnung ist sinnvoll. Es ist auch noch niemand auf den wenig sinnvollen Gedanken gekommen, dass (Muskel-)Spannkraft erhalten bleibt, indem man sich möglichst nicht bewegt.
Also, beginnen wir? Gleich hier und jetzt? Voilà, die Wirtschaftswetter-Augengymnastik - nur noch ein Tipp vorweg: Mit Musik geht alles besser, und es fällt Ihnen leichter, das Augenturnen auch möglichst täglich, mindestens zwei Mal bis drei Mal in der Woche durchzuhalten.
Wo immer Sie sich gerade befinden: Setzen Sie sich aufrecht (es funktioniert aber auch im Liegen) und entspannt hin, und beginnen Sie die Augengymnastik, indem Sie ihre Augen weit aufreißen.. Sie starren – wie gewohnt – weiter geradeaus auf diesen Text, aber Sie reißen die Augen so weit auf, wie Sie können, und dann wieder loslassen: 5 bis 10 Mal im Wechsel
Und eins, aufreißen – und erschlaffen, und zwei– und erschlaffen, und drei - und erschlaffen, und vier - und erschlaffen, - und fünf und erschlaffen ...
Jetzt legen Sie richtig los, indem Sie abwechselnd nach links und rechts schauen – so weit es nur geht: 20 Mal
Und links und rechts, und links und rechts, und links und rechts und links und rechts - und links und rechts und links und rechts und links und rechts und links und rechts und links und rechts und links und rechts ....
Bringt es Ihnen Spaß oder wird Ihnen schwindelig?
Das gleiche Programm – nämlich 20 Mal – nach oben und unten, die Augen dabei wieder so weit wie möglich nach oben und unten bewegen, ohne Ihre Körper-Position zu ändern, den Hals gerade, Haltung bewahren, sitzen Sie weiter entspannt und aufrecht.
Und oben unten, oben unten, oben unten, oben unten, oben unten, oben unten, oben unten ....
Nun beschreiben Sie mit Ihren Augen einen Halbkreis oben. Sie beginnen links (oder rechts), bewegen Ihre Augen in die Richtung der Augenbrauen und auf der anderen Seite im Bogen wieder herunter. Dann das ganze Spiel zurück, von rechts über die Augenbrauen nach links. 20 Mal
Sonnenaufgang von links, Sonneaufgang von rechts, Sonnenaufgang links, Sonnenaufgang rechts, Sonnenaufgang links, Sonnenaufgang rechts, Sonnenaufgang links, Sonnenaufgang rechts ...
Den gleichen Halbreis beschreiben Sie nun nach unten, Richtung Wangenknochen-Nasenwurzel hinblickend. Wieder beginnen Sie links oder rechts und ziehen mit ihren Augen einen Halbreis bis sie auf der anderen Seite landen: 20 Mal
Tiefseetauchen links, Tiefseetauchen rechts, Tiefseetauchen links, Tiefsseetauchen rechts ...
Wie am Anfang, noch einmal die Augen weit aufreißen, 5 Mal. Probieren Sie dabei auch Varianten, zum Beispiel die Augenbrauen hochziehen oder diese nicht zu bewegen:
Aufreißen – Entspannen – Aufreißen – Entspannen – Aufreißen – Entspannen - Aufreißen – Entspannen – Aufreißen – Entspannen
Tipp: Wenn Sie Probleme damit haben, ohne einen bestimmten Fixierungspunkt die Augen zu bewegen, benutzen Sie entweder etwas in der Umgebung oder ganz einfach: ein oder zwei Finger der linken und rechten Hand als Fixpunkte zur Orientierung. Das vereinfacht die Augengymnastik. Bringen Sie dazu Ihre Hände und Finger, z.B. bei der Übung von links nach rechts seitlich vom Kopf in Position, so dass Sie sie gerade noch sehen können, und los geht's!
Zum Schluss: Die Augen ein paar Sekunden schließen, und Sport macht durstig, mit einem Glas (Mineral-)Wasser beenden Sie Ihre Augen-Turnstunde, bevor Sie Ihre Augenpartie mit Creme verwöhnen, nachdem sich diese so anstrengend sportlich betätigt hat. Prost!
Spüren Sie schon Ihre Gesichtsmuskeln? Das ist gut, auch beim Augensport sollten Sie die Muskeln spüren. Übrigens, nach dem Wirtschaftswetter-Test zu urteilen, dürften Sie in der Regel keinen Muskelkater befürchten. ; )
2006-05-05 Angelika Petrich-Hornetz, Wirtschaftswetter
Text: © Angelika Petrich-Hornetz
Illustrationen: ©ap
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