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Interview mit Dr. Sabine Mannitz

E-Interview mit Dr. Sabine Mannitz, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Mitglied des Vorstands der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK)
Die Fragen stellte Angelika Petrich-Hornetz

Wirtschaftswetter: Wie spornt sich eine Friedensforscherin in der Gegenwart an - beim täglichen Blick auf die politische Weltlage?

Dr. Sabine Mannitz: Die politische Weltlage zeigt mir, dass nachhaltige Friedenssicherung und die Vorbeugung von Konflikteskalationen nicht durch moralische Appelle oder den schlichten Glauben an das Gute im Menschen erreicht werden können. Frieden ist an Bedingungen geknüpft, die man kennen muss, um für ihre Realisierung eintreten zu können. Friedensforschung kann politische Realitäten nicht ignorieren. Sie kann aber mit Gestaltungsvorschlägen auf eine konstruktive Friedenspolitik hinzuwirken versuchen, indem sie Faktoren benennt, die kooperative Beziehungen zwischen möglichen Konfliktparteien ermöglichen und die zivile Lösungen von Konflikten wahrscheinlicher werden lassen. Auch wenn der Aufbau von Strukturen, die zu friedlichen Konfliktlösungen befähigen, einen langen Atem braucht und immer wieder auch realpolitische Rückschläge zu verzeichnen sind, mindert das ja nicht die Bedeutung der Friedensforschung, sondern erhöht noch die Notwendigkeit, der politischen Praxis Wege der Deeskalation aufzuzeigen. Insofern ist die politische Weltlage hinreichend Ansporn, sich weiterhin damit zu befassen, unter welchen Umständen Konflikte eben nicht in Gewalt münden, sondern zu zivilen Lösungen führen.

Wirtschaftswetter: Manchmal klagen Friedensforscher über das mangelnde Interesse von Politik und Gesellschaft an ihren wissenschaftlichen Erkenntnissen oder auch an Themen, die einer Erforschung erst noch bedürften. Welchen Rat würden Sie betroffenen Kollegen geben sich nicht demotivieren zu lassen?

Dr. Sabine Mannitz: Dass Politik und Gesellschaft an wissenschaftlichen Erkenntnissen weniger Interesse zeigen, als die Wissenschaftler es sich wünschen würden, ist sicher kein spezifisches Problem der Friedensforschung. Grundlagenforschung trifft generell nur dann auf Interesse jenseits der Fachöffentlichkeit, wenn sie Praxisbezug erkennen lässt. Die Friedens- und Konfliktforschung hat es daher eher noch verhältnismäßig leicht, Interesse zu wecken. Dass es eine praktische Bedeutung hat, die Dynamiken von Friedensprozessen zu erforschen, ist angesichts der Vielzahl und neuartigen Formen von Konflikten durchaus vermittelbar. Es entspricht nicht meinen Erfahrungen, dass das Interesse von Politik und Gesellschaft an der Friedens- und Konfliktforschung gering ist. Selbst wenn einem die Aufmerksamkeit an dem, was man selbst für wichtig hält, zu gering erscheint, ist aus meiner Sicht kein Grund, sich entmutigen zu lassen, sondern vor allem eine Herausforderung, die Bedeutung der eigenen Arbeit deutlicher zu machen.

Weitere Informationen:
Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK)

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Die verkannte Integration
von Dr. Sabine Mannitz
Langzeitstudie über die etwas andere Integration Heranwachsender aus Immigrantenfamilien

2006-10-01 by Angelika Petrich-Hornetz, Wirtschaftswetter
Text: ©Angelika Petrich-Hornetz und Gesprächspartnerin Dr. Sabine Mannitz
Foto, Motivationsbanner © Ines Kistenbrügger
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