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Doc's Kolumne

Für sich und andere

von Dr. Elisabeth Kärcher

Liebe Leserinnen und Leser,

das Thema dieser Quartalsausgabe des Wirtschaftswetters lautet für sich und andere. Dazu ist es ganz einfach, eine Doc´s Kolumne zu schreiben, dachte ich mir. Schließlich schreibe ich immer über Menschliches, mal nach innen gewandt – für sich – und mal nach außen gewandt – für andere.

Aber wie das so mit scheinbar einfachen Dingen ist, diese Kolumne ist sperrig. Ist nicht Einsatz für sich selbst verlorene Zeit für andere? Oder Kraft für andere entkräftend für sich selbst?

Im Fernsehen läuft gerade eine Werbung eines offensichtlich arbeitssüchtigen Managers, der das Beste will – oder gar nichts. So unterschiedlich diese Perspektiven (alles oder nichts) zu sein scheinen, sie sind es nicht. In beiden Fällen muss der Manager sich nämlich nicht mit der Begrenztheit des Lebens auseinandersetzen, mit der Frage nach Kompromissen, nach Ausgleich, nach Balance. Er wählt und entscheidet nicht, er lässt wählen. Das Schicksal, göttliche Fügung oder äußere Einflüsse.

Erreichbar ist aber weder alles, noch nichts. So lange ein Mensch lebt, geschieht immer etwas, ein Wort, eine Handlung, ein Atemzug. Und so lange ein Mensch ein Mensch ist, mit einem menschlichen Geist, einer menschlichen Seele und einem menschlichen Körper, ist er immer begrenzt.

Der Manager wird also auf jeden Fall scheitern und diese absolute Gewissheit könnte ihn vielleicht ein klein wenig trösten, wenn er diese Pointe mit einem weisen Augenzwinkern erkennen würde. Im Werbespot nimmt er sich jedoch ernst, ist permanent im Büro – und traurig. Traurig, da er immer einem besten Ziel hinterherrennt und egal wie viel er erreicht, jedes Mal erkennen muss, dass es wieder nur begrenzt ist.

Das Motto – für sich und andere – fordert uns also heraus, damit wir uns uns selbst stellen, unseren Möglichkeiten und Grenzen, unseren Ansprüchen und Wünschen und den Ansprüchen und Wünschen der Menschen um uns herum an uns.

Für sich und andere – das fragt nach nichts weniger, als dem Sinn unseres Lebens. Wie will und kann ich leben? Bin ich wichtig? Was kann ich beitragen, wo meinen Platz finden? Was schätze ich an mir? Was schätze ich an meinen Mitmenschen? Was gebe ich mir, was gebe ich anderen? Alle Menschen sind auf der Suche nach Anerkennung und Wertschätzung. Für sich und andere.

Dr. Elisabeth Kärcher


2010-07-01 Dr. Elisabeth Kärcher, Wirtschaftswetter
Text : ©Dr. Elisabeth Kärcher
Fotos Themenbanner: ©Cornelia Schaible
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