von Annegret Handel-Kempf
Anpfiff. Der Fußballknirps reißt die Arme so hoch über seinen Kopf, wie er es nur schaffen kann, und brüllt extra langgezogen und laut: „DOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOORRRRRRRRRRRRRR“. Es ist Viertelfinale, nicht nur die DFB-Elf hat sich eingespielt und manches dazu gelernt, was sich rund ums Tor anstellen lässt. Ganz so schnell, also gleich beim Anpfiff, kommt das erste Tor dann nicht, aber dennoch historisch früh: Mini-Fan hat mal wieder mit einer superschnell Realität werdenden Prophezeiung recht.
„Ein(s):Nuu(ll)“ lautete noch kurz vor Spielbeginn seine Endstand-Prognose, die er jetzt gerne über den Haufen wirft. Wie seine Sammelkarten mit den deutschen Kickern. Die hat er sich aus dem Regal organisiert und mit jeder aufregenden Szene, mit großzügiger Geste, weiter in alle Winde verstreut.
„DOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOORRRRRRRRRRRRRR“.
„DOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOORRRRRRRRRRRRRR“.
„DOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOORRRRRRRRRRRRRR“.
Der Eineinhalbjährige ist nicht zu bremsen. Die DFB-Jungstars im fernen Südafrika beim Spiel gegen die gar nicht mehr bedrohlich wirkenden Argentinier ebenso wenig.
Mini will mitspielen. Alle verfügbaren Bälle hat er unter das auf seinem Spielfeld im Weg stehende Mobiliar geschossen. Jetzt müssen die Stachelbeeren dran glauben. Kick, Matsch, Brei.
Seine Geschwister knabbern hektisch WM-Chips mit Goal im Namen – das gibt Tore für die deutsche Mannschaft. Hoffen sie.
Dem Kleinen ist das nicht genug Bewegung. Je mehr Tore, desto mehr Purzelbäume schlägt er auf einer Minispielmatratze, ohne Rücksicht auf angrenzende Schränke. Ist ihm egal – Hauptsache, das Ergebnis stimmt. Beim 4:0 gelingt ihm tatsächlich der erste einwandfreie Purzelbaum aus dem Stehen ohne Hilfe – na also, Tore dramaturgisch-sportlich feiern kann er auch.
Deutschland steht im Halbfinale. Fürs Weiterkommen Spaniens und die Verabschiedung Paraguays stimmt dann doch noch Fußballknirps‘-Viertelfinal-Prognose: „Ein(s):Nuu(ll)“. Hatte Mama wohl falsch zugeordnet.
Doch wie geht’s weiter mit den Deutschen?
„Ein(s):Ein(s)“, lässt der Mini ganz locker zwei Tage vor dem Halbfinale wissen. „Geht nicht“, erklärt ihm seine fünfjährige Schwester, die schon die WM 2006 – damals fast genauso alt wie Fußballknirps heute - enthusiastisch verfolgt hat. Auf den Vorschlag „Zwei :Eins“ sagt er, den Kopf zweifelnd neigend: „Ja“. Bei „Drei :Eins“ wird er lebhaft: „(D)rei :Ein(s)“, „(D)rei :Ein(s)“, „(D)rei :Ein(s)“, ruft er, begeistert hüpfend.
Seinen Luftsprüngen werden sich ohne Zweifel nicht nur Fußballknirpse anschließen, wenn es gegen Spanien am Mittwochabend bei einem 3:1 tatsächlich für Deutschland heiß(t)en sollte:
„DOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOORRRRRRRRRRRRRR“,
„DOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOORRRRRRRRRRRRRR“,
„DOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOORRRRRRRRRRRRRR“.
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2010-07-02, Annegret Handel-Kempf, Wirtschaftswetter
Text: ©Annegret Handel-Kempf
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