von Annegret Handel-Kempf
Die Gleichzeitigkeit von Phantasie und Wirklichkeit prägt die 50. IFA vom 3. bis zum 8. September in Berlin. - Vorsicht, Zuschauer im Fernsehsessel, Kopf einziehen: Der Alligator reißt das Maul weit auf, ist mit seinen Zähnen fast auf Tuchfühlung angelangt, da ist der Basisteig des Tomatenbrots fertig gerührt. Während sich der Animationsfilm auf dem dreidimensionalen Fernseher in die nächste spannende Szene bewegt, geht der Hefeteig in der Rührschüssel der selbständig kochenden Kenwood-Küchenmaschine bei 40 Grad Celsius perfekt auf.
Der backende Mensch verweilt während der Zubereitung, vom Kochstress ungerührt, im perfekten Winkel zum TV-Gerät, im Fernsehsessel. Er wohnt mit einer 3D-Brille auf der Nase einer Avartar-artigen Wirklichkeit bei. Mit einem Druck auf den roten Fernbedienungs-Knopf holt er sich das Rezept für den Nachtisch in eine Extraleiste auf den internetfähigen Fernseher. Kein Problem: Flachbild-TVs sind zu multimedialen Terminals geworden.
Dreidimensionale Medien, von denen der Zuschauer ins virtuelle Geschehen hereingeholt und aus dem Fernseher angesprungen wird, sind der Hype-Trend der Internationalen Funkausstellung 2010 auf Seiten der sogenannten Braunen Ware. Begünstigt wird die Welle durch optische Datenträger mit Blu-ray, die auch 3D können und auf entsprechend ausgestattete Fernseher bringen: Beispielsweise Samsungs 3D Blu-ray Heimkinoanlagen HT-C5800 (Halle 20), HT-C5900 und HT-C6800.
Blu-ray löst nicht nur zunehmend DVDs ab: 3D-fähige Blu-ray-Player, wie den LG BX580 und den Philips BDP8000 (Halle 22), setzen Kenner als digitale Medienplayer ein. Sie geben Inhalte von der PC-Festplatte wieder oder unterstützen Video-on-demand-Dienste. Für die Aufzeichnung von Filmen und Sendungen in Kino-Qualität kommt beispielsweise Samsungs erster 3D Blu-ray HD-Recorder BD-C8900 Euro in den Handel.
Passend übt das Fernsehen die digitale Ausstrahlung von dreidimensionalen Sendungen in High Definition. Die Weiße Ware rund um Haushaltsgeräte wartet indes, wie der durch eine Induktionskochplatte zu höchsten Genüssen inspirierte Kenwood Cooking Chef, mit intelligenten Komfort- Merkmalen auf, die Zeit für 3D-Abenteuer lassen. „Eine moderne Küchenmaschine sollte sogar kochen, dämpfen und garen können“, heißt es bei Kenwood dazu. Saucen gleichmäßig, in Intervallen rühren, ist bei ihr nicht der Job des Hobby-Kochs, sondern der Küchenmaschine, deren Temperatur auf 20 bis 40 Grad Celsius einstellbar ist.
Unterdes zieht an den braunen IFA-Ständen der neue Standard Hybrid broadcast broadband TV (HbbTV) in die TV- und Zusatz-Geräte ein, werden immer mehr Fernseher internetfähig, ist in den Hybrid-TVs von Technisat - MultyVision ISIO, Made in Germany - mittels eines Mini-PC-Moduls ein teures Netbook mit Zugriff auf IP basierte interaktive Dienste versteckt. Beim freien Browsen im Internet greift man beim MultyVision wahlweise zum ISIO Keyboard, zur ISIO Fernbedienung oder zur Bildschirmtastatur.
Das World Wide Web gebiert in diesem Jahr den 30 Jahre alten Videotext in deutlich umfangreicherer Gestalt, indem es offene Internet-Standards zu HbbTV vereint. Wer bei Philips Fernbedienungen auf den Red Button drückt, bekommt Online-Inhalte des TV-Senders angezeigt, etwa die Tagesschau der ARD oder die ZDF-Mediathek.
Mit Hybrid broadcast broadband TV (HbbTV), so heißt das Baby, werden browsergestützt Fernsehprogramme und Online-Mehrwertdienste auf dem Bildschirm dargestellt. Sogar interaktives Fernsehen ist möglich und einsetzbar bei Abstimmungen, Spielen oder Einkäufen auf Werbesendern.
Das Internet wandert zur IFA auch via Widgets, also Helferlein-Buttons mit unselbständigen Anwenderprogrammen, aufs TV: YouTube-Videos, Online-Foto-Shows, Sportergebnisse und Börsenkurse lassen sich dort wie ein Teil des Fernsehprogramms aufrufen.
Bei Sharp Net TV darf gechattet, eingekauft und ersteigert werden. Beim NetCast von LG werden Fotos, Videos und Filme aus dem Internet direkt auf den Fernseher gestreamt.
Mit dem Net TV Service Portal von Philips wird das volle HbbTV-Programm geboten: Von Online-Einkauf, über Internet-Radio, YouTube-Videos, Picasa Web Albums, TomTom-Navigation, Mitspielen im Fernsehen und dem aktuellen TV-Programm, bis hin zum schnellen Internet-Zugang.
Der C9090 von Samsung holt mit einem App aus Samsung@Internet eine verpasste Tagesschau doch noch auf den Bildschirm.
Die dritte Dimension fehlt auch bei der Hochzeit von Internet und Fernsehen nicht: Der erste hybride HDTV-Satelliten-Internet-Receiver mit TV-Internet-Portal, der VideoWeb 600S, kann Filme in 3D per VideoOnDemand direkt auf den Flachbildfernseher streamen. Er bringt den Nutzer beispielsweise zum ARD-Portal, wo er sich um eine verspasste Sendung kümmert. Außerdem streamt VideoWeb Web TV-Sender direkt und live aus dem Internet.
LED-Hinterleuchtung wird zum Standard und schafft mit Local Dimming – der Ansteuerung einzelner LED-Lichtzellen – schärfere Kontraste und geringeren Energieverbrauch. Beispielsweise beim Metz Primus 42 LED 200 twin R (Made in Germany) sorgen einzeln angedimmte Stellen für bessere Farbwiedergabe. Full LED Slim sorgt beim LG Infinia LE 8500 für direkte Hintergrundbeleuchtung bei minimaler Tiefe, die ähnlich dünn ist, wie die von leistungsschwächeren Edge-LED-TVs.
Mit ein bisschen Gelb als vierte LED-Farbe zu rot, grün und blau machen Sharp und LG HD-Fernsehen besonders in der dritten Dimension bunter, Hauttöne natürlicher und Gold glänzender.
„Wir werden von vornherein das Premium-Segment im 3D-Bereich anführen“, gibt sich Sharp-Vertriebsleiter Herbert Windisch zur Geburtstags-Funkausstellung siegessicher. Mit dem weltweit ersten 3D-Fernseher in Vier-Pixel-Technologie Quattron beim Super Edge LED Backlight soll das gelingen. Die vierte Farbe beschert den TV-Sendungen mehr Licht, das dringend benötigt wird, da die fürs dreidimensionale Fernsehen aufgesetzten Shutterbrillen durch abwechselndes Abschalten des rechten und des linken Auges das Bild abdunkeln. Die Lichtenergie konzentriert sich bei Quattron auf den unteren Balken. Die Shutterbrille bleibt deshalb länger geöffnet und weniger Licht geht verloren. Der 60 Zoll-Gigant LE 8020E kommt nicht viel teurer als 2D in die Geschäfte. „3D-Modelle werden nicht wesentlich teurer sein als 2D-Modelle. Sie werden sich deshalb durchsetzen“, heißt es bei dem Hersteller, der nur eine Brille ohne Extrakosten zum Fernseher dazulegt, mancher Konkurrent immerhin eine zweite.
Am Dreidimensionalen Fernsehen ohne TV-Brille wird bei Fraunhofer und anderen kräftig geforscht: Elektronisch auf undurchlässig schaltbare Flüssigkristallgläser für stereoskopisches Sehen sind für Träger von Sehhilfen etwas problematisch. Das Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut zeigt in Berlin 3D-Displays mit elektronischer Augenverfolgung, die Brillen ersparen - Free2C_digital, TecWatch, Halle 8.1.
Augenfreundlich gibt sich der mit 400 Hertz TruMotion ausgestattete 3D Full LED Slim-
LCD-TV LX9500 von LG beim dreidimensionalen Fernsehen: Der nach Herstellerangaben erste Full LED 3DFernseher der Welt ist besonders stark, wenn die Shutterbrille abdunkelt und die Bildfrequenz-Wiedergabe fürs Auge halbiert. Der Voll-LED-Fernseher verteilt das Licht der Light Emitting Diodes(LED) gleichmäßig und steigert so Helligkeit und Qualität der Bilder. Der mit 22 Millimeter extrem schlanke Fernseher bringt zudem Inhalte von allen fürs Common Internet File System (CIFS) und DLNA-Technologie (Digital Living Network Alliance) zertifzierten Geräten seines heimischen Netzwerkes auf den Bildschirm.
Mit zirkular polarisierten Brillen, wie im 3D-Kino, liefert der LCT-TV LD950 von LG Bilder, die sich auf den Betrachter zu bewegen. Diese passiven Brillen benötigen keinen Strom und sind billiger als die Active Shutterbrillen.
Eine vierte Dimension legt Samsung seinem Design-Fernseher Premium 3D LED TV C9090 aus gebürstetem Aluminumsilber bei: Auf dem Display der Fernbedienung kann dasselbe Programm, wie auf dem 3D-Bildschirm gesehen werden - oder auch ein anderes. 2D-Bilder verwandelt der C9090 auf Wunsch in dreidimensionale Erlebnisse. Er selbst hängt wie ein Bild extrem flach und 7,98 Millimeter schlank an der Wand, vernetzt sich von dort mit einer Kamera und bringt in seiner Funktion als Multimedia-Zentrale Familien-Fotos und –Filme groß heraus.
Ein schlauer Rechner ist der CELL-TV von Toshiba, der mit aufwändigen Algorithmen blitzschnell 2D- in 3D-Inhalte umwandelt, ohne die Bildqualität zu mindern. Per Local Dimming werden die 512 LED-Zonen der auf den ganzen Bildschirm verteilten Hintergrundbeleuchtung einzeln angesteuert, wovon der Kontrast profitiert. Seine schlanke Linie von weniger als fünf Millimetern verdankt der CELL-TV einer extra Mediabox, in der alle elektronischen Bauteile verstaut sind.
Toshiba ist übrigens mit einem Hollywood-Projekt unterwegs: Ziel sind Filme, die so gesehen werden, wie sie der Regisseur angelegt hat, ohne die Verzerrungen industrialisierter TV-Standards.
Von wegen kalter Kaffee: Bei den mobilen Endgeräten weiß man in diesem Jahr oft nicht, ob man einen MP3-Player, ein Mobiltelefon oder ein Navigationsgerät in Händen hält. Fotografieren oder Diktate aufnehmen können sie sowieso oft. Unterhalten, kommunizieren und den richtigen Weg weisen leistet immer häufiger eines wie das andere, wobei sich etwa die Navis über ein GMS-Modul bei aktuellen Daten aus den Mobilfunknetzen bedienen.
Navigon lässt seinen dynamischen Fahrspurassistenten jetzt mitlaufen, damit immer genau angezeigt wird, wo man sich gerade einordnen muss. Außerdem darf man ihn bei der Zieleingabe gerne ansprechen, wodurch das störende Tippen zumindest teilweise entfällt – wenn der Routenhelfer einen richtig versteht (Navigon 70 Premium). Die günstigsten Tankstellen zeigt der Wegweiser aktuell an.
In Städten werden bei Navigon und Falk - Letzterer nennt sich nach der Vereinigung mit Becker: United Navigation - Gebäude detailreicher und dreidimensional dargestellt. Beispielsweise der Fernsehturm ist so leichter zu erkennen.
Die Funktion Stadtaktiv von United Navigation kombiniert verschiedene Verkehrsmittel, damit man auch ohne Auto nicht vom richtigen Weg abkommt. Luftbilder und Reiseführer geben beim Vision 700 von United Navigation sehr viel vom Zielort preis.
Medion zeigt einen eBook-Reader, der durch E-Ink-Technologie auch bei direkter Sonneneinstrahlung gut zu lesen ist und trotz seines geringen Gewichts eine ganze Bibliothek in der Handtasche unterbringt.
Viel mehr als ein eBook Reader ist das Libretto W100 von Toshiba, das weltweit erste Dual Screen Notebook, das mit Windows 7 arbeitet. Hält man die zwei Displays des Notebooks senkrecht, lassen sich Artikel wie in einer Tageszeitung aus Papier lesen. Nutzt man ein Display als virtuelle Tastatur, zeigt das andere das Dokument, die Email oder den Facebook-Eintrag an, die man gerade schreibt. Stellt man auf beiden Displays verschiedene Dokumente dar, lassen sich Passagen davon per Berührung mit einem Finger hin- und herschieben.
Bei Acer düst das Ferrari Liquid e Special Edition Smartphone (Halle 12/116) mit Rennwagen-Optik, - Motoren-Klingelton und Mikro, das wie der Lufteinlass eines roten Flitzers aussieht, daher.
Mit eingebauten Mini-Mikrofonen und –Webcameras startet auf der IFA Internet-Telefonie am Fernseher.
Um heißen Kaffee dreht sich sehr vieles im Hausgerätebereich, braucht man den doch auch im Büro reichlich - gerne in schicken und verwöhn-intensiven Varianten. Ein Retro-Trend zu klassischen Siebträgern mit italienischem Lifestyle-Gefühl und 15 bar Pumpendruck, wie beim EC 850.M von DeLonghi (Halle 6.1), ist hier zu beobachten – das pure Pad-Einlegen ist manchem Genießer auf Dauer zu frugal. Weltneuheit in dieser Klasse: Milchschaum gibt es beim genannten Gerät auf Knopfdruck.
Manches hat sich schon überlebt, bevor es ernsthaft zu atmen begonnen hat: Das vernetzte Haus steht bei Siemens Hausgeräte im „Stand-by-Modus“, so Geschäftsführer Roland Hagenbucher, wo es gemütlich vor sich hin schnarcht und mit fertigen Produkten auf die bislang nicht vorhandene Nachfrage wartet. Hagenbucher: „Sie müssen, wenn Sie waschen wollen, die Wäsche immer noch selber in die Waschmaschine packen. Und das können Sie nicht mit vernetzten Geräten oder mit einer Technologie von außer Haus erledigen. “
Andere setzen gerade darauf, dass ihnen die mit dem Internet vernetzte Waschmaschine via Handy erzählt, dass aktuell der Strom besonders billig ist und sie sich nach einem „OK“ gerne auf die dreckigen Klamotten stürzen würde. AEG ist ein Vorreiter beim so genannten Smart Grid. Die Sonderschau „E-Haus“ stattet ihr Modellwohnhaus auf der IFA sogar mit einer solaren Heimtankstelle für E-Mobile aus und setzt viel auf Green IT und Energiesparen.
Samsung vertreibt die Zeit an der Gefrier-Kombination RL-55VQBRS mit farbigen LCD-Displays, auf denen man per Berührung die Temperatur kontrollieren, Fotoalben durchblättern oder Nachrichten hinterlassen kann, damit der Kühlschrank immer gut gefüllt bleibt. In Asien erprobt der Hersteller das Herunterladen von Rezepten am Tür-Display.
Um die Langlebigkeit der Lebensmittel sorgt sich Hightech, die in Kühlschränken mit extra viel Platz, dank dünner Außenwände, die gelagerten Massen frisch halten soll. Bei der LG-Gefrierkombination GB7143A2HZ machen grüne und andere LED-Lämpchen dem jungen Gemüse in der Vita Light Zone vor, es befände sich in natürlichem UV-Licht: Damit es auch dann noch schmeckt und vitaminreich ist, wenn anderes Grünzeug schon drei Wochen lang alt aussieht. In der Fresh Zone des GB7143AERZ halten Fisch und Fleisch nahe Null Grad dreimal länger, als in wärmeren Gefilden.
AEG stattet für den gleichen Zweck seine Kühl-Gefrier-Kombis (z. B. Santo 75340 KG2 und Santo 75388 KG2) mit einer Freshbox aus, die an der kältesten Stelle des Kühlraums angesiedelt ist. Beim sogenannten Freshness No-Frost-System des Herstellers sind die Verdampfer von Kühl- und Gefrierteil getrennt: Trockene Luft im Gefrierteil verhindert Eisbildung, während die Luftfeuchtigkeit im Kühlteil gut für Haltbarkeit und Geschmack ist.
Nur noch alle zwei Wochen werden die Waschmittelkammern der iQ 700 Master Class mit i-Dos von Siemens betankt: Die Waschvollautomaten messen mit Hilfe von Sensoren selber, wie viel Flüssiggel sie für welche Mengen und Materialien benötigen und holen es sich Milliliter genau. Versprochene Waschmittelersparnis: Rund 50 Prozent, plus Reduzierungen beim Wasser- und Strom-Bedarf. Sensoren der „Weltneuheit“, so der Hersteller, messen sogar die Verschmutzung der Kleidung. Ein sanftes Automatikprogramm, plus eines für strapazierfähige Textilien, reduziert Überlegungen und Verantwortung beim Füllen der Trommel zudem erheblich.
Zeit spart die Waschmaschine F1480QDS mit Steam-Wash-Technologie von LG, die nur einmal Getragenes in 20 Minuten fast faltenfrei auffrischen und mit Hilfe von Dampf Milben und anderen Plagegeistern an den Kragen rücken will.
Inhalatoren, wie der JIH 50, und andere Baby-Pflegeprodukte kommen bei Beurer im Tigerenten-Design daher, damit sich die Kleinen ohne Murren umsorgen lassen und das Schnullerthermometer FT 22 mit Janosch-Motiv in den Mund stecken.
Gesundheit ist auch das Argument für schonende Dampfgarer, die sogar in Hochgeschwindigkeits-Backöfen eingebaut werden.
Eine Roulade in 23 statt in 70 Minuten knusprig zubereiten, will der SolarCUBE Essence von LG, der Mikrowelle, Grill, Heißluft und Lichtwellentechnologie in einem Gerät, passend zum Gericht, intelligent kombiniert und dabei Nährstoffe und Aromen besser erhalten soll. „Die Lichtwellentechnik von LG verkürzt den Kochvorgang und spart zusätzlich 50 Prozent Energie gegenüber herkömmlichen Öfen“, sagt Nils Seib, Manager Public Relations bei der LG Electronics Deutschland GmbH.
Den einzigen Backofen der Welt, der automatisch die richtige Beheizungsart, -temperatur und Garzeit einstellt, und zum Essen ruft, wenn das Gericht fertig ist, bringt AEG mit dem CuliSense B 9878-5 zur IFA mit. Der eigentliche Koch gibt lediglich Kategorie und Art der Speise per Fingertipp ein, den Rest erledigen Sensoren.
Wem das alles zu heiß ist, der freut sich über den Dyson Air Multiplier Standventilator AMO3 (ab Frühjahr 2011), der Luft um das 18fache verstärkt wieder abgibt – ganz ohne Rotorflügel und zur Kühlung von Büroräumen und Wohnzimmern ohne Klimaanlage ausreichend.
Arbeit ersparen indes Samsungs Staubsaugerroboter: SR-8855 und SR-8845 düsen allein durch den Raum.
Connected Entertainment wird zuverlässiger und das ist auch gut so: Viele Verbraucher wissen nicht, wo sie anfangen sollen, mit der untereinander verbundenen Unterhaltung in ihrem Zuhause. Zumal die heutigen Heimnetzwerke für Computer entwickelt wurden, nicht für TV-Geräte, die mehr Kraft brauchen. In den meisten Wohnzimmern gibt es noch keinen Internet-Anschluss, um online Filme anzusehen oder auf dem Fernseher dem Social Networking zu frönen, was immer beliebter wird. Die meisten Funknetze sind nicht stabil genug für HD Video.
Bei Wireless-Funktionen versprechen manche Hersteller zwar, dass neue Standards, Geräte und Verstärker Videosignale, Fernsehprogramme und andere Heimnetzwerk- und Internetdaten auch durch dicke Betondecken leiten. Selbst dreidimensional, in hochauflösender Qualität, sei das keine Utopie mehr. Das Ausprobieren dürfte jedoch höchstens den immer stärkeren Transfer-Lösungen übers Stromnetz das „Funkioniert!“-Siegel aufdrücken: Der erste echte Standard Powerline 500 kommt mit Hochgeschwindigkeiten von 500 Mbit/s im Herbst auf den Markt, beispielsweise mit dem Powerline AV+ 500 Adapter Kit XAVB5501 mit integrierter Steckdose von Netgear (Halle 12/122). Die neue Generation des Heimnetzwerks aus der Steckdose soll genügend Bandbreite für parallel laufende, nutzungsintensive Anwendungen bieten. Alle Geräte, die an den Adaptern hängen, bilden über die Stromleitung ein Heimnetzwerk. So könnte im Wohnzimmer hochauflösendes Internet-Fernsehen mit 1080 Vertikalzeilen erlebt werden, obwohl der Router durch mehrere Betondecken getrennt im Büro steht. Bislang wird Full-HDTV von den Streaming-Lines nicht voll unterstützt, so dass Nachzieheffekte und Bewegungsartefakte stören können.
Aber aufgepasst: Selbst wenn der PC-Inhalt, beispielsweise eine Auflistung gespeicherter Filme, auf dem Fernseher sichtbar ist, muss er immer noch über den Computer gesteuert werden. Connected Entertainment darf nicht mit HbbTV und anderen Internet-Funktionen, die direkt auf dem Fernseher aufgerufen werden, verwechselt werden.
Mit dem Netgear Digital Entertainer, einem flexiblen Media-Player, lassen sich übrigens digitale Mediensammlungen und Inhalte aus dem Internet übers Heimnetzwerk auf HD-Fernseher streamen: Eines von vielen Geräten für den ballastfreien Datenfluss, die in Berlin mit und ohne Kabel gezeigt werden. Auch Musik kann mit manchen Media-Playern beispielsweise von Internetradiostationen geholt und übers Heimnetzwerk an Hi-Fi-Geräte weitergeleitet werden, wie auch die Privatmusiksammlung von Festplatten anstelle von CDs.
Zugriffe von jedem Ort und zu jeder Zeit, mit fast jedem netzwerkfähigen Gerät, auf die eigenen digitalen Daten gehören zum Lagerungs-Webnetz, das uns ab der Jubiläums-IFA mehr denn je umspinnen wird. So genannte Internet Connected Speicher öffnen das Heimnetzwerk. Home Media Storage Server, wie der Netgear Stora, mit Speicher- und Spiegelungskapazitäten für Fotos, Musik, Filme und andere Daten, von bis zu zwei Terabyte, bieten einen relativ einfachen lokalen sowie Fernzugriff und entlasten von der Notwendigkeit, wichtige oder favorisierte Daten x-fach zu überspielen, um sie überall parat zu haben. Via www.MyStora.com werden Dateien, Musik, Videos und Fotos über das Internet verteilt und geteilt. Außerdem werden Dateien zwischen Computern und Media Playern ausgetauscht.
Nano-Diät als OLED-Appetizer: LG zeigt mit dem 15-Zoller EL9500 den bislang größten OLED-Fernseher, der trotz seines energiesparenden Verzichts auf Hintergrundlicht und externe Lichtquellen eineinhalb Mal so hell ist, wie vergleichbare LCD-Bildschirme. Einen 42-Zoll-OLED soll Samsung vorbereiten. Noch größere Bildschirmdiagonalen kommen in 47 und 55 Zoll zum Jahresende mit Nano Full LED 3DTV in die Wohnzimmer: Bei ihnen sitzt ein Nanofilm mit Mikrolinsen direkt vor den LEDs und reduziert den Raum zwischen Panel und LED. 240 Cluster können unterschiedlich gedimmt werden. LG zufolge, sind die weltweit geringste Tiefe von 7,8 Millimeter und zehn Millimeter seitlicher Rahmen ihrer in Berlin erstmals vorgestellten, bislang schlanksten Fernseher nur durch Nano LED-Technologie möglich, die das Unternehmen als Vorstufe sieht, bevor OLED das Zepter übernimmt.
Endlich können Fernseher und TV-Settop-Boxen, die für den extra scharfen High-Definition(HD)-Empfang gerüstet sind, Inhalte in der entsprechenden Qualität zeigen: Die Fernsehsender sind auf den Zug der Zeit aufgesprungen, auch wenn man für den HD-Genuss oft extra zur Kasse gebeten wird. Außerdem genügen eingebaute HDTV-Empfangsteile für Kabel, Satellit und Antenne nicht, wenn sich die Technologie über die Grenzen von Programmanbietern und Schnittstellen hinweg vertragen soll: Etwa die Schnittstelle Common Interface (CI) Plus sorgt zwar bei Fernsehern und Receivern (z. B. Digit Isio von Technisat) für digitalen Zugang, verschlüsselt aber zugunsten des Kopierschutzes die Programme bis kurz vor dem Bildschirm. Der Nachteil: Alte Geräte mit CI-Schnittstellen können HD+-Programme, zumindest ohne Software-Update wie bei Technisat, nicht empfangen.
Mechanische Speichermedien, wie Festplatten, kommen allmählich aus der Mode: Immer größere Datenmengen transportierende, kleine USB-Sticks und Chipkarten treten in entsprechend kleiner werdenden Unterhaltungsgeräten an ihre Stelle.
Eines zeigt der Jubilar überdeutlich: Der Fernseher ist seit den Kleinkindzeiten der IFA vom klobigen Nutzobjekt zum schmalbrüstigen Stilobjekt im designten Wohnzimmer geworden und gehört zur trendigen Küche bald ebenso selbstverständlich, wie in den 1970er Jahren die Pril-Blumen auf den Fliesen. Jetzt werden Energiesparblumen zum Symbol der Lebensfreude, da sie an den Geräten die Energieeffizienz als Kaufkriterium verkörpern. Europäische Energielabel sind künftig auch auf Unterhaltungselektronik zu finden: Schließlich müssen große TV-Panels besonders auf sparsamen Umgang mit kostbarem Strom achten.
2010-09-02, Annegret Handel-Kempf, Wirtschaftswetter
Text: ©Annegret Handel-Kempf
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