von Annegret Handel-Kempf
Käsestücke, die auf den Tischchen darauf warten, stibitzt und gegessen zu werden, laden mit ihrem feinen Duft zum Vernaschen ein. Kleine Mäuschen sitzen um sie herum, schenken ihnen aber kaum Beachtung, denn auf der Bühne werden spannende Instrumente ausgepackt, dunkle Brillen aufgesetzt und Ermittlungsunterlagen hervorgezogen, denn gleich beginnt das Krimi-Mäusical: Ein neuartiges Unterhaltungsgenre, das nicht nur die Kleinen begeistert, und das Die Pecorinos auf der Bühne sehr viel anziehender macht, als den Pecorino zum Essen.
Der Münchner Jazzclub "Unterfahrt" ist an diesem kalten Novemberabend bis zum Bersten gefüllt: Mit Kindern, die sich von der spannenden Geschichte um die unschuldig wegen Käsediebstahls verurteilten Pecorinos kräftig einheizen lassen wollen, und mit Eltern, die sich auf richtig guten Jazz freuen, der auch ihren Kindern melodiös in die Ohren und in die beschwingt zuckenden Glieder geht.
Der Münchner Verlag Terzio und die multitalentierten Musiker und Sänger Franz-David Baumann (zugleich Komponist der Pecorinos) sowie Henk Flemming (Autor und beeindruckend klangvoller Erzähler des Mäusicals) haben sich ohne viel Federlesens gefunden, um mit ihrem Kinderbuchmusical Die Pecorinos – Ein Krimi-Mäusical eine neue Jazz-Reihe für die ganze Familie zu starten. Ein Erlebnis zum Reinfühlen und Mitmachen auch für zuhause ist der Mäusejazz, dessen Repertoire von Swing über Harbop Jazz bis zu Ragtime reicht. Dazu tragen nicht zuletzt die niedlichen Illustrationen von Doris Eisenburger, die abgedruckten Noten zum Mitsingen sowie die Hörspiel-CD, die dem Buch beiliegt ( www.terzio.de), bei.
Ganz nah am Alltag der Kinder ist die Ausgangssition der Geschichte, denn welcher Youngster kennt nicht die vorurteilsvolle Frage: „Warst Du das?“, wenn etwas Unerlaubtes passiert ist. So geht es auch den fünf Mäuse-Musikerns Danny, Dizzy, Charly, Mick und Paul, die unschuldig wegen Käsediebstahls verurteilt werden – nur weil sie Mäuse sind. Doch im Gefängnis nutzen sie die Borniertheit des Gefängnisdirektors, um sich klammheimlich aus dem Staub zu machen und anschließend quer durch Europa zu flüchten. Kommissar K. und Wachtmeister Henry heften sich fest entschlossen an ihre Fersen. Doch die geheimnisvolle Sängerin Billy (Gladys Mwero Mwachiti), deren stimmgewaltiger Auftritt im roten Kleid das Publikum in der Unterfahrt zu Begeisterungsstürmen und Zugabe-Ovationen veranlasst, kommt den ausgebufften Mäusen zu Hilfe.
Mitreißende Musik und kindgerecht-fesselnde Story, das professionelle und witzig schauspielernde Jazz-Quintett plus souveräner Sanges-Kollegen, und die liebevolle Umsetzung der Idee lassen den Abend und die Lektüre des Buches, sowie das Anhören der CD, zum Genuss pur für die ganze Familie werden. Trompete, Saxophon, Schlagzeug, Klavier und Kontrabass machen mit ihren coolen Darbietungen den Kids Appetit darauf, selbst Musik zu machen und Instrumente zu lernen.
Soviel Aufregung macht hungrig, deshalb muss bald der Koch mit weißer Mütze seinem Kellner-Kollegen beim Servieren von Pommes helfen. Da muss man beim Essen nicht hinsehen, kann mit fast allen Sinnen beim Geschehen auf der Bühne bleiben, das pausenlos unterhaltsam seinen Lauf nimmt. Pommes statt Pecorinos gilt aber nur für die Essenswahl, denn am Ende des ersten Teils der neuen Serie ist der Schluss kein Abschluss des Erzählstrangs und die mit dem Schicksal der Pecorinos fiebernden Kinder sind hungrig nach einer Fortsetzung des Krimi-Mäusicals.
Weitere Informationen:
Jazzclub Unterfahrt in München
2010-11-30 Annegret Handel-Kempf, Wirtschaftswetter
Text + Fotos: ©Annegret Handel-Kempf
Zeichnung: ©Doris Eisenburger, Terzio, Möller und Bellinghausen Verlag Gmbh, München 2010
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