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Doc's Kolumne

Salat

von Dr. Elisabeth Kärcher

Liebe Leserinnen und Leser,

na bitte, da haben wir den Salat! Pardon, zu Zeiten von EHEC ist diese Redewendung so gar nicht politisch korrekt, aber bei all dem Gesprieße und Gesprosse in der Natur, pardon, das kann ich auch nicht schreiben.

Es ist ja auch ganz und gar nicht lustig, dass ausgerechnet ein Fäkalkeim das saubere Deutschland in Angst und Schrecken versetzt und mir aufgeregte E-Mails amerikanischer Geschäftstouristen verschafft, die nicht wissen, ob sie Europa meiden und lieber nach Indien reisen sollen.

In fantasieloser Vermessenheit kursieren schon Meldungen über Jahrhundertseuchen. Also bitte: Denken die Autoren wirklich, dass Bakterien, Viren und Co. mehr nicht draufhaben? Schon im Jahr 11 von 100 ein Jahrhundertszenario auszurufen, ist einfach lächerlich. Hätten sie Humor, würden Keime kichern.

Sie wollen aber schlicht überleben und wenn die biblische Plage einer einzigen Art, des Homo sapiens, sich vom Jahr 1804 bis 2011 von 1 auf 7 Milliarden Exemplare vermehrt und in alle Winkel des Planeten vordringt, von was, bitte, sollen sich tausende andere Arten ernähren? Aussterben oder anpassen!

Wenn Sie also denken, SARS, Schweinegrippe, MRSA, EHEC, Dengue wären purer Zufall - dann haben Sie nur anfangs Recht. Genau so zufällig wie jedes Lebewesen auf diesem Planeten entstanden ist, entstehen jeden Tag unzählige Mutationen. Aber welche davon sich durchsetzen, das ist kein Zufall. Wer Erfolg hat, überlebt.

Und deshalb "ziehen" wir uns die Seuchen selber heran

Beispiele:
1. Schweinegrippe: Entstanden in der Massentierhaltung, rollt sie seit Jahren von Mensch zu Mensch und findet dank Mobilität und vielen eng lebenden Menschen immer wieder Wirte.
2. MRSA wäre ohne breite Antibiotika-Verwendung längst ausgestorben.
3. EHEC entsteht besonders häufig und in besonders großer Menge in kraftfuttergemästeten Leistungsrindern.
4. Dengue: Tropische Großstädte sind für die übertragenden Mücken mittlerweile bessere Lebensräume als der Dschungel – und reichlich verfügbar.

Kichernde Keime, Link WirtschaftswetterWir tun manchmal so, als würden wir in einer sterilen, babyblauen Plastikkugel leben und jugendlichen Unverletzbarkeitswahn anbeten. Und was für ein Schreck, wenn wir dann einen Zipfel des wilden bunten Urwalds sehen, von dem wir ein Teil sind. Und dieser Teil werden wir auch nur eine erdgeschichtlich kurze Zeit sein.

Denn wie hieß es bei einer BBC-Dokumentation über die Zukunft des Planeten? „The future is wild.“


2011-07-01 Dr. Elisabeth Kärcher, Wirtschaftswetter
Text : ©Dr. Elisabeth Kärcher
Illustration: ©ap
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