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Spot an: Die Highlights der Light + Building 2012

von Annegret Handel-Kempf

Lampen sind von gestern. Halbleiterbasierte Leuchten mit Licht emittierenden Dioden (LEDs) und organischen Leuchtdioden (OLEDs) die Gegenwart und Zukunft. Licht und Gebäude werden digitalisiert, energieeffizient, passend zur Energiewende, mit Wohlfühl-Bonus, leistungssteigernd und design-stark. Auf der weltgrößten Messe für Licht und Gebäudetechnik richten sich vom 15. bis 20. April in Frankfurt am Main die Spots auf die Neuheiten von 2100 Herstellern. Die rund 180.000 Besucher aus dem In- und Ausland erwarten. Flankiert wird die Show von der "Luminale", der Biennale für Licht, von hundert kreativen Beispielen und Events, die über ganz Frankfurt verteilt sind.

Ulrike Brandi, die als Teil einer „Urban Vision“ für 2030 einen Licht-Masterplan für Rotterdam erstellt, im Vorfeld der Messe über die Omni-Präsenz von Licht im Alltag: „Architektur ohne Licht kann gar nicht da sein. Licht ohne Schatten geht nicht.“
Seit 25 Jahren plant und berät sie, mit Büros in Hamburg und München. Brandi: „Städte sind sich immer mehr bewusst, dass es gut ist, Licht konzeptionell anzugehen, an den Stellen, an denen Licht erneuert werden muss.“ Lichtpunkte müssten runtergebracht, flexibel und beweglich gemacht werden.

Ein Aspekt sei es, Städte attraktiver zu machen, ihnen eine gemeinsame Identität zu geben. Bei Gebäuden müsse man überlegen, beispielsweise nur Glasteile zu beleuchten.

Von dem „fantastischen Tageslicht“ Rotterdams müssten Rückschlüsse auf das Nachtlicht gezogen werden. Wo blendet es, werden Gebäude wahrgenommen?
Für die niederländische Stadt schwebt Brandi vor, auch das Kunstlicht im Dunkeln allmählich weiß werden zu lassen. Sie will weniger, niedrigeres und damit gemütlicheres Licht, das nicht hoch und allumfassend alles ausblendet, schaffen: Irgendwann vielleicht sogar ein Innenleuchten der Fassaden an den Hochhäusern.

Wer schöneres Licht will, muss kein Lichtkünstler sein. Konkurrenz für professionelle Planer von intelligenten Haussteuerungsfunktionen lässt sich in Frankfurts Messehallen ebenfalls entdecken: Nach der Light + Building 2012 können sich Endkunden bei einigen Unternehmen eine Software downloaden, mit der sie die Komfort- und Energiesparfunktionen in ihrem Privathaus und in gewerblichen Objekten selbst auf einer intuitiven grafischen Oberfläche visualisieren.

Gewebtes Licht

Dreidimensional und gewebt, präsentiert die Ettlin AG, 1836 als erste deutsche Aktiengesellschaft der Textilindustrie gegründet, am Main LED-Licht. Die Erfinder des Ettlinger Unternehmens mischen derzeit den Markt, Schaufensterdekorationen, großflächige Installationen an Wänden, Decken und Fassaden, sowie sogar Theater-Inszenierungen, mit einem neuartigen Effektgewebe auf, dem ETTLIN lux 1324 MagicGewebe. Es interagiert mit LED-Licht und erzeugt dabei dreidimensionale Lichtstrukturen. Die so bewirkte, räumliche Tiefe des Lichts nutzen Dekorateure, Lichtplaner und Innenarchitekten als Trend-Gestaltungsmittel.
Privatmenschen wundern sich über die stimulierenden Effekte solch durchdachter Lichtarchitektur, die Stimmungen und Entscheidungen beeinflusst, jede Menge Atmosphäre schafft und Details gezielt betont. Unternehmensstrategen freuen sich bei der Präsentation von Waren, Corporate Publishing oder eines Events über die subtile Lichtwaffe. Das patentierte Hightech-Gewebe bündelt die Lichtpunkte zu vielen frei gekrümmten Lichtlinien, die sich über die gesamte Gewebefläche ausbreiten. Das Verblüffende an den so geschaffenen Lichtstrukturen ist die ungewöhnliche Tiefenwirkung der Linien, Ringe, Kreise, Sterne, Spiralen und Wellen. Verändert der Betrachter seine Position, ändert sich auch die räumliche Wirkung der blendungsfreien Lichtfiguren, die regelrecht zum Spiel mit der Aufmerksamkeit einladen. Einmal eingefangen, will man sich vom Flirt mit den Effekten gar nicht mehr trennen.

„Das Gewebe wird in unserer Planungsabteilung ständig sowohl für den weiterverarbeitenden Bereich, als auch für das Lichtdesign von Architekten, Innenarchitekten und Privatleuten, weiterentwickelt“, erzählt René Brand vom Unternehmensbereich Ettlin Lichtstrukturen. „Das Gewebe an sich ist seit zwei Jahren marktreif und wird vor allem im Lichtkunstbereich eingesetzt. Ganz neu zeigen wir auf der Light + Building die Deko-Stoffe.“ Gemeint sind ETTLIN lux, Decolux, also hochwertige Materialdesigns zur dreidimensionalen Lichtgestaltung an Wand und Decke im Innenraum.

Unübersehbar ist im weltgrößten Esprit-Flagship-Store auf der Frankfurter Zeil der dekorative Turm, in dem LEDs der Schnick-Schnack-Systems GmbH in Ettlin-Lux-Spezialgewebe integriert sind, das dreidimensionale Effekte erzeugt. Das Innere des Luxus-Geschäfts ergänzt durch diesen gestalterischen Trick die Medienfassade, auf der fast 60.000 Glaslinsen durch LEDs erleuchtet werden. Der Einsatz von LEDs dient in der Mega-Mode-Boutique nicht nur der ungewöhnlichen Gestaltung, sondern hilft zudem Energie bei der Beleuchtung zu sparen. Mit herkömmlichen Leuchtmitteln und ohne das spezielle Gewebe der Baden-Württemberger wäre die Doppelwirkung nicht zu erzielen gewesen.

Umweltverträgliches Licht

Bei Osram wird Licht von der Energieverschwendung zur Energienutzung gewandelt, in einer Design-orientierten Revolution, die Veränderungen wie einst die Einführung des künstlichen Lichts bewirken soll.

Derzeit seien zehn Watt pro zehn Quadratmeter Licht Standard, wenn es um Sehen, Ansehen, Hinsehen geht. „Das versuchen wir auf vier Watt runterzubringen“, erläutert Klaus-Günter Vennemann, CEO vom Geschäftsbereich General Lighting.
„Wo Kunstlicht ist, sind Menschen.“ Der Leuchtmittel-Manager: „Wenn wir zur Energienutzung kommen wollen, müssen wir das schöne Tageslicht nutzen. Licht ist etwas ganz Besonderes, das in der richtigen Anwendung viel Nutzen bringt.“ Die Farbe und der Einfallswinkel von Licht seien wichtig.

Vennemann fordert die Abkehr von einem Paradoxon: „Wir kühlen Licht, das durchs Fenster kommt, mit Klimaanlagen runter: Komische Sache. Was machen wir mit Energie?“
Fakten hat man bei Osram mit dem ersten LED-Ersatz für die 75-Watt-Glühlampe auf dem europäischen Markt bereits vor der Frankfurter Messe geschaffen: Die LED-Lampe Parathom Classic A75 ist eine neue Lichtquelle für alte Sockel, also ein „LED-Retrofit“, der in die handelsübliche E27-Fassung passt. Sie soll über ihre gesamte Lebensdauer 400 Euro pro Lampe Stromkosten sparen. Einer Studie von McKinsey zufolge, werden zu Beginn des kommenden Jahrzehnts bereits mehr Retrofits, als Energiesparlampen, verkauft.

Bei Philips findet man Neuheiten bereits vor der Leuchtmittel-Messe in den Elektrofachmärkten. Wenn man die schlichten „Living-Colours“-Halbkugeln dort liegen sieht, machen sie wenig her. Doch die Hochleistungs-LED-Bälle haben es in sich, besonders die der zweiten Generation mit 50 Prozent mehr Lichtleistung: Mit den „Living Colours“ schafft man Lichtambiente, kann die Farbe im Haus nach Gemütszustand und Tageszeit anpassen oder gedimmt für Kerzenlichtstimmung sorgen.
Mehrere Leuchten werden mit einer Fernbedienung zu einem System verbunden. Intuitiv einstellbar sind 16 Millionen Farben, neuerdings auch Weiß, außerdem Farbintensität, Dimmung, selbst die Geschwindigkeit für eine automatische Farbänderung. Allen Lichtspielen zum Trotz, sollen die LEDs besonders langlebig sein: Das ist gut so, denn noch sind LEDs teurer als herkömmliche Energiesparlampen, dafür robuster und nicht mit Quecksilber und anderen Giftstoffen belastet.

Kein Zufall also, dass es jetzt auch von diesem Hersteller für die klassische 75-Watt-Glühlampe einen LED-Ersatz gibt, vorgestellt mit 17 Watt Leistung und einem Lichtstrom von 1.050 Lumen auf der Light + Building. Sie soll den Energieverbrauch um 80 Prozent verringern, dabei 25-mal länger als eine herkömmliche Glühlampe halten.

Wetterfest sind die Ledino-Außenleuchten, deren LEDs 20.000 Stunden Lebenserwartung vor sich haben. Bis zu ihrem Ableben lässt sich ihr warmweißes Licht aufgrund der geringen Baugröße von LEDs genau dorthin lenken, wo es benötigt wird.
Vor 50 Jahren entwickelte ein Wissenschaftler von General Electric (GE) die erste LED für sichtbare Strahlung. In diesem Jahr wird sich das Unternehmen erstmals auf der Light + Building als Anbieter energieeffizienter Lichtsysteme präsentieren.

Mit der Messevorbereitung waren die Mitarbeiter so beschäftigt, dass sie sich kaum die Zeit nahmen, etwas über ihre Leuchten und deren Wirkung zu erzählen. Eine Info rückten sie trotz dieses eindimensionalen Effizienzdenkens heraus: In der Bürobeleuchtung würden häufig Leuchtstofflampen verwendet, welche signifikante Energie verbrauchen, eine begrenzte Lebensdauer haben und als unangenehm wahrgenommen werden. Von GE werde deshalb „ein neues Produkt“ angeboten.


2012-04-05, Annegret Handel-Kempf, Wirtschaftswetter

Text: ©Annegret Handel-Kempf
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