von Annegret Handel-Kempf
Leben Sie eigentlich 3D? Oder 4K? Träumen Sie schon von 8K? - Einst lauteten die Fragen anders: „Hast Du einen Farb- oder einen Schwarz-Weiß-Fernseher?“, „Kann man bei Dir zwei oder drei Programme sehen?“
Das Fernsehen pubertiert, wird zur Medienzentrale auch der mobilen Unterhaltungs- und Info-Welt von Individuen, scheint zu routieren mit all seinen Vernetzungen und immer neuen Freundes-Anfragen. Und doch schafft es beim internetbasierten Austausch über Programm-Inhalte die Rückkehr zur einstigen Lagerfeuer- und Straßenfeger-Idylle. Ein paar Ideen stechen heraus aus der Fülle der mehr oder minder die Herzen der Technik-Fans beschleunigenden Erfindungen, die zur Internationalen Funkausstellung (IFA, 30. August – 5. September) in Berlin gezeigt werden. Uns fielen beispielsweise Mini-Beamer, OLED und HD zum Aufsetzen auf, während Tablets und Smartphones drängeln, um die komplette Navigation für Medienangebote und Funktionen zu übernehmen.
Mit 1,7 Fernsehern ist der durchschnittliche deutsche Haushalt ausgestattet. Zwei TV-Geräte sollen bereits in vier Jahren in jeder Unterkunft stehen. Oder ihr gerade geschautes Programm mit dem Besitzer gehen: Denn zunehmend werden auf Smartphones und Tablets die Sendungen live verfolgt. Bricht in der U-Bahn der Empfang ab, kann man auf Knopfdruck auf seinem heimischen Bildschirm den Film an exakt der Stelle weitersehen, an der der Live-Empfang unterwegs unterbrochen wurde. Soweit die IFA-Aussichten, bei einer Reihe von Ausstellern ansprechbar.
IP-TV, also Fernsehempfang via Internet-Protokoll, ermöglicht TV-Genuss wahlweise zuhause oder unterwegs auf mobilen Endgeräten künftig etwa bei Entertain. Egal, ob das Live-Programm, Video-Load oder der Programm-Manager genutzt werden. Das am Hauptfernseher geschaute Programm lässt sich weiterverfolgen: „Über PC, Tablet-PC und Smartphone, ganz ohne Zweitfernseher“, erläutert Dr. Ingo Hofacker vom Segment Marketing Consumer bei der Telekom Deutschland. Er kündigte bei der IFA-Preview in München an, dass Entertain im kommenden Jahr komplett mobil nutzbar sein werde. Auch eigene Aufnahmen könnten künftig von unterwegs aufgerufen und weitergesehen werden.
Wenn technisch und lizenzrechtlich alles im grünen Bereich ist, wird Entertain to go im Heimnetzwerk im November starten. Zunächst über die WLAN-Variante, weil die Sender selbst für viele Inhalte noch nicht die mobilen Rechte haben. 2013 sollen die juristischen Fragen vom Tisch und die Mobilfunkvariante mit den wichtigsten Sendern nutzbar sein. Auch für Mobilfunkkunden, die das Entertain-Paket nicht im Festnetz gebucht haben.
Schon zur IFA gibt es Unterhaltung auf Zuruf. Die Nennung des gewünschten Senders genügt zum Umschalten, wenn eine Remote-Control-App für Entertain-Kunden genutzt wird. Der Media-Receiver für Entertain IP-TV wird dabei rein sprachlich über das iPhone gesteuert.
Eine einfache, neue Fernsehwelt. Oder kompliziert? Gar anstrengend?
Wartezeiten müssen nicht mehr dazu genutzt werden, seinen Gedanken nachzuhängen, Erlebtes zu verarbeiten, sich in die Fantasiewelt eines spannenden Buches zu begeben. Unterhaltung de Luxe ist immer dabei.
Das dreidimensionale Erlebnis wird in diesem Jahr brillenfrei avisiert. Der Tiefeneffekt soll künftig durch eine neuartige Linsentechnik direkt am Fernseher zu sehen sein. Nicht nur der Verlust der räumlichen Distanz zum Spannungsgeschehen strapaziert dabei. Permanent werden Augen und Gehirn ausgetrickst, um den Eindruck des 3D-Events zu erzeugen.
Auf der IFA bekommt Toshiba den „European 3D achievement 2012–2013 Award“ der European Imaging and Sound Association (EISA) für seinen brillenlosen 3D-TV 55ZL2 verliehen. Seit 2003 hatte das Unternehmen an dessen Basis-Technologie geforscht. Auch 2D-Inhalte werden mit seiner Prozessorplattform in 3D umgewandelt.
Der brillenlose 3D-TV löst Full HD vierfach auf und rechnet TV-Sendungen, DVDs und Blu-rays in die vierfache HD-Auflösung um.
Polarisationsbrillen machten – anders als Shutterbrillen - bislang die volle High-Definition (HD)- Auflösung der Fernsehbilder zunichte. Vorbei. Die doppelte Zeilenzahl der 4K-Fernseher behebt das Manko. Denn tief – aber nicht zu tief – eintauchen lässt es sich auch in qualitativ hochwertige Pixel-Aufgebote. HD ist endlich etabliert, Programme dazu sind vorhanden. Jetzt lockt 4K, quasi vierfaches HD mit rund 4.000 vertikalen Pixeln und entsprechend höherer Qualität, auch diejenigen, deren Fernseher noch gut funktioniert, sich eines der erstmals vorgestellten Geräte zuzulegen. 4K - Eigentlich eine Technologie für Projektoren und Großbildschirme. Sehr groß muss der Fernseher sein, damit der Zuschauer von der noch höheren Auflösung profitiert.
Wie etwa der 84-Zöller von LG, der 84LM960V, ein UD 3D TV, der mit 3.840 x 2.160 Bildpunkten viermal so viel Auflösung wie Full HD bietet, weshalb 4K auch "Ultra Definition (UD)" genannt wird. „Ein 3D-Erlebnis wie im Kino“ bewirbt LG das Gerät, das zusätzlich zur ultrahohen Auflösung CINEMA 3D für dreidimenisonale „Tiefenkontrolle“ und Smart TV-Angebote auffährt.
Die häusliche Umgebung sollte aber passen. Denn schon ein 60-Zöller ist zu klein, um in einem normal gebauten Wohnzimmer, wo man recht nah am Fernseher sitzt, die Vorteile der ultrahohen Auflösung wahrzunehmen. Spätestens jetzt wäre es zudem an der Zeit, die Normparameter für Blu-rays und bei Fernseh-Sendungen hochzuschrauben. Dann würden die Farbtiefe und die Schärfe der Farb-TVs bei HDTV sichtlich besser. An den (guten) TV-Geräten und der Verbindungsnorm HDMI mangelt’s nicht: Die unterstützen schon lange höhere Informationsdichten.
Zehn Millionen Flach-TVs sollen heuer, wie schon 2011, an Bundesbürger verkauft werden. So viel wie nie zuvor. Der größte Happen des Consumer Electronics Markt. 2016 wird vermutlich Schluss damit sein. Den Berechnungen des Branchenverbands BITKOM zufolge, werden 98 Prozent der Haushalte dann von Röhre auf Flat-TV umgestellt haben. Der wird dann zwar nicht mehr so stark boomen, wie derzeit, aber auch nicht mehr so lange ein treuer Mitbewohner sein, wie die klassischen Geräte. Auf 7,5 Jahre wird seine „Verweildauer“ sinken, prognostizierte BITKOM-Experte Michael Schidlack bei der IFA-Preview in München. Zwar könnten die Geräte theoretisch 15 bis 20 Jahre halten. „Oder gar 30: Das wäre schrecklich für die Industrie“, verriet der Branchenverbands-Vertreter. Doch trieben technologische Neuerungen den Umsatz immer wieder an.
Wie derzeit das interaktive Fernsehen, also Bildschirme, die auch Internet können. Der Z_Punkt-Trendstudie „TV 2020“ zufolge, nutzen 22 Prozent der Europäer oder, laut BITKOM, 82 Prozent der Smart-TV-Besitzer parallel die Internetoberfläche ihres TV-Geräts, während sie fernsehen. Oder sie lassen letzteres gleich sein und freuen sich nur an der Web-Option. Andere kommunizieren via Smartphone oder Tablet-PC mit ihrem Fernseher. Fernbedienungen werden dabei überflüssig. Das soll der Vereinfachung dienen.
Stichwort „Medienzentrale Fernseher“: Digitalkameras, Notebooks, Tablets oder Smartphones sollen sich mit Hilfe neuer Standards schneller mit Fernsehern und dem Heimnetzwerk verbinden. Und einfacher.
Das Internet hat uns verwöhnt, der Bedarf nach zusätzlichen Informationen während des Fernsehens steigt – ganz einfach in einem eigenen Areal parallel zum TV-Genuss, je nach Begehr, angezeigt und abrufbar.
Lars Friedrichs, Head of Teletext und Hybrid TV, ProSiebenSat1 Digital, sieht auch für die weitere Entwicklung des Fernsehens den interaktiven Video-Text-Nachfolger HBBTV sehr weit vorne. Er schwärmt davon, HBBTV mit Games-Aktivitäten zu vernetzen. Sein Traum geht dahin, das TV-Erlebnis und das traditionelle „lineare“ Fernsehen zu erweitern. Friedrichs setzt auf den Faktor „Connect“, der alle private Unterhaltungs- und Service-Technik verbindet. Seine Finanzierungsidee für das Rundum-Vergnügen: „Wenn man den Leuten etwas anbietet, bleiben sie auch während der Werbepause dran: Ideal wäre eine Applikation, zu der der Mensch parallel Werbung sieht.“
Doch auch die klassischen Teletexte, mit ihren puristischen Informationszeilen, haben auf den Bildschirmen noch lange nicht ausgedient. Friedrichs: „Jeden Tag sind acht Millionen Nutzer auf einem unserer Teletexte. Die Nutzung ist immer noch sehr hoch.“
Selbst das Musikfernsehen geht via Smart-TV neue Wege mithilfe intelligenter Technologie, die einfach zu nutzen ist: Internetbasiert heißt hier, dass das individualisierbare Musikfernsehen zuhause auf dem Smart-Fernseher und unterwegs auf mobilen Geräten genossen werden kann.
Bei QTom erstellt seit 2009 eine Redaktion nach ständig verbesserten Qualitäts-Kriterien ein Musikprogramm, das den Nutzern einen Pfad durch die unendlich vielen weltweit verfügbaren Songwälder schlagen soll: 40.000 Videoclips sind bei Deutschlands erfolgreichstem Musikfernsehen verfügbar. Musikdramaturgie ist das Ergebnis der redaktionellen Arbeit, zusätzlich durch drei Drehregler an die Stimmungen und den Geschmack der Zuhörer und –seher anpassbar. Lohn ist eine Verweildauer von 60 Minuten, gegenüber 40 Minuten bei Mitbewerbern.
Songs können mit der kostenlosen Basis-Version auf dem Smartphone oder anderen Geräten gemerkt und so in Playlisten integriert werden. Diese können auch verschenkt werden. Besonders viele davon und 50 neue Musikkanäle gibt es ab der IFA auf der kostenpflichtigen Premium-Version QTom+ des Musikfernseh-Anbieters, die Videos sind hier zudem ohne Werbung und mit besonders hoher Bildqualität. „Doppeltes Breitband macht viel Spaß auf 60-Zoll-Geräten“, schwärmt Gründer und Geschäftsführer Oliver Koch. Seine Zukunftsversion vom vernetzten Leben: „Den Menschen zeigen, was machbar ist.“
So geht OLED endlich richtig an den Start, nachdem zehn Jahre lang die wunderbaren Einsatzmöglichkeiten der selbstleuchtenden Technik beschworen worden sind. Über Prototypen ging es in dieser Zeit wegen der hohen – manuellen - Produktionskosten und den gleichzeitig immer billiger werdenden LCDs, die aber einer teuren LED-Hintergrundbeleuchtung bedürfen, nicht hinaus. Auch hatten die OLEDs mit rasch schwindenden Farben zu kämpfen. Aber: Sie strahlen von alleine.
Jetzt recken sich die organischen Leuchtstoffdioden noch mehr Blau entgegen. Durch das OLED-Autodach von Philips und BASF haben die Insassen einen freien Blick in den Himmel. Erst auf Knopfdruck verliert das Dach seinen durchsichtigen Charakter und wird das Innere des Fahrzeugs beleuchtet.
Von der Natursicht zum Fernsehen ist der Weg kurz. Denn: Die Projektion muss angesichts immer größer werdender Bilder an Qualität zunehmen. Dabei soll der Energieverbrauch keinesfalls steigen.
Eine geringere Spannung und weniger Energieverbrauch als die lange Zeit schwergewichtigen Plasmas haben Organische Leuchtdioden (OLED) mit ihren Glühwürmchen-Eigenschaften. Ihre Herstellung ist günstiger als die von anorganischen Leuchtdioden (LED) und Flüssigkristallbildschirmen (LCD). Zumindest bei wirklicher Massenmarkt-Reife. Nur Prototypen gab es auf der IFA 2008 in Form der 27 bis 40 Zoll messenden OLED-TV-Panels von Sony, Toshiba, Panasonic und Co. zu sehen. Die Serienreife lag noch in weiter Zukunft. Frank Bolten, bis 2010 Geschäftsführer bei Sharp, ging damals davon aus, dass OLED erst 2012 ein Prozent Marktanteil vorweisen werde.
Damit lag er gar nicht so schlecht, denn was nicht oder nur marginal auf dem Markt vertreten ist, kann auch nicht gekauft werden. Jetzt soll es aber wirklich losgehen. Dem Südkoreaner Ho Koyoon-chung zufolge, der für Samsung die Amoled-Bildschrime zur Serienreife entwickelte und jetzt als selbständiger Entwickler und Professor arbeitet, werden die OLED-TVs ab 2015 zum Hauptprodukt im Markt vorpreschen.
Vor fünf Jahren gab es den ersten frei verkäuflichen OLED-TV der Welt, der über einen winzigen Elf-Zoll-Monitor nicht hinauskam, dafür aber stolze zweiteausend Euro kostete. Doch mit drei Millimeter war er immer noch um mehr als die Hälfte dünner, als die zartesten LCD-Fernseher mit LED-Hintergrundbeleuchtung, die derzeit zu haben sind.
Den weltweit ersten kommerziellen 15-Zoll-OLED-TV, mit einer Bilddiagonale von 38,1 Zentimetern, stellte LG 2009 vor. Ein einsamer Rufer.
Panasonic und Sony, gebeutelt vom LCD-Preiskampf, greifen jetzt nach der Rettungsleine: Künftig werden die beiden japanischen Elektronikkonzerne gemeinsam große und hochauflösende OLED-Panels entwickeln und herstellen. Bereits im kommenden Jahr sollen nach Unternehmensangaben großflächige Panels für Fernseher in Massen produziert werden. Damit von Erlös auch was übrig bleibt, will das Duo auf ein spezielles Produktionsverfahren zurückgreifen, bei dem die organischen Materialien auf die Oberflächen gedruckt werden. Das soll die Herstellungskosten niedrig halten.
Bei LG ist in Halle 11.2 das nach Hersteller-Angaben mit 55 Zoll - das sind 139,7 Zentimeter Bilddiagonale - weltweit größte und zudem flachste OLED TV-Gerät zum ersten Mal vor einem großem Publikum zu sehen. „Paper Slim-Technologie“, also „Papier-dünne-Technologie“, nennt der mit seiner deutschen Tochter in Ratingen beheimatete Konzern das Verfahren, mit dessen Hilfe die Diagonalen-Riesen vier Millimeter zart und somit leicht an die Wand zu pinnen sind. Das Geheimnis dahinter: Das Gehäuse ist aus carbonfaserverstärktem Kunststoff (CFK), wodurch auch das geringe Gewicht von zehn Kilogramm ermöglicht wurde.
„Momentan gehen wir davon aus, dass ein Verkaufsstart in 2012 gehalten wird“, sagte Michael Wilmes, Manager Public Relations bei der LG Electronics Deutschland GmbH, auf unsere Nachfrage.
„Sehr hohe Entwicklungskosten, Forschung und Entwicklung an der Lebensdauer der OLEDs, makroökonomische Umstände“ sind Wilmes zufolge die Ursachen dafür, dass es so lange gedauert hat, bis markttaugliche OLEDs mit familientauglichen Durchmessern fertig aus der Entwicklung kamen.
Wenn große Sportevents produziert werden, kommen OLED-Monitore verstärkt zum Einsatz. Grund dafür sind, dem Full-Service-Dienstleister Wellen+Nöthen zufolge, die „akkurate Bildwiedergabe ohne Bewegungsunschärfe und die hohe Leistungsfähigkeit“. Der Dienstleister, der künftig komplett auf die endlich ausgereifte Technik setzen will, beliefert beispielsweise die Sportproduktionen des ZDF auf seinem Rental-Pool.
Haier kündigte auf den IFA-Previews sogar einen unsichtbaren Fernseher, der nur im eingeschalteten Zustand gegenständlich ins Auge fällt, auf OLED-Basis an. Auf Nachfrage stellte sich allerdings heraus, dass der transparente Fernseher nicht auf der Technik der organischen Leuchtdioden beruht. Auch wenn es sich tatsächlich nur um einen LCD-TV ohne Hintergrundbeleuchtung handelt, haben wir doch erkundet, dass er auf der IFA schon in diesem Jahr in 22 und 46 Zoll gezeigt wird. – Zu sehen wird er allerdings nur sein, wenn er eingeschaltet ist. Siehe oben.
Innerhalb der nächsten fünf Jahre will Haier mit einem 55 Zoll-3D-Fernseher alle erfreuen, die auf Fernsehen ohne Kabelgewirr warten. Eine tatsächlich zu 100 Prozent kabellose, dreidimensionale TV-Zukunft soll den Konzern-Repräsentanten zufolge auf elektromagnetischer Basis Realität werden. Auch bei den Themen Cloud Zone und Android TV will das chinesische Unternehmen, die weltweite Nummer eins unter den Waschmaschinen-Herstellern, das immer größere Unterhaltungs-Elektronik-Marktanteile auch in Europa erwirtschaftet, mitspielen.
Ein guter Grund, geistige Verbindung bei einem IFA-Rundgang mit den Weiße-Ware- und UE-Spezialisten aufzunehmen, ist Brain Wave TV. In Berlin darf jeder ausprobieren, wie es funktioniert, den Fernseher mit Geisteskraft zu steuern. Zusammen mit NeuroSky, einem führendem Unternehmen im Bereich Elektronenzephalogrammen, entwickelte Haier die verblüffende Technologie, bei der ein Außensensor Signale vom Gehirn aufnimmt und sie analysiert. Das ist Fernseh-Steuerung, die noch ein Stück weiter geht, als die Befehls-Eingabe über Gestik, Augen und Berührung, wie sie auch von anderen Herstellern auf dieser Funkausstellung gezeigt wird. Letzteres ist kein Hexenwerk: Es wird einfach eine Kamera im Rahmen des Bildschirms integriert.
Wer sich bislang vom HD-Fernsehen ausgeschlossen fühlt, zu den zwölf Millionen Haushalten gehört, die von veralteter Haustechnik betroffen oder von den Kosten für digitale Kabelanschlüsse geschockt sind, muss nach der IFA 2012 nicht mehr in die Röhre gucken. Hochdefiniertes Fernsehen für alle, sogar ruckelfrei, soll eine Settop-Box ermöglichen, die auch aus normalen Fernsehern ein Smart TV macht. Die Lösung von Video Web kostet einmalig etwa hundertfünfzig Euro, ist also an sich kein Abo. Zu den sonstigen Funktionen gehören das Abrufen von 100 Stunden Mediatheken-Programm, besonders interessant von regionalen Sendern, quasi als Zeitungs-Ersatz.
Je nach Vertrag kosten die High-Definition-Programme dann aber doch zwischen 3,75 und 5,00 Euro im Monat extra, als Ergebnis der Kooperation mit der Schweizer Firma Zattoo, die Live-TV mit Video Web TV offeriert. Dabei werden erstmals HD-Fernseh-Signale über das Internet übertragen. Verfügbar sind 13 öffentlich-rechtliche HD-Sender und elektronische Programmführer, die mit Fotos und anderen Premium-Funktionen ausgestattet sind. Voraussetzung: Ein schneller Internet-Anschluss.
Nach langem Vorlauf kommen auch Mini-Projektoren endlich sichtbar ins Spiel.
Seit 1996 arbeitete Carl Zeiss Jena an der Verkleinerung der Optik-Module für digitale Front-Projektion und bewegte sich innerhalb von zehn Jahren von fünf Kilogramm Gewicht pro Beamer auf unter 500 Gramm herunter.
Epson, Samsung, Mitsubishi und Toshiba führten auf der IFA 2005 in komplett abgedunkelten Räumen ihre Kleinst-Projektoren vor, die allerdings sichtbare Schwächen aufwiesen. Samsung gab mit einer Leuchtstärke von 25 ANSI Lumen, einem Kontrast von 1 000:1, einer Auflösung von 800 mal 600 Pixeln und zweieinhalb Stunden Durchhaltevermögen im Batteriebetrieb, der Wahrnehmung nach, noch das beste Bild ab.
Zurück in die Gegenwart: Philips PicoPix Projektoren, präsentiert vom französischen Hightech-Konzern Sagemcom, sollen vom Partyspaß, über Urlaubs-Diashows noch im Urlaub und Kinoerlebnis im eigenen Wohnzimmer, bis hin zur Präsentation beim Kunden, vielseitig, spontan und flexibel einsetzbar sein: Sogar bei Projektion auf farbige Wände. Die kleinsten und neuesten der LED-Beamer mit ihrer bei Licht emittierenden Dioden naturgemäß großen Lebenserwartung, die 130 Gramm schweren LED-Taschenprojektoren Philips PicoPix PPX 2230 und PPX 2330, zeigen Fotos oder Videos auf einer Bilddiagonale bis zu 1,50 Meter. Keine projektionstechnische Offenbarung, aber mit einer Helligkeit von 30 ANSI Lumen, einer Auflösung bis 640 x 360 Pixel und einem Kontrastverhältnis von 1500:1 für Einsätze der Studenten- und Spaß-Generation gut geeignet, wie die europäischen Nachbarn bereits vorexerzieren. In Deutschland wusste der Handel nicht, wo er die Winzlinge augenfällig zwischen den großen Projektoren aufstellen soll. Der Online-Markt sorgte dafür, dass auch hierzulande das Interesse an den teils nur 7,2 x 7,2 x 2,7 Zentimeter-kleinen Darstellern wächst. Über den USBQuickLink-Anschluss lassen sich Inhalte direkt vom Notebook zeigen. Ein integrierter MP4-Player, ein Lautsprecher, ein eigener 2-Gigabyte-Speicher und ein Micro-SD-Kartenslot sind zeitgemäße Features, die auch der Unabhängigkeit vom Rechner dienen. Der Philips PicoPix PPX 2330 versteht sich mit Apple-Geräten und projiziert über seinen Video-Eingang DVDs oder über den PC gestreamte Filme und Programme direkt.
Stärker ist beispielsweise der Familien-Beamer PicoPix PPX 2480: Auf einer Projektionsfläche von bis zu drei Metern und mit 55 ANSI Lumen, im Netzbetrieb 80 ANSI Lumen, nähert sich der Mini-Beamer ein klein wenig schon großem Heimkino an. Videos und Bilder können direkt vom Smartphone oder Tablet auf eine beliebige Wand geworfen werden.
Manchmal reicht das Handy doch nicht, um unterwegs schöne Bilder zu machen. Wer dennoch die Spiegelreflexkamera nicht mit sich herumschleppen will, kann mit der nach Herstellerangaben weltweit dünnsten F1.8 Digitalkamera mit schwenkbarem Display, der G1, eine verheißungsvolle Alternative ausprobieren: 195 Gramm leicht, soll das BenQ Top-Modell Tag und Nacht aus jeder Position, und ohne Stativ, tiefenscharfe Motive liefern, für dessen optimale Präsentation teils mehrere Aufnahmen zusammengeführt werden. Die Blendstufen für individuelle Tiefenschärfe und die Verschlusszeit für die gewünschte Belichtungszeit und Bewegungsdynamik lassen sich auch manuell einstellen.
Von winzigen Beamern und Kameras zu einem Riesenwachstum: Das erlebt zurzeit das Geocaching in Europa. 228.000 Schätze, laut Datenbank geocaching.com, die von Fans der modernen Schatzsuche mit Hilfe von Navigationsgeräten versteckt wurden, warten darauf, entdeckt, gehoben, neu bestückt, dokumentiert und protokolliert zu werden. Die Schnitzeljagd hin zu wasserdichten Behältern mit Logbuch und kleinem Tauschgegenstand funktioniert mit Hilfe geografischer Koordinaten und GPS-Empfängern. Oft müssen auch Knobelspiele gelöst werden, um sich allmählich zum Ziel vorzutasten. Je nachdem, welche Karten oder Zusatzmerkmale, wie etwa einen barometischen Höhenmesser, man für die Suche nach den „geheimen Lagern“ (deutsch für „caches“) benötigt, werden dazu beispielsweise die jeweils geeigneten Geräte der eXplorist-Serie von Magellan angeboten, die drei bis fünf Meter genau zum Ziel lotsen.
Für Kinder reicht Hossain El Ouariachi, Marketing Manager Europe, zufolge der speziell fürs Schätze-Suchen entwickelte eXplorist GC aus, auf dem sie auch ihre Wegmarken eintragen können. Der eXplorist 710 hingegen ist ein Outdoor-Begleiter mit allem drum und dran, der sich zudem als Wegweiser im Auto einsetzen lässt. Schritt-für-Schritt-Navigation und ein barometrischer Höhenmesser halten einen auf Schritt und Tritt über den genauen Weg, sowie die Höhen- und Wetterlage, auf dem Laufenden. Die vorinstallierte World Edition-Karte deckt sämtliche Straßennetze Westeuropas, der USA, Kanadas und Australiens, sowie die wichtigsten Straßen der „restlichen“ Welt ab. Kompassfunktionen lassen sich damit kombinieren. Wird der Startpunkt markiert, findet man anhand digitaler Punkte zum Ausgangsort zurück.
Beide GPS-Helfer sind direkt mit geocoaching.com verbunden, wo auch Fotos, Erfahrungen und alle Caches und Geocaching-Events zu entdecken sind. Etwas einfacher lassen sich die Produkte in Berlin finden. Allerdings muss man wissen, dass Magellan bei KOMSA in Halle 9, Stand 106, ausstellt.
Das Musikstück wurde auf dem Smartphone ausgewählt, die Bässe wummern. Im Bauch, im Kopf, im ganzen Raum ist die Musik hör- und spürbar: Doch das gefüllte Glas, das auf dem Wireless-Subwoofer mit dem ungewöhnlichen Design steht, vibriert kaum. Zwei Lautsprecher schauen sich an, das spezielle Kunststoff-Gehäuse des SONOS SUB (Hoch- und Mattglanz) erzeugt keine Nebengeräusche. Auch wenn der SUB unterm Bett liegt, liefert er vollen HiFi-Sound.
Über 100 Radiosender sind mit Sonos empfangbar und lassen sich drahtlos auf dessen Geräte verteilen und abspielen: In jedem Raum die gleiche Musik, bei gleicher oder unterschiedlicher Lautstärke, oder differierende Songs.
Vorsicht ist angebracht: Verschiedene Controller können auf bis zu 32 Geräten miteinander konkurrieren. Das kann einen Lautstärke- oder Auswahl-Kampf geben, wenn die Familienmitglieder unterschiedlicher Ansicht über das Musikprogramm im Zimmer des Sohnes, in Wohnzimmer und Küche sind, und sich einen Steuerungskampf liefern.
Neue Technologie, altbekannte Diskussionen. Irgendetwas muss bei der Unterhaltungselektronik-Messe IFA doch Bestand haben, während sich das Fernsehen immer weiter auflöst und alle Dimensionen verliert…
2012-07-20 Annegret Handel-Kempf, Wirtschaftswetter
Text: ©Annegret Handel-Kempf
Fotos Banner: ©aph
Infos zu Datenschutz + Cookies
zurück zu: Themen
zurück zu: Startseite
wirtschaftswetter.de
© 2003-2021 Wirtschaftswetter® Online-Zeitschrift