Autofahrer wurden vom neuen Kreisverkehr an der Kreuzung Allacher Straße/Wintrichring trotz der ersten Frühlingswärme eiskalt erwischt
von Annegret Handel-Kempf
München. Chaos an der Kreuzung Allacher Straße/Wintrichring: Seit 2008 wurden diverse Pläne diskutiert, um den Unfallschwerpunkt zu entschärfen. Eine wegen der anhaltenden Kälte verspätet gestartete Umbaustelle zugunsten von Linksabbiegern und Radfahrern verursacht nun seit ein paar Wochen Engpässe an dem Knotenpunkt, der auch von Pendlern und Schwerlastverkehr intensiv genutzt wird. Seit der zweiten Aprilhälfte kommen mit einem „teilsignalisierten Kreisverkehr“ an der unfallträchtigen Stelle weiterer Fahrbahnwegfall, sowie Unsicherheit über die neue Verkehrsführung, zum Baustellen-Nadelöhr hinzu. Die Folge: „Wedeln“ und Warten beim Abbiegen sind noch schlimmer geworden.
Der lang ersehnte Kreisverkehr kam über Nacht und wie ein Albtraum: Scheinbar endlos lange Verkehrsstaus, die auch die Schleichwege über kleine Nebenstraßen, Dachauer Straße, Menzinger Straße und Georg-Brauchle-Ring betreffen, entsetzen an der Grenze Nymphenburg-Neuhausen/Moosach seit Tagen Anwohner und Passierende. Aggressionsstaus entwickeln sich, wenn Fahrer aus der rechten Spur – angeblich ahnungslos – auf ihrer Fahrbahn vorbrausen und sich erst kurz vor dem Spurwegfall in die verbliebenen Spuren hineinpressen, zwischen Autos, die schon unendlich viele Ampelschaltungen und vordrängende Busse lang warten mussten. Dabei können sich die Kreuzungspassanten schon mal an die Verkehrsverdichtung gewöhnen, denn die bestehenden Fahrbahnen für Rechtsabbieger werden zurückgebaut. Dafür schafft die Stadt München rund um eine begrünte Verkehrsinsel abschnittsweise Zweirichtungsradwege und drei neue, barrierefreie Bushaltestellen. Kosten: 2,6 Millionen Euro.
Stefan Bauer, zuständig für verkehrliche Großprojekte beim Kreisverwaltungsreferat: „Wie erwartet, waren die motorisierten Verkehrsteilnehmer am Mittwoch mit der ungewohnten Verkehrssituation noch völlig überfordert… Kaum ein Verkehrsteilnehmer (war) auf den Kreisverkehr vorbereitet.“ Das hakende Reißverschlusssystem ist für ihn okay: „Die Beschilderung der im Zufluss zur Kreuzung wegfallenden Fahrspuren ist mittlerweile passend. Es sollen die Autofahrer keinesfalls schon hunderte Meter vor der Verengung die Spur wechseln, sondern erst kurz davor.“
Die Planer beobachten, wie die Fahrer mit der ungewohnten und beim konkreten Spurverlauf auch noch undurchsichtigen Situation des neuen Kreisverkehrs zurechtkommen, also den „Verkehrsdurchsatz“ und die Unfallstatistik. Bauer zufolge, geht man beim Münchner Verkehrsmanagement davon aus, dass sich die Situation in den nächsten Tagen einpendeln wird. Bauer: „Eine eventuell notwendige Optimierung der Ampelprogramme wird Ende (der) Woche besprochen, denn theoretisch würden die Programme nämlich passen. Den Anschluss der Nederlinger Straße werden wir in den nächsten Tagen etwas verbreitern, damit große Fahrzeuge besser ein- und ausfahren können.“
Vom Schreibtisch aus gesehen, dürfte vieles besser funktionieren, als aus der Perspektive von den Lenkrädern derer aus, die zwischen verschiedenen Terminen und Verantwortlichkeiten, mindestens bis Herbst, Tag für Tag im Stau eingeklemmt sein werden. Die neue Kreuzung soll im September in Betrieb gehen, ihre Außenäste bis November fertig sein.
Und so wird die Kreuzung im Endausbau aussehen: Vier Arme mit Mittelinsel, als Ergebnis einer Diplomarbeit, die zahlreiche Lösungsvarianten untersucht und die jüngst angegangene favorisiert hat. Bauer: „Die starken Abbiegeströme, die morgens und abends völlig unterschiedlich sind, lassen nur diesen Kreuzungstyp zu.“ Sein Trost für alle, die reichlich Ungemach für eine hoffentlich sicherere Abbiegung auf sich nehmen müssen: „Eine noch leistungsschwächere Bauabwicklung auf Bestandsfahrbahnen hätte sich bis ins Jahr 2014 hingezogen.“
2013-05-07, Annegret Handel-Kempf, Wirtschaftswetter
Text: ©Annegret Handel-Kempf
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