von Annegret Handel-Kempf
Bauch, Beine, Po – während zwei wackere Fitnesskämpferinnen die Zähne zusammenbeißen, um das gedehnte Bein nach Anleitung des Trainers qualvoll lange in der Luft zu halten, geht im Nebenraum der von lateinamerikanischer Musik und Bewegungsfreude inspirierte ZUMBA® ab: Rund 40 spaßbereite Tänzerinnen, Umsteiger, wie Neustarter im Körper-Work-out, machen Party. Zwölf Jahre nach ihrem internationalen Rollout, hat die Mischung aus lateinamerikanischen Rhythmen und Belastungstraining, via Spaßtanzen, selbst Sportvereine erfasst, deren Gymnastikprogramm sich seit den 1980er-Jahren kaum noch geändert hatte. Der Trend ist unübersehbar: Tanz in den Mai nach einem extrem harten Winter heißt 2013: "ZUMBA®".
Vorkenntnisse sind für die Mischung aus ganzjährigem brasilianischem Karneval, Dirty Dancing und Bauchtanz – eigentlich – nicht nötig: Die Choreographie bestimmt jeder für sich, orientiert am vortanzenden Trainer, der allerdings keine Veränderungen am rechtlich strikt geschützten ZUMBA® des Erfinders, dem Tänzer und Choreografen Alberto „Beto“ Perez, vornehmen darf. Der hatte in Kolumbien in den 1990er Jahren die Musik für seinen Aerobic-Kurs vergessen und improvisierte mit Merengue- und Salsa-Rhythmen aus seiner Paartanz-Gruppe. ZUMBA® war geboren und wurde mit den Grundrhythmen Cumbia und Reggaeton angereichert. Seit 2001 führt das Unternehmen ZUMBA® Fitness LLC, das „Beto“ mit zwei Freunden gründete, den Bewegungsmuffel-Tanzsport zum Boom, kommerziell professionalisiert und zentralisiert.
Egal. Nach jahrzehntelangen exakten Ansagen bei Aerobic und Co., trachten zumindest bei deutschen ZUMBA®-Work-outs alle Mittänzer danach, die vorgeführten Bewegungsabläufe möglichst genau nachzuahmen. Jeder will beim rasanten Tempo eine Partystunde lang fast pausenlos mithalten, und teils sogar mitsingen und -rufen. Entgegen dem üblichen Bild von ZUMBA®-Tänzern in knapper Bauchfrei-Kleidung, sind T-Shirts und Jogging-Hosen an Normalo-Körpern beim gemeinsamen Bewegungsspaß ganz üblich. Doch Vorsicht: Wer unter Übergewicht, Herz- und Kreislaufproblemen, leidet, muss vor dem ersten Feuerwerk aus lateinamerikanisch und orientalisch motivierten Schrittkombinationen unbedingt seinen Arzt konsultieren, damit die Glückshormone nicht in den Zusammenbruch führen.
Normalerweise sollten Fitnesstrainer sportmedizinische, biologische, methodische, musikalische und weitere Vorkenntnisse mitbringen, wenn sie sich als Übungsleiter für einen speziellen Tanz-Trendsport qualifizieren lassen wollen. ZUMBA®-Trainer müssen bereit sein, in speziellen Kursen teure Lizenzen der Rechte-Inhaber Fitness LLC zu erwerben.
Dem Deutschen Turnerbund (DTB) ist es nach eigenen Angaben nicht gelungen, anders als bei sonstigen geschützten Trendangeboten, ZUMBA® für die Vereine lizenzfrei nutzbar zu machen, da mit dessen Entwicklern keine Einigung über eine entsprechende Vereinbarung zu treffen war.
Obwohl deshalb keine kostengünstigeren Ausbildungs-Möglichkeiten geschaffen werden konnten, ist beispielsweise ein ZUMBA®-Instructor-Kurs in München im April 2013 sehr schnell ausgebucht. Instruktoren, die Übungsleiter nach den ZUMBA® Fitness LLC-Vorgaben ausbilden, gibt es in Deutschland sehr wenige. Denn erst vor ein paar Jahren ist diese Latino-Tanz-Fitness-Welle über den großen Teich bis zu uns geschwappt. ZUMBA® boomt, somit auch die kostspieligen Ausbilderkurse.
Nach Angaben von ZUMBA® Fitness LLC tanzen aktuell über 14 Millionen Menschen an 140.000 Standorten bei ZUMBA®-Fitness-Kursen mit. Die Kursbandbreite wurde dem allgemeinen Interesse an fetzigem Gesundheitssport, der Herz und Kreislauf stärken, Verspannungen in Rücken und Genick lösen, und das Abnehmen vereinfachen soll, angepasst: Beispielsweise ist ZUMBA® Gold die langsamere Variante für Senioren, aber auch Stäbchen-Schwinger kommen bei Spezialangeboten zum Zug.
Ein Tipp: Wer Mambo- und andere Tanz-Grundschritte schon in früheren Gymnastik- oder Tanzkursen automatisiert hat, tut sich leichter damit, konditionell und bei den schnellen Choreographie-Wechseln des ZUMBA® locker mitzuhalten. Armbewegungen, Hüftschwünge und Bauchwackeln kann man sich vor seiner ersten ZUMBA®-Stunde beispielsweise bei Shakira abschauen.
2013-04-01, Annegret Handel-Kempf, Wirtschaftswetter
Text: ©Annegret Handel-Kempf
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