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Editorial im Frühjahr 2014
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser, minderjährige Schüler, die von Amts wegen und in für sie unverständlichem Amtsdeutsch darüber "aufgeklärt" werden, dass sie in Deutschland wegen ihrer armen Eltern bereits im zarten Alter von fünfzehn Jahren als arbeitsfähig gelten und damit automatisch dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen zu hätten, wenn sie nicht Gründe darlegten, die dagegen sprächen. Ein Kleinkind, das inklusive seiner in Tränen in aufgelösten Mutter mitten im Orkantief "Xaver" aus dem Zug und auf einen eiskalten Bahnhof ausgesetzt wird, nur weil der Kinderwagen unvorschriftsmäßig im Weg stand - und Polizisten, die Mutter und Kind nur deshalb nicht nach Hause fahren konnten, weil sie ausgerechnet über keinen Kindersitz im Dienstwagen verfügten. Eigentümer und Anwohner, deren Klagen gegen Kindergärten, Pflegeheime und Hospize längst zum Gerichtsalltag gehören und schließlich Wahlen, an denen sich immer mehr Bürger nicht mehr beteiligen, weil sie sich von der Demokratie abgehängt fühlen, die, wie eine Bertelsmann-Untersuchung ergab, deshalb nur noch von einer Minderheit gestaltet wird, der es selbst relativ gut geht. Jeder sich selbst der Nächste? Ausgerechnet im Dezember des alten Jahres, im Monat des christlichen Wiegenfestes 2013 offenbarten diese und andere zahllose Ereignisse eine soziale Kälte, die offenbar nicht nur an den Außengrenzen der Europäischen Union immer dramatischere Züge annimmt, sondern bereits mitten in Deutschland für immer mehr Menschen unterträgliche Maßstäbe erreicht.
Kommen Sie mit und schauen Sie wieder öfter ins Wirtschaftswetter hinein, wie gewohnt veröffentlichen wir laufend bis zum 31. März. Ihnen ein gutes neues Jahr, möge es Ihnen gewogen sein
Lübeck, im Januar 2014
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