von Angelika Petrich-Hornetz
Irgendwo auf der Welt ist immer ein Feiertag. Schön zu wissen, wenn man selbst den ganzen Tag arbeiten muss, dass wenigstens ein paar andere Menschen hier und dort die Beine baumeln lasssen oder es mal so richtig krachen lassen können. Aber auch die etablierte, deutsche Neidkultur hat ihre Feiertags-Debatte, weil viele Feiertags in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich geregelt sind. Vor allem Bayern ist zum Gegenstand des Feiertags-Neides anderer Bundesländer geworden. Dem Lutherjahr sei Dank haben 2017 nun alle Bundesländer einen gemeinsamen Feiertag mehr – auch die Katholiken.
Feiertage bedeuten aber nicht nur ein paar Stunden mehr Freizeit, sondern sind auch wegen der Ehre, ihres Themas oder des Anlasses des Gedenkens immer etwas Besonderes und als Abwechslung vom Einerlei äußerst beliebt. Das will nicht mehr jedem dank einer globalen Feiertagsflut unbedingt einleuchten, die fast ähnlich inflationär wirkt wie Preisverleihungen. Jeden Tag gibt es unzählige Preisverleihungen für wirklich alles und so manch ein/e mehrfach Ausgzeichnete/r ist inzwischen behängt wie ein Christbaum.
Etwas ganz Besonderes ist es dagegen immer noch, wenn man an einem Feiertag Geburtstag feiert. Der britische Prinz William feiert zum Beispiel am 21. Juni seinen Geburtstag. Wer hätte nicht gern so gut wie fast jedes Jahr pünktlich zum Sommeranfang Einladungen zur Geburtstagsparty verschickt – auch wenn das nur für die Nordhalbkugel gilt.
Noch glücklicher als die an den beweglichen Feiertagen Geborenen dürfen sich die am 1. Mai Geborenen schätzen. Sie haben immer frei, wenn sie nicht zu den üblich, verdächtigen immer mehr werdenden Berufsgruppen zählen, für die keine Feiertags-Garantie gilt. Ob das bei Oliver Bierhoff, dem Teammanager der Nationalmannschaft auch der Fall ist? In der Regel frei halten sich jedoch immerhin einige Menschen zumindest den 1. Weihnachtsfeiertag am 25. Dezember
Über noch mehr, als nur über die Garantie am nächsten Tag ausschlafenzu können dürfen sich u.a. der frühere Bundesfinanzminister Hans Eichel, die frühere finnische Präsidentin Tarja Halonen und nicht zuletzt der 2015 verstorbene Motörhead-Gründer Lemmy Kilmister freuen bzw. Zeit ihres Lebens gefreut haben, an einem 24. Dezember und damit an Heiligabend geboren worden zu sein. Immerhin dieses Geburtsdatum können sich viele Menschen merken, auch wenn nicht bekannt ist, an welchem Tag Jesus von Nazaret ganz genau zur Welt kam. Wenn sie am ersten Weihnachtsfeiertag nicht gerade auftritt, hat auch die britische Sängerin Annie Lennox mit ihrem Geburtstag am 25. Dezember frei oder zumindest die ganze Familie nicht an zwei Tagen zu Gast. Einige Weihnachtskinder beklagen oder äußern zumindest manchmal den Verdacht, dass sie auch nicht gemäß der zwei äußerst wichtigen Anlässe zweimal großzügig beschenkt würden, sondern durchaus immer etwas „zusammengefasst.“
Aber auch weniger Feiertags-Begünstigte fühlen sich manchmal richtig vom Glück verwöhnt: Auch "nur" gemeinsam mit einem anderen angenehmem Menschen oder einer Persönlichkeit Geburtstag zu feiern, kann sich besonders gut anfühlen. So hatte zumindest bis 2016 ein Nicht-genannt-werden-Wollender das Glück stets gemeinsam mit Boxlegende Muhammad Ali am 17. Januar Geburtstag zu feiern – und war mächtig stolz darauf.
Aber dank ungebrochener, menschlicher Feiertagsfreude, werden tatsächlich auch immer neue Feiertage erfunden oder sogar auf alte Feiertage draufgesetzt. Wer es knapp verpasste, gemeinsam mit Muhammad Ali feiern zu können, muss sich nicht grämen, seit 2010 wird am 18. Januar der Welttag des Schneemanns - als Aktionstag mit Bezug zu Kindern, Spaß, Klima, Umwelt, Minderheiten, sozialen oder karikativen Themen begangen.
Was für Geburstage gilt, gilt auch für die allgemeine Fest- und Feierlaune. Nicht jeder versteht es zwar, die auf den 30. April datierte Walpurgisnacht oder Beltane unbedingt als Einladung zum Ausgelassensein zu begrüßen. Zumindest von 1949 bis 2013 verstanden es aber sämtliche Holländer. Sie tauchten bis dahin ihren Königinnentag am 30. April überall auf der Welt in Orange. Anlässlich des Geschlechterwechsels auf dem niederländischen Thron würde der Königinnentag ab 2014 zum Königstag (Koningsdag) auf den 27. April, dem Geburtstag vpm König Willem Alexander umgesetzt. Auch das dürfte Normalsterbliche, die an diesem Tag Geburstag feiern, freudig ereilt haben. Als Trost für die am 30. April Verlassenen und jüngste Feiermitglieder kamen am ehemaligen Königinnentag dann auch noch die Jazzer der Vereinten Nationen (UNO) dazu, sodass seit 2012 weltweit auch noch der Internationale Tag des Jazz begangen wird. Man kann sich also ganz unterschiedlichen Feiergründen an ein und demselben Tag widmen.
Und damit zurück zum Sommeranfang, i.d.R. der 21. Juni, dem Sommeranfang, der Sommersonnenwende und Prinz Williams Geburstag, außerdem werden noch die Nationalfeiertage in Argentinien und Grönland begangen. Und auch an diesen haben sich einmal mehr die Musiker gehängt und feiern weltweit seit Anfang der 1980er Jahre die Fete de la Musique, einem Fest, das der selbstgemachten Musik gewidmet ist. Zuhören ist aber auch erlaubt.
Einer der am stärksten frequentiertesten Feiertage der Welt ist offenbar der 21. März, auf den i.d.R. der Frühlingsanfang fällt. Falls Sie da ihren Geburstag feiern sollten, dürften Sie durch den einsetzenden Frühling also schon genügend aufgeheitert werden, aber Sie haben noch reichlich Mitfeiernde am 21.03.: die Puppenspieler am Internationalen Tag der Puppenspieler; in Zentralasien beim altiranischen Neujahrs- und Frühlingsfest Nouruz; am gleichzeitigen Internationalen Tag gegen Rassismus (Uno); am Welt-Downsyndrom-Tag und auch die Naturfreunde kommen beim Internationalen Tag des Waldes (FAO) auf ihre Kosten; die Mütter am Muttertag in Ägypten und in weiteren arabischen Ländern; die Haufrauen und Hausmänner sowie professionellen Hauswirtschafter am Welttag der Hauswirtschaft; die Poeten am Welttag der Poesie (Unesco); Menschenrechtsfreunde am Tag der Menschrechte in Südafrika.
Wer nun aber meinte, zehn Gelegenheiten an einem einzigen Tag zum Feiern seien einmalig – dasselbe wiederholt sich am 25. April, an dem genauso viele Gedenk- und Feiertage stattfinden: der Weltmalariatag (WHO), der nicht vielleicht nicht alle Geburtstagskinder erfreut, immerhin ist es aber eine ganz wichtige Aufgabe. Als Ausgleich gibt's dafür noch den Internationalen Tag des Baumes (Uno), die Nationalfeiertage in Italien, Portugal, auf den Faröer Inseln und in Swasiland; den ANZAC-Day in Australien, Neuseeland und Tonga; den Internationale Tag der Eltern-Kind-Entfremdung (PAAO) und das ist sicher der beste von allen: den Welt-Pinguin-Tag.
Das nachweislich dritte Mal Gelegenheit im Jahr gleich zehn Mal rund um den Globus zu feiern gibt es kurz darauf am 5. Mai anlässlich des Europatags des Europarates, außerdem dem Tag des herzkranken Kindes sowie am Internationaler Hebammentag, gleichzeitig Welttag der Handhygiene (WHO). Gleichzeitig wird am 5. Mai der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung begangen. finden die Nationalfeiertage in Dänemark, in den Niederlanden und in Mexiko statt, sowie der Kindertag in Japan und der Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus und auch der (alte) Krönungstag in Thailand.
In diesem Herbst haben bekanntlich alle Bundesländer am 31. Oktober anlässlich des Luhterjubiläums einen gemeinsamen Feiertag mehr, bzw. nur diejenigen Länder, die ihn noch nicht oder nicht mehr hatten. Außerdem ist natürlich Halloween und nicht zu vergessen: Weltspartag. Wem das alles nicht zusagt, hat ebenfalls aufgrund der erfrischenden Praxis, ständig neue Gedenk- und Feiertage einzuführen, Glück gehabt: Im jahr 2014 wurde der 31. Oktober zum Welttag der Städte(UNO) ausgerufen. Seitdem haben Sie die Qual der Wahl, ob Sie eher zur Gruselparty, in die Kirche, zur Bank oder in die Stadt gehen möchten.
Dass der 21. März, der 25. April und der 5. Mai weltweit wirklich die wichtigsten Feiertage wären, gemessen an der Zahl der an diesem Tagen stattfindenden besonderen Ereignisse, ist natürlich wegen zu erwartender Unvollständigkeit der hier nur nachlässig zusammengetragenen Feierlichkeiten alles andere als sicher. Wahrscheinlicher ist wohl, man findet weltweit rund hundert Feste, Aktionen und Gedenken an jedem einzelnen Tag. Doch auch die bisher unvollständige Datenlage vermittelt schon jetzt einen durchaus positiven Eindruck, nämlich den, dass auf der ganzen Welt jeden Tag immer wieder aufs Neue erinnert, gedacht und gefeiert wird.
2017-01-01, Angelika Petrich-Hornetz, Wirtschaftswetter
Text: ©Angelika Petrich-Hornetz
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