von Dr. Elisabeth Kärcher
Liebe Leserinnen und Leser,
Sparen ist für viele Menschen mehr geworden als bittere Lebensnotwendigkeit, nämlich ein Erfolgserlebnis. Wenn es schon nicht möglich ist, mehr zu verdienen, die perfekte Arbeitsstelle zu finden oder ein sorgenfreies glückliches Leben im Kreise von Freunden und Familie zu führen; - wenn also an vielen Stellen des erwachsenen Lebens eben kein Lob, kein Erfolg, kein sichtbares Ergebnis belohnen, so bleibt immer noch das wohlige Gefühl, gespart zu haben.
Werbung hat dieses Lusterlebnis des Sparens mit einprägsamen Slogans untermalt und damit den Nerv der Zeit getroffen. Sparen wird zum Selbstzweck. Damit entsteht das Risiko, dass sich Sparen vom notwendigen Umfang ablöst, Weitblick vernebelt, Mut blockiert und Großherzigkeit behindert.
Geiz ist jedoch genauso wie Gier getrieben von Maßlosigkeit. Und jede Maßlosigkeit enthält eine süchtige, eine kranke Dynamik. Gefährdet sind diejenigen, die ihr Selbstwertgefühl anders nicht stabilisieren können ebenso wie diejenigen, die einem idealen Selbstbild hinterherlaufen.
Doch die mangelnde Wertschätzung der eigenen Person führt immer tiefer in die Sucht. Befriedigt anfangs ein Bier, eine Zigarette, ein Stück Schokolade, ein Geldgewinn, eine Arbeitsleistung oder ein Sparerfolg, so muss es immer mehr und immer häufiger sein. Typischerweise bleibt keine Zeit, den Erfolg wirklich zu genießen.
Denn sich zutiefst zu freuen wie ein Kind, die Freude auszukosten, dankbare, freudige und glückliche Gefühle zuzulassen und ihnen in sich Raum zu schenken, das ist der beste Schutz vor süchtigem Verhalten. Wer hieran spart, bezahlt dies teuer.
Viele Grüße, Ihre Elisabeth Kärcher
2007-01-01 by Dr. Elisabeth Kärcher, Wirtschaftswetter
Text: © Elisabeth Kärcher
Illustration © Angelika Petrich-Hornetz
Banner: © Angelika Petrich-Hornetz
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