von Susanne Hagedorn
In unserer Geiz-ist-geil-Gesellschaft ist es in nach Schnäppchen zu jagen sowie Geld und Zeit zu sparen, wo es nur geht. Auf einem Gebiet wird dabei regelmäßig am falschen Ende gespart, nämlich am Lob. Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass es vielen Menschen leichter fällt jemanden zu kritisieren als ein Lob auszusprechen?
Dabei brauchen wir alle, egal ob Kind oder Erwachsener, Lob und Anerkennung. Schon George Herbst, ein englischer Dichter, bemerkte zu diesem Thema: Leistung ohne Belohnung ist eine Strafe. Nur, wie lobt man jemanden, ohne dass es unaufrichtig erscheint? Denn dann wird ein Lob nicht ernst genommen.
Zuerst einmal müssen Sie bemerken, dass Ihr Gegenüber eine Sache gut und richtig gemacht hat. Häufig konzentrieren wir uns auf die Fehler und bemerken eine gute Leistung oder die richtige Lösung eines Problems nicht einmal – als ob diese selbstverständlich wären.
Es fällt Ihnen zum Beispiel wahrscheinlich eher auf, dass ein Kinderzimmer nicht besonders aufgeräumt erscheint. Dabei übersehen Sie dann, dass der Bewohner das Bücherregal abgestaubt und neu geordnet hat. Ihr Lob sollte immer zeitnah erfolgen und nicht erst dann, wenn die Leistung schon einige Zeit zurückt liegt. Ein ehrlich ausgesprochenes Lob dann, wenn eine gute Leistung erbracht wurde, wirkt besser, als wenn es en masse erst nach einem halben Jahr auf der alljährlichen Betriebsfeier verteilt wird. Und ein Lob tut gut, jetzt und nicht erst morgen.
Sind Sie sicher, dass der oder die Richtige gelobt wird? Es gebührt demjenigen das Lob, der auch die Leistung erbracht hat. Wenn eine Gruppe diese Leistung erbringt, muss auch das ganze Team gelobt werden.
Unter Geschwisterkindern sollte altersgerecht gelobt werden. Kleinere Kinder können noch nicht die Dinge, die ältere Geschwister im Handumdrehen erledigen. Dem Krikel-Krakel-Bild eines Zweijährigen gebührt genauso viel Lob wie der Tuschezeichnung eines Teenagers.
Und übertreiben Sie nicht. Fast alle Menschen, besonders Kinder, haben feine Antennen dafür, wenn Ihr durchaus freundlich gemeintes Das hast Du aber schön gemacht nicht ganz ehrlich ist. Auch ein Zuviel wirkt unglaubwürdig. Sie werden von dem so Belobigten dann nicht ernst genommen. Und das ist nicht Sinn des Lobes, nämlich seine Wirkung zu verlieren.
Kinder müssen nicht immer mündlich gelobt werden. Ihrem Kind gefällt ein Lob genauso gut, wenn Sie es einfach nur in den Arm nehmen. Oder ein selbstgemaltes Bild - für alle Besucher sichtbar - aufhängen. Denken Sie einmal darüber nach, wie Sie sich selbst nach einem Lob fühlen. Es spornt Sie an. Auf geheimnisvolle Art und Weise scheint die Arbeit plötzlich viel leichter, alles läuft wie am Schnürchen. Die Bestätigung, dass Sie Ihre Sache gut gemacht haben, tut einfach gut. Außerdem kostet es nichts, außer ein paar Worte und Gesten. Oder wie König Salomo sagte: ... und wie wohl tut ein gutes Wort zur rechten Zeit.
In diesem Sinne: Knausern Sie doch, mit was Sie wollen - nur nicht mit einem ehrlich gemeinten Lob.
2007-01-16 by Susanne Hagedorn, Wirtschaftswetter
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Illu: © Angelika Petrich-Hornetz
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Schlussredaktion: Ellen Heidböhmer
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