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Notizen aus den USA

37. Folge

Wofür ich bezahlt werde und was andere tun

von Ines Kistenbrügger

Ich bin auf Jobsuche und überlege, wie ich meinen Arbeitsvertrag wohl am besten verhandeln sollte. Ich dachte an folgende Gehalts-Arbeitsleistungsklauseln:

· Bezahlung des Grundgehaltes X: Ich werde versuchen meine Arbeit zu bewältigen. Garantie gibt es keine. Schlechte oder fehlende Leistungen dürfen nicht reklamiert werden. Es gibt auch keine Möglichkeit nachzuvollziehen, was ich eigentlich getan habe, bzw. tue.

· Bezahlung des Grundgehaltes plus einer zusätzlichen Gebühr: Ich werde weiterhin versuchen meine Arbeit zu machen. Der Vorteil für den Arbeitgeber ist, dass ich ihm aufzeigen kann, was ich wann gemacht habe. Garantie für die Erledigung und für gute Leistung gibt es nicht.

· Bezahlung des Grundgehaltes plus zusätzliche Gebühr plus Abschluss einer Versicherung: Ich versuche meine Arbeit zu machen und der Arbeitgeber darf im Falle einer nicht erfolgten Leistung reklamieren und auf Schadenersatz pochen. Allerdings darf ich sehr lange für meine Arbeit brauchen. Es gibt keine Garantie auf Schnelligkeit.

· Der Arbeitgeber kann nun noch zusätzlich die Option Express anwählen, und dann garantiere ich, dass ich die anfallende Arbeit so schnell wie möglich mache.

Sei nicht so sarkastisch, ruft mein Mann aus der Küche herüber, wer würde denn auf so einen Vertrag 'reinfallen? Ich rufe zurück: Du hast einen solchen Arbeitsvertrag gerade gestern akzeptiert. Er war auf der Post und hat ein Paket nach Deutschland verschickt.

Pakete verschicken

Ein leidiges Thema. Eigentlich sollte es nicht so schwierig sein. Ich will ein Paket nach Deutschland verschicken so dass dieses beim Empfänger möglichst pünktlich ankommt. Doch irgendwie scheint es bei einigen Versandfirmen damit Probleme zu geben. Will ich eine Versicherung und Schnellsendebestätigung, dann sind die Gebühren so hoch, dass diese den Wert des Paketes bei weitem Übersteigen. Weigere ich mich diese Wahnsinnsportos zu bezahlen, dann wird mein Paket auch akzeptiert doch wahllos auf einen Haufen mit Zielrichtung Europa oder außerhalb Amerikas geworfen. Nicht ohne natürlich die gesetzlich geforderte Standardfrage zu stellen: Ist etwas Flüssiges, Verderbliches, oder Gefährliches in dem Paket? Nein, natürlich nicht, es handelt sich um ein paar Geschenke für meine Familie. Wann sagten Sie, dass diese ankommen? Vier bis sechs Wochen, da ich mal wieder zu geizig war, per Express zu verschicken. Nun gut, im Notfall gibt es dann die Geburtstagsüberraschung erst nach dem Geburtstag. Kann dann ja auch noch nächstes Jahr verwendet werden. Kein Beinbruch. Und nur geringfügig ärgerlich.

Der gute Wille zählt. So warte ich nun schon seit sechs Wochen auf ein Herbstpaket meiner Mutter. Keine Ahnung, wo dieses sich herumtreibt. Leider hat die deutsche Post nur die Fähigkeit nachzuvollziehen, dass dieses Paket Europa verlassen hat. Wo es nun ist, das kann auch mit der ausgewählten Option Tracking nicht herausgefunden werden. Gut dass wir diesen Service bezahlt haben. Vielleicht kommt das Paket ja noch zu Ostern an. Und das Osterpaket dann zu Weihnachten. Ich sollte lieber saisonneutrale Pakete verschicken als tatsächlich Zeit zu investieren, ein jahreszeitlich passendes Geschenk auszusuchen. Dann wäre es nämlich auch wirklich egal, wann das Paket eintrifft.

Was meine Jobsuche angeht, ich werde wohl nicht oben genannte Vertragsklauseln aushandeln. Das verbieten mir mein Stolz und natürlich die Realität erst recht. Ich muss leider meine Arbeit immer so gut machen wie es nur geht. Dafür werde ich schließlich bezahlt.


USA, 2007-12-24 von Ines Kistenbrügger, Wirtschaftswetter
Text: ©Ines Kistenbrügger
Illustration + Banner: ©Angelika Petrich-Hornetz
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