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Alles in der richtigen Reihenfolge

Die Relocaterin Corinne Walker berät Angestellte beim Auslandseinsatz
von Cornelia Schaible

Corinne Walker, Relocaterin, USA In den USA gibt es die professionelle Umzugshilfe schon lange – in Deutschland wäre der Relocater oder die Relocaterin vor ein paar Jahren noch ein Gegenstand für heiteres Beruferaten gewesen. Dass sich Angestellte international tätiger Unternehmen beim Auslandseinsatz zunehmend auf den Service von Relocationfirmen verlassen, hat nichts mit Bequemlichkeit zu tun, sondern mit immer neuen Formularen. Corinne Walker, die mit ihrer Familie vor zwölf Jahren von Süddeutschland nach Michigan gezogen ist, kennt sich damit aus. Behördengänge konnten sie noch nie einschüchtern, ganz im Gegenteil: Mit ihrer 1998 gegründeten Firma Consulting Organization & Worldwide Assistance (COWA), unterstützt sie die Entsendeten dabei, am neuen Wohnort Fuß zu fassen. Und davon profitieren nicht zuletzt auch die Unternehmen, sagt die studierte Betriebswirtin.
Die Wirtschaftswetter-Autorin Cornelia Schaible besuchte Corinne Walker in ihrem Büro in einer Detroiter Vorstadt.

Cornelia Schaible: Frau Walker, ist denn ein solcher Relocation-Service, wie Sie ihn anbieten, wirklich notwendig? Früher sind die Angestellten beim Auslandseinsatz doch auch alleine zurechtgekommen.

Corinne Walker: Natürlich würden unsere Kunden das auch selbst schaffen! Aber Zeit ist Geld. Und die Leute kommen hierher, um einen wichtigen Job zu machen – sonst wären sie nämlich nicht ins Ausland geschickt worden. Wenn sie ihre Energie in den ersten vier Wochen dazu verwenden, den täglichen Kleinkrieg zu meistern, kommt das die Firma teuer zu stehen. Wir hatten schon öfters junge Männer, die uns sagten, sie können das auch alleine. Und nach drei Tagen riefen sie wieder an – man kann nämlich nicht einfach vom Arbeitsplatz aus stundenlang telefonieren, weil man irgendwo in der Warteschleife hängt. Wir wissen auch genau, welche Fragen wir stellen müssen, wenn es zum Beispiel um einen Telefonanschluss geht

Cornelia Schaible: Die meisten ins Ausland Entsendeten sind aber bis heute Männer, die ihre Familien mitbringen.

Corinne Walker: Ja, und die Frauen finden sich dann plötzlich in einer leeren Wohnung oder im Hotel wieder und denken: Jetzt sitze ich hier, und der Container mit den Möbeln kommt in drei Wochen. Und das Schulenglisch reicht am Anfang häufig nicht aus, um den Alltag in Amerika zu meistern. Dann kommt der Mann am Abend heim und findet eine heulende Ehefrau vor. Das ist ungefähr das Letzte, was er in dem Moment braucht – er hat an seiner neuen Arbeitsstelle schon Stress genug. Aber es ist ohnehin ein Unding, wenn die Frau vor dem Umzug ins Ausland nicht weiß, was sie am neuen Wohnort erwartet. Deswegen fängt unser Service schon lange vor der Abreise an. Wir sind die Schnittstelle zwischen der Personalabteilung und den Expatriates, den Entsendeten.

Cornelia Schaible: Sie nehmen mit den Leuten in Deutschland Kontakt auf?

Corinne Walker: Ich habe auch ein Büro im Raum Stuttgart – ich besuche die Leute! Und ich bespreche mit ihnen in aller Ruhe zu Hause, was sie für Sorgen und Erwartungen haben. Dann gehen wir gemeinsam die Papiere durch – manche haben immer noch den alten grauen Führerschein. Sechs bis acht Wochen vor der endgültigen Abreise ist der so genannte Look-and-see-Trip. Wenn die Familien hier ankommen, wissen sie auch schon, dass sie den Wohnort passend zum Schulbezirk aussuchen müssen, nicht umgekehrt.

Cornelia Schaible: Und nach dem Umzug – was müssen die Neuankömmlinge im Umgang mit den Behörden beachten?

Corinne Walker: Dass sie mit den vollständigen Unterlagen auf den Ämtern erscheinen, und vor allem, dass sie dabei die richtige Reihenfolge einhalten: Ohne ein Visum geht gar nichts, anschließend kommt die Sozialversicherungsnummer und die Wohnsitzbescheinung. Erst dann kann man den Führerschein beantragen. Und so fort. Sobald die Leute hier angekommen sind, erhalten sie auch zwei Ordner mit Informationen, die speziell auf ihre Wohnadresse und ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind. Aber es ist nicht so, dass wir unsere Kunden babysitten. Wir geben ihnen nur die Mittel in die Hand, damit sie ihren Alltag in einem neuen Umfeld organisieren können

Update: Nach 22 Jahren erfolgreicher Arbeit für über 2500 Expats, Firmen und Familien zwischen Deutschland und den USA ging "Cowa Inc. - The Relocation Company" am 31.12.2020" in den wohlverdienten Ruhestand.


2007-03-29 by Cornelia Schaible, Wirtschaftswetter
Text: © Cornelia Schaible
Foto: © Cornelia Schaible
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