von Dr. Elisabeth Kärcher
Liebe Leserinnen und Leser,
das Jahr hat hohe Temperaturen in verschwenderischer Menge bereitgestellt. Gerade der sommerliche Frühling verführt dazu, vom kommenden Sommer erst recht viel zu erwarten: brütende Hitze, intensive Sonne, Hitzegewitter und badewannenwarme Meere.
Kommt es wirklich so, sind wir Deutsche schlecht vorbereitet. Seit der Antike scheint sich daran nicht viel geändert zu haben - berichtete doch schon ein römischer Erzähler von den Germanen, die gut Hunger und Kälte, aber schlecht Durst und Hitze ertragen konnten.
Sind wir also genetisch schlecht vorbereitet – oder einfach unerfahren? Wohl beides. Eingeborene, die in tropischen Regionen leben, sind eher klein, zierlich und dunkelhäutig. Eine im Verhältnis zur geringen Körpermasse große Hautoberfläche erleichtert die Abgabe überschüssiger Körperwärme und die dunkle Haut schützt vor den Sonnenstrahlen.
Aber Kleidung, Trinkverhalten, Haut- und Augenschutz und eine angepasste Tagesplanung gleichen die Nachteile aus. Jedenfalls richtig eingesetzt. Und da machen wir gerne so ziemlich alles falsch.
Warum haben Neuseelands Kühe grauen Star? Richtig, auch Tiere leiden, wenn ungehindert viel zu viel UV-Strahlung in die Augen dringt und das Ozonloch führt Downunder zu erheblichen Schäden. Junge Augen sind besonders gefährdet, denn die weichen Strukturen sind gut lichtdurchlässig und lassen zu viel Sonne bis zur Augenlinse durch. Am Meer ist es wie im Schnee, und wer seine Lieben in knallender Sonne am Strand toben oder auf Booten fahren lässt, sollte sie mit guten Sonnenbrillen ausstatten.
Sonnenbrand hat ja jeder schon mal gehabt, na und? Aber abgesehen davon, dass Sonnenbräune bei original weißer Haut die Haut schneller alt werden lässt, dass Brathähnchen und Brathühnchen dankenswerterweise mittlerweile aus der Mode kommen, ist ein Sonnenbrand eine echte Verletzung der Haut. Nur zart gebräunt ist heute sexy, und das ist gut erzielbar im Schatten, außerhalb der Mittagshitze und passend eingecremt.
Sonnenbrand bei Kleinkindern ist sogar eine Bürde für deren Zukunft, denn die zarte Haut lässt UV-Strahlen gefährlich tief eindringen. Also: Hut, Creme, T-Shirt und Mittagspause sind für die Kleinsten unbedingte Pflicht!
Überhaupt die Tagesplanung: In einem heißen Sommer tun wir gut daran, unseren Lebensrhythmus anzupassen, so gut es eben geht. Glück haben die, deren Arbeitgeber großzügig mit der Gleitzeit umgeht: Warum nicht um fünf Uhr morgens anfangen und gehen, wenn die Kollegen vor Hitze stöhnen? Oder sich eine lange Mittagspause im Biergarten gönnen und lieber in den lauschigen Abend hinein arbeiten? In heißen Ländern laufen immer nur die Touristen mittags (in der prallen Sonne) herum.
Kalte Getränke kühlen uns ab, oder? Tatsächlich heizen sie uns auf, denn kalte Getränke müssen im Magen und Darm auf unsere Körpertemperatur erwärmt werden. Das kostet Energie – und dabei produziert der Körper Abwärme. Optimal sind lauwarme Getränke, genau das, was Menschen in heißen Ländern trinken und viele Deutsche gerne von sich weisen. Nicht gerade zu ihrem Nutzen.
Viel nackte Haut ist im Sommer zu sehen. Diese ist bei Wind sicherlich luftig, aber für den Kreislauf gar nicht so gut. Denn die Verdunstungskühle, die der Körper über die Schweißproduktion nutzt, um eine Überhitzung zu vermeiden, wird auf diese Weise vergeudet. Der Schweiß wird rasch verweht und verdunstet so, dass wenig Kühlung für die Haut abfällt – die Folge ist ein enormer Bedarf an trinkbarer Flüssigkeit.
Perfekt sind doppellagige lange Gewänder. Das obere Gewand wehrt die Sonnenstrahlen ab. Und zwischen dem locker hängenden dünn gewebten Untergewand und der Haut verdunstet der Schweiß so, dass ein ständiger, leichter Luftstrom am Körper nach oben zieht. Das bringt Kühle und verbraucht wenig Wasser. So entsteht kein so starker Durst und kann Wasserknappheit leichter ertragen werden.
Gut sind locker flatternde, dünn gewebte Stoffe bei Hosen, Kleidern, Blusen, Hemden. Der Kragen oben sollte offen sein, sonst staut sich die Hitze. Krawatten sind also ungünstig und sollten, wenn sie unvermeidbar sind, lockerer als im Winter gebunden werden. Gleiches gilt für den Hosenbund. Hosenträger mit lockerem Hosenbund sind besser als eng abschnürende Gürtel.
Jede tropische Kleidung ist aber auch nicht perfekt, denn Mode, Religion und Zugehörigkeitssymbole über die Kleidung bestimmen weit mehr, was wir tragen als nüchterne Überlegungen. Auch wir müssen uns in unserem Alltag an viele ungeschriebene Regeln halten - aber wir können sie klug nutzen.
Viele Grüße
Dr. Elisabeth Kärcher
2007-07-01 Dr. Elisabeth Kärcher
Text : ©Dr. Elisabeth Kärcher
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Foto: ©Cornelia Schaible
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