von Angelika Petrich-Hornetz
Wie das Statistische Bundesamt im Juli 2007 mitteilte, erhielten im ersten Quartal dieses Jahres 1289 oder 33 Prozent der 3985 Väter, deren Antrag auf Elterngeld bewilligt worden war mehr als 1000 Euro im Monat, während 42 Prozent der Mütter lediglich den Mindestbetrag von 300 Euro erhielten. Von den 3985 Vätern bezog ein weiteres Drittel (1251 Väter oder 31 Prozent) ebenfalls den Mindestbetrag von 300 Euro und rund 1445 oder 36 Prozent der Väter erhielten im ersten Quartal 2007 ein Elterngeld zwischen 300 und 1000 Euro.
Der Anteil der Väter an den 58.417 bewilligten Anträgen lag im gleichen Zeitraum bei rund 6,8 Prozent. Von den Müttern erhielt rund die Hälfte (27.037) einen Betrag zwischen 300 und 1000 Euro, darunter waren 14.601 Mütter, die einen Betrag ab 300 bis 500 Euro erhielten. Mehr als 1000 Euro erhielten lediglich rund 4603 oder 8,5 Prozent der Mütter. Vergleicht man das Elterngeld mit dem zweijährigen Bundeserziehungsgeld erhielten im ersten Quartal 2007 mindestens 37.393 oder 69 Prozent der Mütter den Mindestbetrag von 300 Euro und Eltergeldbeträge zwischen 300 und 500 Euro im Monat und bekamen damit deutlich weniger als noch mit dem alten Erziehungsgeld - vorausgesetzt dieses wurde durchgehend zwei Jahre lange in Höhe von 300 Euro pro Monat ausgezahlt: Auf ein Jahr gerechnet ergäbe das Bundeserziehungsgeld dann 600 Euro pro Monat. Selbst die schon damals vorhandende alternative Version von 450 Euro eini Jahr lang wäre jetzt für einige mehr als das neue Elterngeld. Auch von den Vätern bezogen im ersten Quartal 2007 in Zahlen 1805 oder 45 Prozent lediglich Beträge bis 500 Euro.
Das in der Regel höhere Einkommen von den zudem häufiger als Mütter vor dem Elternjahr berufstätigen Vätern schlägt sich damit auch im neuen Elterngeld nieder. Dennoch bezogen lediglich 5892 oder 10 Prozent aller Männer und Frauen im ersten Quartal 2007 ein Elterngeld ab 1000 Euro. Demgegenüber standen 39.198 oder rund 67 Prozent Männer und Frauen, die Beträge zwischen 300 und 500 Euro erhielten. Nur 23 Prozent der Männer und Frauen bezogen Elterngeld zwischen 500 und 1000 Euro.
Die meisten Elterngeld-Bezieher lebten in Haushalten mit einem oder zwei Kindern. 32.390 oder 55 Prozent leben mit einem Kind in Haushalt, 17.312 oder knapp 30 Prozent lebten in einem Haushalt mit zwei Kindern, nur 6381 oder 11 Prozent lebten mit drei Kindern und nur 4 Prozent mit vier Kindern unter einem Dach.
Von den Ein-Kind-Haushalten bezogen 47 Prozent ein Mindestelterngeld von 300 Euro, 54 Prozent Beträge zwischen 300 und 500 Euro und immerhin noch 14 Prozent ein Elterngeld ab 1000 Euro im Monat. Von den Zwei-Kinder-Haushalten bezogen 31 Prozent das Mindestelterngeld von 300 Euro, 81 Prozent Beträge zwischen 300 und 500 Euro und 6 Prozent Beträge ab 1000 Euro. In den Haushalten mit drei Kindern bezogen 35 Prozent das Mindestelterngeld, 87 Prozent Beträge zwischen 300 und 500 Euro im Monat und ganze 248 Haushalte mit drei Kindern oder 4 Prozent bezogen ein Elterngeld ab 1000 Euro. In den Haushalten mit vier Kindern bekamen 35 Prozent das Mindestelterngeld, 90 Prozent Beträge zwischen 300 und 500 Euro und 48 Haushalte oder 2 Prozent ab 1000 Euro aufwärts.
Von den im ersten Quartal 59.882 gestellten Anträgen auf Elterngeld (alte Bundesländer 47.988, neue Bundesländer 9.535) wurden 58.417 oder 97,6 Prozent bewilligt - in den alten Bundesländern 97,1 und in den neuen Bundesländern 99,2 Prozent. 93,2 Prozent der bewilligten Anträge waren von Frauen gestellt worden. 91,9 Prozent betrafen eine voraussichtliche Bezugsdauer von 7 bis 12 Monaten, nur 1,2 Prozent einer voraussichtliche Bezugsdauer von 13 bis 14 Monaten.
~~ Kommentar: Von einem Erfolg auf ganzer Linie kann man wahrlich nicht reden, wenn ein Großteil frischgebackenener Eltern deutlich weniger Geld in die Hand bekommt, als noch vor wenigen Monaten. Schließlich sind die Kinder mit der gestiegenen Mehrwertsteuer und explodierenden Energiepreisen am ersten Januar 2007 nicht plötzlich billiger geworden. So ist es kein Wunder, dass es keinen kleinen Babyboom gab, wie die Bundesfamilienminsterin noch angesichts des damals noch in der Planung befindenden Eltergeldes und vor dem Hintergrund der WM-Euphorie einst prognostiziert hatte. 0,4 Prozent mehr sind für eine dermaßen lang und breit diskutierte Reform, die viele schlechter und zu wenige besser stellt, einfach noch zu mager auf der Haben-Seite.
Trotzdem kann man nach nur drei Monaten so gut wie gar nichts darüber sagen, ob und wie sich das Elterngeld weiter auf die Neigung, sich dem finanziellen und beruflichen Risiko Kind vorbehaltlos zu stellen, auswirken wird. Das Problem dabei ist nur, dass es zum Zuwarten und Ausprobieren schon zu spät ist. Spätestens vor dreißig Jahren hätte man mit sämtlichen Programmen beginnen sollen, die jetzt Ursula von der Leyen verzweifelt an allen Kinderbröckel-Fronten zu installieren versucht - während einige versprengte Kollegen noch nicht einmal wahrgenommen haben, dass sogar ihre Diäten und Pensionen eines Tages vom allgemeinen Kindermangel bedroht sein könnten. Was die junge Bundesrepublik versäumt hat, bekommt die alte jetzt serviert. Wer es eines Tages erleiden wird, soll sich nicht allein bei von der Leyen beschweren, sondern darf es auch bei allen ihren Vorgängern und deren Kollegen tun, die in einer langen, langen Phase Minister waren, als man immer noch der adenauerischen Meinung anhing, Kinder bekämen die Leute angeblich einfach so.
Man muss der Bundesfamilienministerin zu Gute halten, dass sie - wie wenige vor und neben ihr - die magere Kinderlage erkannt hat. Nur, das müsste sie auch ihren Ministerkollegen beibringen, vor allem der Bildungsministerin, den Ländern und einem Finanzminister, der in redlicher Absicht für die nächste Generation sparen will - irrigerweise auch, indem er an dieser nächsten Generation spart. Dabei müsste diese mittlerweile wie Hochleistungssportler im Trainingslager gecoacht und fit gemacht werden, schließlich hat sie einen Marathon vor sich - und keinen Endspurt.
Am Ende des Jahres werden die Babys gezählt. Sollten es nicht mehr als ein halbes bis ein Prozent werden, beginnen die Fragen, wozu der ganze Aufwand überhaupt sinnvoll gewesen sei. So wie bisher kann es jedenfalls auch nicht weitergehen. Das wissen inzwischen schon fast alle, viel mehr als das allerdings auch noch nicht.
2007-07-23 Angelika Petrich-Hornetz, Wirtschaftswetter
Datenquelle: Bundesamt für Statistik
Text + Illustrationen: ©Angelika Petrich-Hornetz
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