von Astrid Wehling
Mit diesem Satz warb Paul Hogan aka Crocodile Dundee in den Achtzigern in den USA für das Urlaubsland Australien. Und das kam an. Ein sonnengebräunter, vor Testosteron strotzender, knackiger Mann, mit Lachfalten, in abgerissenen Jeans und mit einem Krokodilszahn am Lederband um den Hals. Der dazu lässig die Grillzange vom Mittelfinger baumeln ließ.
Bah – was für ein Klischee, denkt sich jetzt sicher so mancher von Ihnen. Stimmt. Nicht alle Australier sehen aus wie Mick Dundee.
Aber grillen tun sie alle - mit Begeisterung. Und das mit Gerätschaften, die den glänzenden Karossen auf der IAA mächtig Konkurrenz machen könnten.
Wo früher ein paar Backsteine und ein Rost reichten, muss heute ein HighTech-Grill her, mit den verschiedensten Schaltern, Knöpfen und Reglern. Und mit einer Grillplatte, die mindestens so groß wie die Ladefläche eines Utes daherkommt.
In fast jedem Backyard (Garten), auf jeder Veranda und auf den meisten Balkonen findet sich so ein Ungetüm, gegen das sich Muttis Einbauküche dann doch eher etwas ärmlich vorkommt.
Selbst in den Parks und an den Stränden, wo früher die Ziegelstein-und-Rost-Variante üblich war, stehen heute immer mehr münzbetriebene Gasgrills. Gegrillt wird dort das ganze Jahr über. Was für mich früher unvorstellbar war, gehört hier zum Alltag: öffentliche Grillstellen, die dazu auch noch funktionieren und sauber hinterlassen werden.
Im Prinzip gibt es hier in Oz (Australien) zwei Varianten des geselligen Barbies (Barbecue - der Australier kürzt gern ab) – man trifft sich entweder draußen in der Natur oder zu Hause.
Für die erste Variante rückt die ganze Gesellschaft zum verabredeten Treffpunkt an - bewaffnet mit Decken, Tupperdosen, Kühlboxen und dem Winecooler. Es ist durchaus üblich während des Wochenend-Strandspaziergang auf gleich mehrere Großfamilien zu treffen, die zwischen Campingstühlen, Sonnenschirmen und Salatschüsseln fröhlich mit dem Satay-Spiesschen winken. Wenn man es geschickt anstellt, nämlich freundlich zurückgrüßt oder sogar für ein Schwätzchen stehenbleibt, bekommt man manchmal auch eines ab.
Wird man dagegen privat eingeladen, gilt das alte Prinzip der Bottle Party. Jeder bringt etwas mit. Was, das wird mit der Einladung ausgesprochen: BYO = Bring your own ... drinks. BYOP = Bring your own plate. Also, nicht nur die Flasche Cab Sav oder Chardy - Cabernet Sauvignon oder Chardonnay, wie gesagt, der Australier an sich kürzt gern ab -, sondern gewöhnlich auch Fleisch und/oder Salat und Nachtisch.
Ich erfreue mich immer wieder an den ungläubigen Gesichtern von Neuankömmlingen aus Deutschland, die das erste Mal zu einem Barbie bei echten Australiern eingeladen sind. Die Tradition wir schmeißen alles zugleich auf den Grill und wenn's gar ist, in eine Schüssel, und jeder nimmt sich was, hat schon so manchen Besucher aus dem Land der Bratwurstgrillweltmeisterschaft erblassen lassen.
Man gewöhnt sich dran. Auch an die Würste, mit der für deutsche Gaumen eigenartigen Konsistenz und den ungewohnten Gewürzen wie Thymian oder Fenchel. Was da schon mal hilft, ist das Weißbrot und der Berg von gebratenen Zwiebeln, in welche die Wurst gepackt wird. Australisches Fleisch dagegen ist erstklassig. Wenn man denn am Grill stehen bleibt und darauf achtet, dass man es schnell genug rettet, bevor es die Einheitsstufe more black than well done erreicht hat.
Seit einigen Jahren ist nun aber zunehmend zu beobachten, dass die Rezepte aus den Restaurants und aus den Lifestyle-Magazinen auch die Grillfans in Australien erreicht haben. Es wird experimentiert - mit Fisch und Seafood, mit Gemüse und mit Obst. Und ab und an auch mit Shrimps. Die hier allerdings Prawns heißen. Aber das hat der Mick damals einfach verschwiegen.
2008-01-12 Astrid Wehling, Wirtschaftswetter
Text: ©Astrid Wehling
Foto: ©Friederike Dornieden
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