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Forscher, Tüftler und geniale Einfälle

Anwendbare Innovationen haben Downunder Tradition

von Astrid Wehling

Bild Wäschespinne Kennen Sie noch die gute Wäschespinne, die früher in den Gärten stand und als Karussell für uns Kinder herhalten musste? Oder den alten Benzinmäher, mit dem der Großvater allwöchentlich im Sommer über den Rasen knatterte? Und Sie haben doch bestimmt schon seit Jahren eine Toilette mit Spartaste, oder? All diese vertrauten, alltagstauglichen Dinge wurden in Australien entwickelt und konstruiert.
Der fünfte Kontinent war schon immer für eine Erfindung gut, früher und heute. Die damaligen Neuheiten aus Downunder sind heute aus dem globalen Alltag nicht mehr wegzudenken.

Zum Beispiel in der Medizin: Howard Florey, ein Wissenschaftler aus Adelaide, entwickelte 1940 eine Methode, um Penicillin – das erste Antibiotikum überhaupt – so herzustellen und zu verarbeiten, dass es Menschen per Injektion verabreicht werden konnte. Das erste Ultraschallgerät (UI Octoson Scanner) wurde 1976 in Australien entwickelt. So konnten erstmals Bilder von Organen und Gewebe ohne Röntgenstrahlen erstellt und konserviert werden.
Und es war Australien, in dem zum ersten Mal Embryonen tiefgefroren und später wieder aufgetaut und eingesetzt werden konnten, nämlich 1983 in Melbourne. Selbst die Einwegspritze ist eine australische Erfindung, aus dem Jahr 1951. Sie wurde entwickelt, um das Problem schwer zu reinigender Glasspritzen zu umgehen.

Die aber momentan wohl jüngste und bekannteste medizinische Erfindung aus Australien ist das Cochlear-Implantat– das bionische Ohr. Ein im Gehirn eingepflanzter Sensor, der mit einem externem Mikrofon und und einem Prozessor verbunden ist, hat inzwischen über 24.000 Menschen das Gehör wiedergegeben.

Australier lieben ihr Auto ähnlich wie die Deutschen – so ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass dafür so Einiges Neues entwickelt wurde: Das Auto, das viele Touristen mit Australien schlechthin verbinden, ist der Ute - Juut ausgesprochen, ursprünglich: Utility Truck – in den USA auch als Pick-up bekannt. Auf Anraten eines Australiers, der gern am Sonntag die Familie in die Kirche und am Montag seine Schweine auf den Markt fahren möchte, konstruierte Ford im Jahr 1932 gemeinsam mit der australischen General-Motors-Tochter Holden den typischen Wagen mit Sitzbank vorn und einer Ladefläche hinten. Diese Utes, meist mit Werkzeugkisten, Material und dem Hund auf der Ladefläche beladen, sind aus dem australischen Straßenbild nicht mehr wegzudenken. Und die tragbare Babyschale, die mit Hilfe des Sicherheitsgurtes im Auto festgeschnallt werden kann, kam 1984 zum ersten Mal in Australien auf den Markt.

Doch auch Fußgänger profitieren vom Erfindungsreichtum der Menschen vom roten Kontinent. Es gibt an allen Ampelübergängen einen magnetbetriebenen Knopf, mit dem die Fußgängerampel aktiviert werden kann. Beim Umschalten auf grün ertönt ein bestimmtes Tonsignal für blinde und sehbehinderte Fußgänger, unterstützt von einem reliefartigen Pfeil auf dem Schalter, der die Gehrichtung anzeigt, und – zumindest an den Hauptverkehrsstraßen – ist auf dem Ampelmast auch der Straßenname in Braille angebracht. Zusätzlich und für den Fall, dass neben der Sehstörung auch ein Gehörverlust vorliegt, vibriert der Schalter: alltagstauglich und echt australisch.

Eine weitere Erfindung, die Sie wahrscheinlich auch bei sich im Haus finden, ist der gute, alte Notizblock. 1902 wurden in Australien zum erstmals Papierblätter zusammengetragen, der Rücken mit Karton verstärkt und an einer Seite geklebt – fertig war der Notizblock. Oder die elektrische Bohrmaschine, unentbehrliches Utensil jedes gut sortierten Haushalts, – eine Erfindung von James Arnot, die er sich 1889 patentieren ließ.

Von Sir Rowland Hill bei seiner Königin Victoria durchgesetzt, kamen 1840 in Sydney die ersten selbstklebenden Briefmarken auf den Markt. Unter anderem wurde damit das bis heute gültige System, in dem der Absender die Portokosten trägt, in Gang gebracht. Ein Jahrhundert später, 1958, setzte man die erste Black Box, den Flugrecorder oder Flugschreiber ein, erfunden von dem australischen Luftfahrttechniker Dr. David Warren. 1967 war Australien das erste Land der Welt, in dem Stimmrecorder und Flugschreiber zur Standardausrüstung der Flugzeuge gehörten. 1965 folgte die aufblasbare Notrutsche, die bei Flugzeug-Wassernotlandungen eingesetzt wird.

Ja, und wie unsexy wäre die Welt ohne die enganliegenden Badehosen und -anzüge aus Nylon und Lycra? Die Lebensretter an den australischen Stränden und nicht nur der australische Schwimmer Ian Thorpe und seine Olympia-Kollegen wären ohne ihre Speedos wohl nur halb so ansehnlich fürs Auge.

Der Esky – in Deutschland als Kühlbox bekannt und besonders beliebt als Kühltasche – ,Wein in Plastikbeuteln und Karton (wine casket), dann der unvermeidliche Hefe-Brotaufstrich Vegemite, mit dem australische Kinder seit Jahrzehnten groß werden und natürlich die Thongs – die Plastikschlappen mit einem Steg zwischen den ersten beiden Zehen –, auch diese wichtigen Zutaten eines australischen Sommers haben vom fünften Kontinent aus die Welt erobert.

 Bild Ute Die Erfinder aus Australien sind längst nicht nur Wissenschaftler aus Universitäten und Forschungsinstituten, auch wenn sich das Land mit fünfzehn Nobelpreisträgern sehen lassen kann. Privatleute, hier liebevoll Backyard Inventors genannt, reichen jedes Jahr aufs Neue unzählige Ideen ein oder melden sich für die Fernsehshow The New Inventors an, um ihre Erfindungen im ganzen Land bekannt zu machen.

Angesichts der Probleme, die hier immer noch existieren – sei es die Wasserknappheit, der Müll, Transport, Energiegewinnung, das Verkehrschaos der Städte oder die medizinische Versorgung – darf man gespannt bleiben, was Australien in den nächsten Jahrzehnten Neues und Innovatives präsentieren wird, das wieder der ganzen Welt nützen und gefallen könnte.

Weiterführende Informationen - nur noch als öffentlich zugängliches Archiv geführt. Anm. d. Red.: Australia Innovates


2008-01-01 Astrid Wehling, Wirtschaftswetter
Text: ©Astrid Wehling

Illustrationen: ©Angelika Petrich-Hornetz, Wirtschaftswetter®
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