von Astrid Wehling
Nordöstlich von Alice Springs, mitten in Zentralaustralien, liegt ein circa fünftausend Quadratkilometer großes Gebiet, von deutschen Siedlern um 1920 auf dem Namen Utopia getauft.
Utopia ist die Heimat von rund zweitausend australischen Ureinwohnern, den Alyawarra- und Anmatjirra-Völkern. Sie sind Vertreter der wohl ältesten noch existierenden Kultur der Erde, wahrscheinlich mehr als 40.000 Jahre alt. Traumzeiten, Mythologien, Initiationsriten und Zeremonien sind die wichtigsten Elemente dieser komplexen Kultur, die von einem tiefen Bewusstsein von und einer engen Verbundenheit mit der Natur geprägt ist.
Während die bekannte Punktmalerei der Aborigine seit Jahrtausenden innerhalb der Völker weitergegeben wird, entwickelten sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts neue Kunstformen. Rund um den wohl berühmtesten Landschaftsmaler der Aborigines, Albert Namatjira, entstanden weitere Landschaftsmalereien und eher freie Interpretationen der seit Generationen vertrauten Themen.
Albert Namatjira gründete die Hermannsburg School of Arts und seine Bilder werden heute weltweit hoch gehandelt. Sein Erfolg motivierte um 1930 seine Landsleute, sich den neuen Techniken zuzuwenden. Und so entwickelte sich in Zentralaustralien über die folgenden Jahrzehnte eine Kunstszene, die heute weltweiten Ruhm erfährt.
Im Gebiet Utopia leben heute ungefähr zweihunderfünfzig Künstler, die die Geschichten ihrer Vorfahren und ihres Landes auf die Leinwand bringen. Sei es abstrakt, sei es in der traditionellen Punkt- und Linienmalerei oder in einem Mix verschiedener Techniken. Die Bilder der Menschen aus Utopia erzählen von ihren stammeseigenen Traumzeiten, von den Früchten, den Gräsern und den Samenkörnern, die ihr Land beschreiben. Von den Corroborees, den Zusammenkünften, von Körpermalzeremonien und von heiligen Plätzen.
Die Mbantua-Galerie in Alice Springs arbeitet seit 1987 eng mit den Aborigines aus Utopia zusammen und fördert sie in ihrer Arbeit. Die Galerie beheimatet Werke der wohl berühmtesten Künstler aus der Gegend: Emily Kame Kngwarreye, Minnie Pwerle, Gloria Petyarre, Janelle Stockman und Barbara Weir sind nur ein paar der weltweit bekannten Maler und Malerinnen, deren Arbeiten hier in einer ständigen Ausstellung zu sehen sind.
Seit Mitte 2007 haben Besucher der Galerie auch die Gelegenheit, ein einmaliges Kulturmuseum zu erleben und so mehr über das Leben der Ureinwohner Australiens zu erfahren. In neuen Räumen präsentiert die Mbantua-Galerie das Aboriginal Cultural Museum. Hier sind neben Alltagsgegenständen, wie Nahrungsmitteln, Kleidung, Kochgeschirr, Waffen und Schmuck auch weitere Werke der Utopia Künstler zu bewundern.
So zum Beispiel demnächst auch das berühmteste Werk von Emily Kame Kngwarreye: Earth’s Creation, in der beeindruckenden Größe von 630 x 270 Zentimeter, das im Mai 2007 von der Galerie für den einmaligen Preis von über einer Million australische Dollar gekauft wurde. Nach einer Tournee durch Japan wird das Bild ab November 2008 hier in einer ständigen Ausstellung über das Leben und das Werk von Emily Kame Kngwarreyes gezeigt.
Kontakt + Informationen: Mbantua - Fine Art Gallery and Cultural Museum
2008-01-01 Astrid Wehling, Wirtschaftswetter
Text: ©Astrid Wehling
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