von Astrid Wehling
20 Januar 2009.
Der letzte Morgen in ihrem vertrauten Heim an der Pennsylvania Avenue 1600 in Washington DC. Ein letzter Blick aus den Fenstern des Weißen Hauses über den weitläufigen Rasen, ein letzter Gang durchs Oval Office. Noch einmal durch den Garten laufen, hin zu dem Helikopter, der sie zu ihrem neuen Heim in Texas bringen wird. Vorbei ist es mit der Berühmtheit, mit dem Scheinwerferlicht und mit der Webcam auf der Familien-Homepage. Vorbei mit Pressekonferenzen und mit den Gelegenheiten, einem Reporter mal so richtig in den Finger beißen zu können.
Barney und Miss Beazley sind zur Zeit die bekanntesten Scotch Terrier in den USA und würdige Vertreter einer langen Reihe von Hunden im Weißen Haus, das bis heute 43 Präsidenten und über 400 Vierbeiner gesehen hat.
“Willst du einen Freund in Washington, dann hol dir einen Hund” – dieser berühmte Satz kursiert seit den Tagen, in denen Harry S. Truman mit seinem Irish Setter Mike im Weißen Haus residierte. Ob dieser Satz auch wirklich von ihm stammt, ist allerdings nicht belegbar.
Nachzuweisen ist dafür das Zitat von Woodrow Wilson (1913 – 1921), der einmal sagte: “Wenn ein Hund nicht zu dir kommt, nachdem er dir ins Angesicht gesehen hat, solltest du nach Hause gehen und dein Gewissen überprüfen”.
So unterschiedlich wie die Präsidenten der USA, waren auch ihre Vierbeiner. Von der Truppe rund um das erste Staatsoberhaupt George Washington (1789 – 1797) – Mopsey, Taster, Cloe, Tipler, Forester, Captain, Lady Rover, Vulcan, Sweetlips und Searcher – bis zu George Bush Seniors Hündin Millie, deren Buch mehr verkaufte Exemplare aufweist als die Biografie ihres Herrchens: Die ersten Hunde im Staat waren immer für eine Schlagzeile gut.
So wie Laddie Boy, der Airedale Terrier von Präsident Warren Harding (1921 – 1923). Dieser hatte seinen eigenen handgeschnitzten Stuhl am Kabinettstisch.
Eine Ehre, die Him und Her, die Beagles von Präsident Lyndon B. Johnson (1963 – 1969), wohl nicht hatten. Sie wurden dafür von ihrem Herrchen gern an den Ohren hochgehoben – eine Unsitte, für die sich der Präsident mehrmals öffentlich entschuldigen musste.
Ein vierbeiniger Hauskollege der beiden Beagles, der Mischling Yuki, war für seine ausgesprochene Unfreundlichkeit bekannt, die selbst vor dem Schah von Persien nicht Halt machte. Zum Glück ging er bei ihm nicht ganz so weit wie später bei einem Sicherheitsbeamten, den er kräftig in den Schritt biss.
Ein präsidialer Hund muss sich eben nicht nach dem Protokoll richten. Das wusste wohl auch Pete, der Bullterrier von Präsident Theodore Roosevelt (1901 – 1909), der während einer Galaveranstaltung die Hose des französischen Botschafters zerriss und damit fast für einen internationalen Skandal sorgte.
Für immer in Stein verewigt ist Fala, die Scotch Terrier Hündin von Franklin D. Roosevelt (1933 – 1945), des am längsten regierenden Präsidenten der USA. Fala, die auch in Hollywood Berühmtheit erlangte, sitzt in dem Roosevelt Memorial in Washington an seiner Seite. Dieses Denkmal sorgte in den USA für heftige Diskussionen, da es FDR, fünfzig Jahre nach seinem Tod, entgegen seinem Willen im Rollstuhl zeigt.
Hunde waren seit eh und je ein beliebtes Gastgeschenk an die amerikanisches Präsidenten und ihre Familien. Manchu, der kleine schwarze Pekinese, war ein Präsent des letzten Kaisers von China an Alice Roosevelt, Tochter von Theodore Roosevelt. Chruschtschow überreichte John F. Kennedy (1961 – 1963) eine Welsh Terrier Hündin namens Pushinka, eine Nachkommin des russischen Weltraumhundes Strelka. Pushinka brachte vier Welpen im Weißen Haus zur Welt, die von JFK The Pupniks getauft wurden. John F. Kennedy war übrigens auch der erste Präsident in den USA, der Wert darauf legte, von seinen Hunden bei seiner Ankunft am Helikopter begrüßt zu werden.
Aber nicht alle Vierbeiner durften die gesamte Regierungszeit im Weißen Haus verbringen. Cockerspaniel Feller, ein Weihnachtsgeschenk an Harry S. Truman (1945 – 1953) wurde gleich an den Hausarzt weiterverschenkt. Fido, einer der zwei Hunde von Abraham Lincoln (1861 – 1865), musste daheim in Illinois bleiben. Ein Foto von ihm stand zur Erinnerung im Washingtoner Zimmer der Söhne Lincolns. Dieses war das erste offizielle Foto eines Präsidentenhundes.
Der Bouvier de Flandres Lucky von Ronald Reagan (1981 – 1989) wurde noch während der Amtszeit Reagans zurück nach Kalifornien geschickt. Ob es daran lag, dass er den Präsidenten eines Tages auf höchst unschickliche Weise quer über den Rasen des Weißen Hauses zog – und das vor den Augen von Margaret Thatcher – ist leider nicht zu beweisen.
Immer für eine Schlagzeile gut war auch Buddy, der Labrador von Bill Clinton (1993 – 2001), der vor laufender TV Kamera auf den präsidialen Teppich pinkelte und über den Journalisten sagten, er wäre endlich mal ein Freund Clintons, der nicht gegen ihn aussagen könne. Buddy starb 2002 nach einem Autounfall.
Ob Mopsey oder Tipler, ob Duke, Dash, Skip, Stubby, Tiny Tim, King Tut, Glen, Meggie, Blaze oder Heidi, Clipper, Wolf, Streaker, Yuki, Checkers, Pasha oder Grits – sie alle sind in den Geschichtsbüchern, Bildbänden, auf zahlreichen Webseiten und derzeit auch in einer Ausstellung verewigt: First Dogs läuft noch bis Ende März im Newseum in Washington DC.
Offiziell noch nicht dabei ist der Nachfolger von Barney und Miss Beazley. Ob der neue Hund der Familie Obama allerdings eine eigene Webcam bekommt, ist fraglich. Gemessen an der Medienkompetenz des Herrchens werden wir ihn oder sie dann wohl eher auf Facebook finden.
Update: Laut Medienberichten soll sich die First Family nun für einen portugiesischen Wasserhund als First Dog entschieden.
Weitere Infos:
Presidential Pet Museum
2009-01-10 Astrid Wehling, Wirtschaftswetter
Text: ©Astrid Wehling
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